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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Medizinerzunft die Schuld an der Krankheit ihrer Mutter. Brustkrebs, zu späte Diagnose.«
    »Die Polizei hier in Santa Fe hat mir erzählt, die Eltern seien bei einem Flugzeugabsturz umgekommen.«
    »Ja, aber ihre Mutter wäre ohnehin bald gestorben. An der späten Diagnose war sie unter Umständen selbst schuld. Angela hat von Ärzten nichts mehr erwartet, das kann ich Ihnen sagen.« Er zuckte mit den Schultern. »Womöglich nur eine Ausrede, damit sie nicht zum Doktor mußte. Die meisten Menschen erfinden aus Angst Ausreden, meinen Sie nicht?« Sein Blick ging wieder zu dem Papierflieger, als sei er enttäuscht, daß er nicht richtig flog. »Haben Sie schon mit Mary gesprochen?«
    Etwas änderte sich - der Tonfall, die Atmosphäre. Sie war erfüllt von etwas, das Jury nicht ausmachen konnte. Er schaute Nils Anders an, aber der hatte den Blick gesenkt.
    »Noch nicht. Ich weiß nicht, wo sie ist.«
    »In der Schule.«
    »Heute ist Samstag.«
    »Ach, tatsächlich? Na ja, Mary lebt sowieso nach ihrem eigenen Zeitplan. Wie oft hat Angela sie gesucht.« Anders lachte. »Einmal hat sie sie mitten in der Wüste, ungefähr eine Meile von ihrem Haus entfernt, gefunden. Mary saß mit ihrem Hund auf einem Felsen. Als Angela fragte, was sie da machte, sagte Mary: >Nichts.< Und Angie meinte, das hätte sie ihr abnehmen müssen. Sie hat einen Hund, der heißt Suma.«
    »Mr. Corey hat mir davon erzählt. Er meint, es sei kein Hund, sondern ein Kojote.« Jury lächelte.
    Auch Nils Anders lächelte. »Jede Wette. Mary behauptet immer, er stammt von einem deutschen Schäferhund ab, weil die Leute nicht so gern Kojoten auf den Fersen haben. Egal, er begleitet sie überallhin. Er heißt mit Spitznamen Sunny. Herrlich.« Er begann zu lachen. »Zu witzig. Ein Hund mit Spitznamen.«
    »Und mögen Sie sie?«
    Anders war überrascht. »Mary? Aber ja, natürlich. Wer würde sie nicht mögen?«
    »Zwei Leute könnte ich Ihnen nennen.«
    Mit einer Handbewegung tat er deren Meinung ab. »Sukie Bartholomew hat was Biestiges.« Das sagte er zwar verächtlich, aber nicht bösartig, sondern so, als formuliere er ein Naturgesetz.
    Jury lachte. »Na, die Meinung teilen Sie mit Malcolm Corey.«
    »Er nun wieder. Mary ist keine typische Nullachtfünfzehn-Dreizehnjährige. Ich nehme an, wenn ein Kind beide Eltern verliert, und zwar beide auf einmal . « Er hielt inne. »Sie hatten Geld, die Eltern, meine ich. Die Mutter hatte es geerbt, der Vater erarbeitet. Die Darks - die Mutter war eine Sylvestra Dark - hatten ein wenig Geld. Martin Hope hatte mehr. Das merkt man Angela oder Mary aber überhaupt nicht an. Sie leben ziemlich einfach.«
    »Angela war ungefähr zwanzig Jahre älter als Mary?«
    »Ungefähr. Angie war - einunddreißig, glaube ich. Vielleicht zweiunddreißig. Sie haben sich sehr gemocht.« Er schwieg, drehte sich um und schaute wieder aus dem Fenster. »Es ist wirklich schlimm für Mary. Haben Sie es bei ihr zu Hause probiert?«
    »Ich habe heute morgen angerufen. Aber keiner hat abgenommen.«
    Anders runzelte die Stirn und kaute auf seiner Lippe. »Rosella - die Haushälterin - ist eigentlich immer da.« Nachdenklich fuhr er sich mit dem Daumen über die Stirn. »Mary war vielleicht nur draußen . eben auf ihre Weise beschäftigt. Mary ist ruhig -nein, das stimmt nicht. >Still< ist vielleicht ein besserer Ausdruck.« Er lächelte. »Ich habe schon versucht, sie in ein Gespräch zu verwickeln - in ein ganz normales Gespräch, und sie stand einfach nur da wie die personifizierte Einsilbigkeit. >Ja<, >nein<, >ja<, >brumm<. Andererseits hat sie ein wilde Phantasie. Das heißt, sie saugt alles auf und spuckt dann manchmal Sachen aus wie ein Felsenvulkan.« Anders schaute Jury aus seinen klaren Augen an und sagte: »Sie glaubt, daß Angie ermordet worden ist.« Jury war überrascht. »Und wem unterstellt sie welches Motiv?«
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, mit Einzelheiten hat sie's nicht so.« Nils Anders richtete den Blick wieder zum Fenster.
    Da spürte Jury es erneut. Die Atmosphäre war plötzlich aufgeladen.
28
    Auf ihre Weise hatte sie etwas Nostalgisches. Sie erinnerte Jury an die unzähligen Apotheken, in denen er als Kind gewesen war - die engen Gänge, die überfüllten Regale, die Waschlappen und Duschhauben, die am Ende eines Regals an Haken hingen. Nur daß in englischen Apotheken natürlich keine Getränke verkauft wurden. Schade, dachte er und betrachtete die Marmortheke, Chrommixer und Holzhocker, auf denen Kinder sich immer so

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