Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
nur auf eine von ihnen abgesehen hatte oder auf alle drei; vielleicht wußte eine etwas oder sie alle. Oder sie besaßen etwas, das jemand haben wollte. Oder jemand wollte zumindest nicht, daß sie es besaßen. Der Punkt ist, wenn man an einem Faden zieht, zerrt man auch an zwei anderen.«
    Melrose überdachte es. »Sie klingen wie Maxim.«
    Macalvie stand auf. »Dann laß uns gehen, Sweetie. Ich brauche was zu trinken.«
36/III
    Melrose atmete zufrieden im Gleichklang mit der soeben entkorkten Flasche Chateauneuf du Pape und verspeiste seinen geräucherten Lachs aus der Küche des Royal Clarence Hotel. Wieder entstand vor seinem geistigen Auge Lady Kenningtons kleines Wohnzimmer. Er fragte sich: Mußte die Zeitung, die aufgefaltet neben der Couch gelegen hatte, unbedingt aus der Gegend von Stratford sein? Meine Güte, nein! Lady Kennington hatte mehrere Jahre in der Nähe von Hertford gewohnt, in einem winzigen Dorf, das zwar sicher keine eigene Zeitung hatte, aber es konnte eine aus Hertford sein oder vielleicht ein Lokalblättchen aus dem Marktflecken Horndean, der ja sogar noch näher lag.
    Melrose warf seine Serviette hin und sagte auf dem Weg zum Telefon in seinem Zim mer zum Ober, er möge seine Vorspeise bitte stehen lassen und den Wein in eine Karaffe gießen, damit das Bouquet sich richtig entfalten könne.
    Seine alte Freundin Polly lebte immer noch in dem Dorf Littlebourne.
    Seine alte Freundin Polly murmelte ein finsteres »Hallo«, sagte, es sei ihr ganz egal, daß es erst halb neun sei, aber sie habe sich geschworen, heute früh zu Bett zu gehen, und sei kurz vorm Einschlafen gewesen, als er die Dreistigkeit besessen habe, anzurufen. Dann schmetterte sie Melrose' Frage nach Zeitungen mit der Gegenfrage ab, ob er ihr Manuskript gelesen habe.
    Warum, fragte er sich, benutzten ihn Schriftstellerinnen immer als Erstlektor? Wieso legten sie, einerlei, was er sagte, Wert auf sein Urteil? Polly wollte wissen, ob ihm Seiten fehlten. Nein, er hatte es nur noch nicht zu Ende gelesen, und darum rief er auch nicht an. Als er ihre weinerlichen Fragen mit der Erwähnung des Namens Richard Jury unterbrach und so begründete, warum er noch nicht fertig war, war sie sofort hellwach.
    »Oh. Geht es um einen seiner Fälle?«
    Melrose sah die Wimpern über den lavendelblauen Augen förmlich flattern. »Ja. Aber ich will jetzt nur wissen, ob Sie eine Lokalzeitung neueren Datums irgendwo herumliegen haben.«
    »Meinen Sie den Hertforder Heimatboten oder das Horndeaner Intelligenzblatt?«
    »Polly, ich weiß nicht, was ich meine. Sie wohnen dort, nicht ich.«
    In Gedanken an seinen Wein ließ Melrose geduldig ihre weitschweifigen Ausführungen über seine vielen (nicht gehaltenen) Versprechen über sich ergehen. Daß er sie in Littlebourne habe besuchen wollen und sie sämtliche Einwohner in Aufruhr versetzt habe, und wie peinlich das gewesen sei ...
    »Polly, holen Sie bitte die Zeitung. Nicht die allerneueste, sondern eine von vor ein paar Tagen.«
    »Hier habe ich sie. Es ist eine Wochenzeitung.«
    Wie schnell das auf einmal ging! »Schauen Sie mal nach, ob ein Kreuzworträtsel drin ist .«
    »Ja. Die rate ich auch immer gern. Die in der Times
    sind mir zu schwer.« Es knisterte und raschelte in der Leitung. »Okay, was jetzt?«
    »Was ist zwei waagerecht?« fragte er.
    »Band. B-a-n-d.«
    »Band?« Melrose überlegte. »Sind Sie sicher?«
    »Hm, das D stimmt, weil fünf senkrecht definitiv >müde< ist. Und genau das bin ich auch.«
    »Polly, wie lautet die Rätselaufgabe?« Schweigen. »Polly?«
    »Wie? Verzeihung, ich habe gerade gedacht, vielleicht habe ich doch unrecht, vielleicht ist es nicht >müde<, sondern >matt<.«
    »Ich meine den Hinweis für zwei waagerecht. Lesen Sie ihn vor.«
    »>Ist rund, manchmal aber auch lang und glanz-voll.<«
    Das war's! »Ja, eindeutig ein >Ball<.«
    »Was?«
    »Nichts. Also, Polly, was steht sonst noch auf der Seite? Außer dem Kreuzworträtsel.«
    »Nicht viel. Ein Haufen Anzeigen. Es ist die . « Kunstpause, ». die Immobilienseite. Sie wissen schon, >Verkaufe<, >Vermiete<, das Zeug.«
    Melrose runzelte die Stirn. Sehr verheißungsvoll klang das nicht. »Lesen Sie sie bitte vor, ja?«
    »Die ganze Seite? Es sind doch nur reihenweise Immobilien.«
    »Lesen Sie vor, was ungefähr im Umkreis von zwei, drei Zentimetern um das Kreuzworträtsel steht.«
    Polly Praed seufzte schwer, weil sie sich wieder einmal von Melrose Plant nach Strich und Faden ausnutzen ließ. »Die Gemeindefeier -

Weitere Kostenlose Bücher