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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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oh, dafür hätte ich eigentlich einen Kuchen backen sollen -, die steht zwischen den Immobilienangeboten; dann das Cottage neben dem Bold Blue Boy, stand das nicht schon zum Verkauf, als Sie vor Jahren hier waren? Wollten Sie das nicht kaufen?«
    »Mit Sicherheit nicht. Weiter.«
    Sie las mindestens ein Dutzend Beschreibungen von Immobilien vor, die üblichen Schönfärbereien -herrliche Lage und Aussicht, Komfortwohnung -, die Makler immer ausspinnen. Melrose stöhnte. Dann fragte er sie direkt: »Polly, erinnern Sie sich an Lady Kennington?«
    »Natürlich. Sie ist ja gerade hier.«
    Melrose rutschte fast der Hörer aus der Hand. »Was?«
    »Sie wohnt im Bold Blue Boy - ach, davon war die ganze Zeit die Rede? Und warum haben Sie das nicht gleich gesagt und mich statt dessen die ganzen idiotischen Anzeigen vorlesen lassen? Es steht ganz hier oben. Der Landsitz der Kenningtons, Stoning-ton, steht wieder zum Verkauf. Deswegen ist sie doch gewiß hier. Sie hat es immer so gern gemocht -Moment mal! Sind Sie derjenige, welcher?«
    Verwirrt fragte Melrose: »Welcher?«
    »Derjenige, der es ihr vor der Nase wegschnappen will? Deshalb ist sie nämlich so schnell hierhergekommen, weil dieser skrupellose Mistk.«
    »Natürlich nicht, machen Sie sich nicht lächerlich.«
    »Wissen Sie nicht mehr, daß Sie es schon einmal kaufen wollten?«
    »Wollte ich nie. Das war bloß ein Trick, Tarnung. Also, Polly, ich kann Ihnen nicht genug danken. Sie sind ein Schatz.«
    Während des folgenden Schweigens hustete sie und überdachte kurz, wie skrupellos Melrose Plant sein konnte. »Und ... hm ... was ist mit Lady Ken-nington? Soll ich mit ihr sprechen oder was?«
    »Nein. Nein, eigentlich nicht. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn Sie gar nicht erwähnten, daß ich mich nach ihr erkundigt habe.«
    »Warum?« Jetzt wurde sie mißtrauisch. Jenny Ken-nington war schließlich frei und ohne jeden Zweifel attraktiv.
    »Es hat etwas mit ...« Aalglatt fuhr er fort: »Es kann sein, daß ich selbst nach Littlebourne kommen muß.«
    Das freute sie nun richtig. Das heißt, er vermutete es, obwohl sie es nie gesagt hätte. Sie beschwerte sich immer nur über seine gebrochenen Versprechen. »Bringen Sie mein Manuskript mit, dann können wir bei einem guten Tropfen darüber reden.«
    »Gute Nacht, Polly.«
    Triumphierend eilte Melrose zu seinem Dinner in den Speisesaal zurück. Der Herr Privatdetektiv, jawohl! Er hielt inne, sah, daß er in der Nähe des Empfangs stand, und fragte die Dame dort, ob er ein Fax schicken könne. Natürlich, sagte sie.
    Melrose zog einen kleinen Zettel mit der Telefon-und Faxnummer des Hotels in Santa Fe heraus, schrieb sie oben auf das Briefpapier des Royal Clarence Hotel, überlegte, was er schreiben sollte, und beschloß dann lächelnd, sich ein wenig dichterische Freiheit zu nehmen. Eine Zeile aus Die Geliebte des französischen Leutnants von John Fowles hatte ihm schon immer sehr gefallen. Da empfängt der arme Teufel von Held nach Jahren der Suche nach seiner Herzallerliebsten ein Telegramm von dem Detektiv.
    Verschwörerisch in sich hineinkichernd, schrieb Melrose (mit schwungvollen Lettern)
    Sie ist gefunden!
    Plant
    Und wenn Richard Jury wissen wollte, wo sie gefunden worden war, konnte er verdammt noch mal nach Hause kommen und sie selber suchen.
    Siegesbewußt marschierte Melrose wieder zu seinem Chateauneuf du Pape und seinem exquisit klingenden Mahl. Geschieht dir recht!
37/I
    Am Welcome Break unterbrach Melrose seine Fahrt.
    Diese Autobahnraststätten boten weniger die Möglichkeit zu einer entspannenden Pause als vielmehr den Anblick verwüsteter, zertrampelter Schützengräben, aus denen die Stadtbevölkerung in Scharen vor Bomben oder Kampfgas flüchtet. Soweit Melrose sah, erfolgte die Flucht hauptsächlich auf Motorrädern. Er blieb draußen vor dem Restaurant stehen und zählte am einen Ende des Parkplatzes nicht weniger als achtundzwanzig schwarzglänzende Monster in Reih und Glied. Die langhaarigen Besitzer saßen in ihrer schwarzen Kluft rittlings auf den Ledersitzen und rauchten. Melrose überfiel eine Welle nostalgischer Sehnsucht nach John Wayne, der an der Spitze eines Trupps Männer ritt, und nicht ein Pferd hatte einen Auspuff! Der Motorradtrupp ließ seine Maschinen aufheulen, und als Melrose durch die Tür ging, dröhnte das Geschwader an ihm vorbei.
    Er erstand eine Tasse Kaffee und leerte sie in einem Zug, die plastikumhüllten Teilchen, Pasteten und Desserts, die unter einem

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