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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sagt denn, daß es Blut ist?« Er zuckte zusammen, das machte ihn noch ganz verrückt. Maxim, der am Ende von Fenster scheinbar in einer Lache seines eigenen Blutes gelegen hatte, war scheinbar im zweiten Roman, Türen , wiederauferstanden. Das entscheidende Wort war hier wohl »scheinbar« ...
    Der wiederbelebte Maxim, eine Nummer kleiner. Maxim, tief in eines seiner unverständlichen, sophistischen Streitgespräche mit Sweetie versunken, der Heroine, der Protagonistin, vermutlich seinem Alter ego. Melrose zog die Manuskriptseiten aus der Innentasche, rollte das Gummiband ab und glättete die Seiten. Er las: »>Ich male dein Bildnis, und wer oder was wirst du?<«
    Ach, zum Kuckuck, an dieses gräßliche Streitgespräch erinnerte er sich gut. Maxim und Sweetie saßen am Eßtisch, in ebendem Eßzimmer, in dem er am Schluß von Fenster scheinbar in seinem eigenen Blute gelegen hatte .
    .Melrose blieb vor der schwarzen Basaltfigur eines Bischofs stehen und sann über Maxims und Sweeties Situation nach. Dann ging er durch das Hauptschiff, setzte sich auf einen Stuhl und wandte den Blick zu der gewölbten Decke. Melrose liebte Decken. Die farbigen Bossen, die Steinrippen. Und dort die Chorempore, wo Engel Harfen, Trompeten und Zimbeln in Händen hielten.
    Macalvie setzte sich neben ihn. »Was ist das?« fragte er und schaute auf das Manuskript.
    »Ach, ein paar Seiten eines Manuskripts, das mir eine Freundin geschickt hat. Schräge Geschichte.« Er erzählte Macalvie, wie Maxim am Ende des ersten Buches in einer Blutlache gelegen hatte und im zweiten Sweetie anscheinend kleine Briefe schickte. Wie er wieder seine verwirrenden Streiche spielte. Melrose wollte weg, wollte im Jack and Hammer genüßlich ein Bier trinken oder an seinem eigenen Eßtisch vor einem von Marthas Roastbeefdinners sitzen. Aber dann schaute er sich im Geist an ebendiesem Tisch um, sah seine Tante vor sich hin quasseln und kam zu dem Schluß, daß Maxim vielleicht doch keine so üble Gesellschaft war.
    Zu Macalvie sagte er: »Es hat etwas mit dem Unterschied zwischen Sein und Schein zu tun.«
    »Das hat's ja meistens.« Macalvie beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf die Knie.
    Melrose schaute ihn böse an und wechselte das Thema. »Und - hatten Sie Glück bei den Stickerinnen?«
    »Nein. Aber wer weiß, vielleicht erinnert sich ja eine von ihnen doch irgendwann noch an etwas, das uns weiterhilft.« Macalvie verschränkte die Arme fest vor der Brust. »Rush hat unter Garantie nichts rausgekriegt. Wie gern hätte ich mir die Cousine vorgeknöpft, die die Leiche identifiziert hat. Jetzt ist Jury schon mehr als achtundvierzig Stunden fort«, sagte er ungehalten.
    Melrose fragte ihn, warum er nicht selbst nach Santa Fe geflogen sei. »Sie wollten doch immer mal in die Staaten.«
    »Stecke bis zum Hals in Arbeit. Aber er kriegt sowieso mehr aus den Leuten heraus als ich.«
    Diese Bemerkung überraschte Melrose sehr. Des weiteren war er überrascht, daß Macalvie immer noch neben ihm saß. Daß er nicht nur sitzen geblieben war, sondern sich vorbeugte, die Ellenbogen auf die Knie stützte und die Hände zusammenpreßte. Bei jedem anderen hätte man gedacht, er bete. Ma-calvie betete aber nicht, er dachte nach. Dann kniff er sich in die Unterlippe und starrte geradeaus, vielleicht zu dem riesigen Lettner, dem Hochaltar, vielleicht auch ins Nichts.
    »Die Cousine, die läßt mir keine Ruhe.«
    »Wie das?«
    »Sie ist in Windeseile hierhergekommen und wieder abgeflogen, meinen Sie nicht?«
    »Aber die Polizei brauchte doch ein Familienmitglied, das die Leiche so rasch wie möglich identifizierte.«
    »Sie war innerhalb von vierundzwanzig Stunden hier. Weniger eigentlich. Den Flug von Albuquerque muß sie in Rekordzeit gebucht haben, um den Anschlußflug in New York zu kriegen. Ich meine ja nur, es ging verdammt schnell.«
    »Geradezu übereifrig, stimmt. Wie erklären Sie sich das?«
    »Bisher gar nicht.«
    Eine Weile lang schwiegen sie. Dann fragte Melrose: »Wenn sie sich also gekannt haben - diese Cousine und Helen Hawes, meine ich -, ist es dann möglich, daß Angela Hope einfach dazwischengeraten ist? Kann es sein, daß sie, hm, aus Versehen umgebracht worden ist?«
    »Aus Versehen« war kein Wort, das in Macalvies Wortschatz vorkam, schon gar nicht bei Ermittlungen in einer Mordsache. Er schaute nur nach hinten und betrachtete Melrose. »Der Punkt ist, sie haben sich gekannt. Also besteht eine Verbindung zwischen ihrem Tod. Möglich, daß man es

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