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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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das düstere Innere des Geschäfts. Die lieben Kleinen hatten wahrscheinlich nur ganz harmlos das Gehackte fürs Abendessen besorgt. Obwohl »harmlos« und »Cripps« ein Widerspruch in sich war. Melrose betrat den Laden, die kleine Glocke über der Tür klingelte, er sah sich um. Sollte er nach hinten durchgehen und gleich die Kühltruhen inspizieren? Vorausgesetzt, daß es welche gab? Vielleicht kamen ja Kühe und Schweine wie das blühende Leben an die Hintertür, machten dort Bekanntschaft mit Mr. Perkins' Hackebeil und verließen das Etablissement in Plastik
    eingehüllt durch die Vordertür. Melrose überlief es vom Scheitel bis zur Sohle: Diese blutrünstigen Visionen hatte er bestimmt nur, weil die Cripps ihn schon angesteckt hatten.
    Endlich erschien Mr. Perkins aus den Tiefen seines Ladens. Mit relativ sauberer Schürze und Wangen, so rosig wie das Mastschweinchen im Fenster, fragte er Melrose, womit er ihm dienen könne.
    »Ah«, sagte Melrose, der sich noch gar keine Gedanken über den vorgeblichen Grund seiner Anwesenheit gemacht hatte. »Ich, eh, ich wollte einer Familie, die hier in der Straße wohnt, was zum Abendessen mitbringen. Den Cripps, kennen Sie sie?«
    »Wer kennt die nicht?« lachte Mr. Perkins. »Die Blagen waren gerade hier. Haben einen Mordsradau veranstaltet und versucht, die HP-Sauce zu stehlen.« Er deutete mit dem Kopf auf ein Regal mit Flaschen und Gläsern mit Steaksauce, Essig und Senf.
    »Ich habe überlegt, na ja, vielleicht können Sie mir ja sagen, was sie gern essen. Lamm? Irgendeinen Braten?« Er hoffte, Perkins würde nicht schnurstracks zu dem Spanferkel gehen.
    »Bauchspeck!« verkündete er, unverhohlen stolz, daß er seine Kunden so intim kannte. »Ja. Ash Cripps, der mag sein Stück Bauchspeck, das ißt er allemal lieber als Filet.«
    Obwohl Melrose das ein ziemlich bescheidenes Präsent dünkte, bat er Mr. Perkins, er möge doch bitte ein paar Pfund einpacken.
    Da Ash Cripps mit dem Knast auf noch vertrauterem Fuße stand als mit seinem Fleischer, bemerkte dieser: »Ja, Ash läßt sich manchmal schon mit üblen Burschen ein.«
    Während Melrose zusah, wie Mr. Perkins fachmännisch sein Messer schwang, offenbar auf vertrautem Fuße mit Speckschwarten, überlegte er, was für ein Bursche Ash wohl war.
    »Er und Eddie Debens sind in den Autohandel eingestiegen. Jeder, der sich mit Eddie einläßt, ist, ach, wissen Sie . « Der Fleischer machte mit dem Zeigefinger Kreisbewegungen vor seiner Schläfe.
    »Nicht sehr vertrauenswürdig, nehme ich an. Wo ist denn ihr Geschäft?«
    Mr. Perkins nahm die Speckstücke von der Waage und ließ sie auf weißes Papier plumpsen. »Räume haben sie nicht. Sie nehmen, was sie draußen finden.« Er gestikulierte Richtung Straße.
    Mit offenem Mund nahm Melrose seinen Packen Speck entgegen. »Wollen Sie mir erzählen, daß Ash Cripps und dieser sogenannte Geschäftspartner -«
    »Eddie Debens, jawohl, der.«
    ». daß sie einfach Autos von der Straße nehmen und verkaufen?«
    »Verkaufen sie von der Straße weg, jawohl. Fragen Sie mich nicht, wie das funktioniert. Ich weiß nur, daß eines Abends einer von den Pakistani Mord und Totschlag gebrüllt hat, als er nach Hause kam und feststellte, daß sein Vauxhall weg war.« Dann sagte er leise: »Die suchen sie sich nämlich meistens aus.
    Die Pakistani und die anderen Farbigen. Das Viertel hier ist wirklich auf den Hund gekommen, seit sie sich hier eingenistet haben.« Mr. Perkins rümpfte die Nase. »Das macht dann vier Pfund und zehn Pence, bitte.«
    Melrose legte ihm eine Fünfpfundnote in die Hand, nahm das Wechselgeld, erwiderte: »Nichts zu danken«, als Mr. Perkins »Vielen Dank auch« sagte, und verließ den Laden. Als er die Straße entlangschaute und die abblätternde Farbe der Haustüren, die kahlen Vorgärten, den Müll in der Gosse und die völlig verrosteten Dreiräder und Ketten sah, fragte er sich allerdings, wie das Viertel noch weiter auf den Hund kommen konnte.
    Beim Näherkommen bemerkte er, daß die Kinder mal wieder einem Spiel frönten, das bestimmt mit einem oder mehreren Todesopfern enden würde. Wenn sie es richtig anstellten. Er blieb auf dem Bürgersteig stehen und beobachtete, wie drei, der ältere Junge und zwei Mädchen, eifrig dabei waren, Piesel-Pete an einen kümmerlichen Baum zu binden, der so dürr war, daß er sich unter dem Gewicht des Körpers nach hinten bog. Piesel-Pete heulte (natürlich) Rotz und Wasser, denn kein Spiel verdiente offiziell den Namen

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