Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Melrose, was Macalvie von Richard Jury wußte.
    Wiggins überdachte es mit vor Eifer schmerzlich verzogenem Gesicht und sagte: »Aha, da hatte es die Hope mit dem Mystischen.«
    Das Mystische wollte Melrose um jeden Preis vermeiden. »Ach, ich glaube nicht, daß ein paar Trips nach Mesa Verde und eine Handvoll Kristalle einen schon zum Mystiker machen.«
    »Nein, Sie natürlich nicht, Mr. Plant. Sie sind Skeptiker.«
    Melrose runzelte die Stirn. War er das? Er hatte sich eigentlich immer für eher leicht beeinflußbar gehalten, viel zu empfänglich für fast alles, was man ihm erzählte.
    »Nach Mr. Jurys Bericht hatte Angela Hope durchaus eine >spirituelle Ader< - wenn Sie den Begriff bevorzugen. Sie fuhr oft nach Mesa Verde. Und vergessen Sie nicht die indianische Haushälterin. Nein, ich sehe Angela Hope als jemanden, der sich sehr für das uns von den Indianern überlieferte Wissen interessiert.«
    Überliefertes Wissen der Indianer. Oje. »Ich finde eigentlich nicht .«
    Aber Wiggins war einerlei, was Melrose glaubte;
    er zog schon ein Buch aus seiner Bettlektüre und blätterte es durch. »Wissen Sie, daß die amerikanischen Indianer daran glauben, daß man Menschen mit Flüchen belegen kann? Das hier heißt Schwarzer Elch spricht.« Er hielt Melrose das Titelbild hin, damit er sich selbst überzeugen konnte. »Ich lese Ihnen einfach mal diesen Absatz vor.«
    Melrose wollte den Schwarzen Elch nicht sprechen hören. Aber er ließ Wiggins sein Zeug herunterleiern, während er sich im Zimmer umschaute und feststellte, daß mittlerweile in den meisten Vasen welke Sträuße hingen. Er würde noch ein paar schicken. Wessen Namen hatte er bisher nicht benutzt? Was für Kandidaten gab es noch ... ah! Vivian! Sie hätte bestimmt welche geschickt; sie hatte Sergeant Wiggins ja auch vor ein paar Jahren kennengelernt. Vivian würde Rosen schicken. Melrose wurde vom Zuklappen des Buchs aus seinen rosigen Träumereien gerissen und nickte: »Ja, sehr interessant. Aber finden Sie nicht, es ist ein bißchen, hm, unsicher als Mordart? Jemanden mit einem Fluch zu belegen?«
    »Von wegen unsicher, doch nicht für einen Indianer!«
    »Dann hätten es aber drei Flüche sein müssen, Wiggins. Was ist dann mit Nell Hawes und Frances Hamilton?«
    Wiggins legte den Schwarzen Elch weg, wühlte ein anderes Buch aus dem Stoß auf dem Boden und blätterte es durch. »Was wissen Sie über die Anasazi, Mr. Plant?«
    »Es reicht zum Leben«, antwortete Melrose und schaute in der Hoffnung zur Tür, daß Schwester Lil-lywhite sich mit dem Tee beeilte.
37/III
    Nachdem er das Seinige getan hatte, den Schwachen und Kranken zu helfen, verließ er das Krankenhaus und ging durch die Fulham Road hinüber zur Old Brompton Road, blieb einen Moment stehen und schaute in ein Schaufenster, das das Neueste in Sachen formloser Mode präsentierte. Warum liefen Frauen mit Kleidern herum, in denen sie wie in riesengroße Taschen gestopft aussahen? Die Schaufensterpuppe hätte auch auf dem Kopf stehen können, und man hätte es nicht gemerkt.
    Im Victoria and Albert Museum entrichtete Melrose seinen Obolus, bekam einen kleinen Metallanhänger dafür und begab sich in den Saal mit den Gemälden.
    Als er vor dem Stonehenge-Bild von Constable stand, war er ein wenig enttäuscht. Die Leinwand war gewiß der Größe des Motivs angemessen, das Bild fand er aber trotzdem ziemlich nichtssagend; letztendlich wurde es nur von dem Himmel gerettet. Er wußte, daß Constable für seine Himmel berühmt war, daß er immer »himmeln« ging (wie er sich auszudrücken pflegte). Hier sah man große graue Brocken Himmel wie zerschmetterte Felsen. Aber die Steine selbst sahen aus, als würde eine steife Brise sie umstürzen. In dem frühen Sonnenlicht sahen sie naß aus, als kippten sie gleich um, manche waren ja auch umgefallen. Insgesamt hatte der Anblick etwas zu Bläßliches, zu Verschleiertes, als löse das Licht die Steine auf. Ein so zerbrechliches, nebulöses, gespenstisches Bild von Stonehenge - noch dazu mit dem breiten pastellfarbenen Regenbogen, der sich darüber spannte - hatte Melrose nicht die ganzen Jahre mit sich herumgetragen. Er fand es romantisch, fast sentimental, eine edle Ruine, die leicht in der Landschaft untergehen konnte. Dabei hatte er an Stonehenge immer mit am reizvollsten gefunden, daß es eben nicht leicht von seiner Umgebung absorbiert werden konnte, nicht mit ihr verschmolz. Es war dunkel, schauerlich, undurchdringlich - sogar spöttisch. Aber doch

Weitere Kostenlose Bücher