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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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tanzten, hüpften und jubelten: »Bauchspeck, Bauchspeck, Bauchspeck!« Melrose fand es beinahe lobenswert, daß die Kinder über alles, das sich bot (ob Elroy, durchwachsener Speck oder sonstwas), in Begeisterungsstürme ausbrechen konnten. Sie amüsierten sich mit dem, was kam, und hätten sicher auch Beifall geklatscht, wenn ihnen das Haus unterm Allerwertesten abgebrannt wäre. Ash Cripps dankte Melrose überschwenglich, nahm das weiße Paket und begab sich in die Küche, um »schon mal mit der Brutzelei anzufangen«.
    White Ellie schickte sich immer noch nicht an, Melrose von seiner Last zu befreien, sondern zettelte ein Streitgespräch mit Eddie Debens an. In ihrem hohen näselnden Tonfall fing sie mal wieder mitten in der Geschichte an. »Also sag ich ihm, wenn er sich rumtreiben muß, dann soll er, verdammt noch mal, seine Koffer packen. Und schon is er in der Kneipe, und sie lungert an der Ecke rum.«
    Melrose hatte keine Ahnung, worüber sie redete. Das Kleinkind, das er in den Armen wiegte, wollte sie aber offenbar auch noch nicht schlafen legen. Sie stritt sich weiter mit Eddie herum. Streitereien waren, das wußte Melrose, die übliche Umgangsform bei den Eltern Cripps, so wie es für die Kinder gang und gäbe war, Piesel-Pete die Lampe über den Schädel zu ziehen.
    Als der Vater dem älteren Jungen befahl, aufzuhören, warfen sie sich wieder alle lachend auf den Boden.
    »Idioten«, sagte White Ellie.
    Um die Möglichkeit zu ergattern, mit Beatrice und Gabe zu sprechen, nahm Melrose schließlich mit dem Baby auf einem Sessel mit kaputten Sprungfedern Platz, über dem ein uraltes Federbett lag. Als er Frances Hamilton erwähnte (und Gabe erklären mußte, daß das die Dame aus der Tate sei), bedachte dieser ihn mit einem finsteren Blick und sagte: »Warum stellen Sie hier Fragen? Sie sind doch gar nicht von der Polizei.«
    »Cool«, sagte Bea, lächelte Melrose mitfühlend an und legte den Kopf auf Gabes Schulter.
    »Sie haben ganz recht. Bin ich nicht. Ich bin ein besonderes Gewächs, völlig sinn- und zwecklos.«
    Das fand Gabe allerhand. Er kniff die Augen zusammen und fragte: »Ey, Sie meinen, so was wie ein Privatdetektiv?«
    »Cool«, sagte Bea noch einmal.
    Da wehte der Duft von gebratenem Speck ins Zimmer, und die Kinder sprangen auf und rannten hinaus.
    »Nein, sondern ein Freund von Superintendent Jury, mit dem Sie schon gesprochen haben. Soweit wir wissen, sind Sie und Bea die einzigen, die Mrs. Hamilton bemerkt haben. Können Sie sich überhaupt an irgendwas erinnern?«
    »Also, ich habe ihm ja schon erzählt, was ich weiß. Und das war nichts. He, Elephant, hast du nur Tee zu trinken?« brüllte er quer durchs Zimmer und erhob sich.
    Bea zog ihn herunter. »Jetzt beantworte doch die dämliche Frage!«
    »Ich hab's dir doch gesagt.« Widerwillig setzte er sich wieder hin.
    Melrose schaukelte das Baby ein paarmal und sagte: »Sie haben Beatrice erzählt, daß Sie Mrs. Hamilton an dem Tag in der >Swagger<-Ausstellung in der Tate gesehen haben.«
    »Sie hat sich die Scheißbilder angeguckt, na und? Es ist eine Scheißbildergalerie.«
    Hinter Melrose spielten sich die Kinder wieder übel mit, und Bea brüllte: »Ruhe, auf der Stelle!«
    Das Baby in Melrose' Armen bewegte sich so leicht und zart wie ein Falter. Der Geruch nach gebratenem Speck breitete sich im Wohnzimmer aus. Melrose fragte Bea, ob es irgendwo in der Nähe einen Fisch-und-Chips-Laden gebe.
    »Ja, in der Circular Road«, sagte sie.
    Er setzte sich in dem »Schaukel«-Stuhl so hin, daß Robespierre sicher in seiner Armbeuge lag, und zog seine Geldbörse heraus. Dann rief er die lieben Kleinen zu sich, hieß sie, sich ordentlich aufzustellen, und teilte Fünfpfundnoten aus. Sie schauten Melrose an, als sei er der Weihnachtsmann persönlich. Selbst Robespierre riß die blauen Augen auf.
    »So. Jetzt kauft ihr Fisch und Chips für alle, das heißt, wir hier sind sechs, und ihr seid sechs. Alles klar?«
    Bei der Aussicht auf zweifachen Hochgenuß,
    Speck und Fisch und Chips, gerieten sie ganz aus dem Häuschen und riefen alle im Chor: »Huhu, huhu!« Sie hatten ja nun gerade erst entdeckt, wie witzig das war.
    »Ab mit euch, ihr Saubande!« rief Gabe.
    Sie zogen los. Angeführt von Gloria, warfen sie wie Kunstspringer auf dem Sprungbrett die Arme in die Luft. Die Marschiererei erinnerte eher an einen Aufmarsch der Hitler-Jugend. Sie defilierten aus der Haustür und sangen:
    Huhu
    El-roy
    Huhu
    El-roy
    Piesel-Pete bildete die Nachhut.

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