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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Gerade als sein nackter Hintern durch die Haustür entschwand, kam Ellie aus der Küche, schnappte seine Hosen und schrie: »Deine Hose, Petey, deine Hose!«
    Robespierre öffnete die Augen, richtete sie auf Melrose und stopfte sich die Faust in den Mund.
    Um sich nicht plötzlich zu erbrechen (überlegte Melrose) oder um nicht loszuschreien? Nein, offenbar nur, um darauf herumzukauen. Sein Blick blieb auf Melrose geheftet (wenn dies bei einem so leeren blauen Blick überhaupt möglich war). Dann schloß er die Augen wieder.
    »Also diese Mrs. Hamilton, Gabe. Warum erinnern Sie sich denn überhaupt an sie?«
    Gabe runzelte die Brauen. »Warum? Weiß ich doch nich. Aber wozu soll das Ganze gut sein? Warum interessieren sich alle so für die Frau?«
    »Weil es zwei weitere Todesfälle unter ähnlichen Umständen gibt.« Nicht ganz zutreffend, aber er mußte Gabes Interesse wecken. »Die drei Personen, alles Frauen, scheinen sich gekannt zu haben. Es kann sein, daß alle drei ermordet worden sind.«
    Überrascht schaute Gabe ihn an. Robespierre schlug die Augen wieder auf und fixierte Melrose mit einem weiteren beängstigend blauen Blick.
    Melrose fragte noch einmal: »Also, erinnern Sie sich nun an irgend etwas? Selbst an etwas, das damals nicht besonders wichtig zu sein schien?«
    Gabe kaute auf seinem Daumen, offenbar aufrichtig bemüht, sich zu erinnern.
    Beatrice hob den Kopf und sagte zu ihm: »Du hast mir erzählt, daß sie kreidebleich ausgesehen hat, als wenn sie sich erbrechen müßte.«
    »Ja, ja, ich glaube, das stimmt. Sie stand da, sah totenblaß aus und zupfte an was.«, Melrose starrte ihn an. »An was, meinen Sie?«
    »Na, an so was wie einem Stück Heftpflaster.« Er hielt eine Hand hoch, damit Melrose den Verband aus Gaze und Heftpflaster um seinen Finger inspizieren konnte.
    »Auf der Hand?«
    »Nö. Auf dem Arm.«
    Melrose dachte an sein Gespräch mit Lady Cray. »Mrs. Hamilton hatte es am Herzen. Sie behandelte es mit Nitroglycerinpflastern. Aber die trägt man auf der Brust.«
    »Woher soll ich das wissen? Ich hab so was noch nie gesehn. Hab ihr nich auf den Busen geglotzt.« Er grinste anzüglich.
    Beatrice setzte sich auf. »O mein Gott, man könnte ja denken, sie hat zuviel von dem Zeug abgekriegt, und da wurde ihr wirklich übel oder so.«
    »Das ist möglich. Aber unwahrscheinlich, glaube ich.« Andrews Verlobte hatte auf die Frage, wer Frances Hamiltons Arzt sei, gesagt, es sei ein Spezialist aus der Harley Street. Mit dem mußte Jury reden; Melrose würde er keine Informationen geben. Er saß in dem Sessel und quietschte geräuschvoll nach vorn, zurück, nach vorn, zurück. Beim Denken störte ihn das nicht, er überlegte konzentriert. Er dachte an J. M. W., daran, was ihm Diane über den schwarzen Hund erzählt hatte. »Der Hund war nur ein nachträglicher Einfall.« Melrose runzelte die Stirn. Ein nachträglicher Einfall, ein Unfall, etwas Zusätzliches, das vollkommen ungeplant war.
    Was, wenn der Tod einer der drei Frauen - und zwar nur einer von ihnen - geplant gewesen und die anderen zufällig gestorben waren? Wenn sie Teil des Gesamtbildes, aber nicht Teil des ursprünglichen Plans waren? Wenn es sich nicht um ein geplantes, sondern ein zufälliges Zusammentreffen, eine unglückliche Kette von Ereignissen handelte? Frances Hamilton und Helen Hawes lernen sich zufällig in Santa Fe kennen; beide treffen genauso zufällig Angela Hope. Eine soll sterben. Melrose glaubte, daß Angela Hope das Opfer sein sollte; Nell Hawes und Fanny Hamilton waren (metaphorisch gesprochen) durch die Querschläger des Terroristen gestorben. Ihr Tod war nur ein nachträglicher Einfall.
    »Sie wären ja eine echt gute Mutter, was?« Zum erstenmal am heutigen Nachmittag grinste Gabe.
39
    Rosella glaubte, daß Mary hinaus in die Wüste fuhr, um mit der Natur zu kommunizieren oder zu meditieren. Zum Lachen! Das wollte die Natur ja am allerwenigsten: mit der Menschenwelt kommunizieren, schon gar nicht in der Touristensaison. Hier draußen, wo das flache Land sich so weit erstreckte, wie das Auge reichte, konnte Mary besser denken.
    Sie setzte sich auf einen glatten Felsen neben einem Reisgrasbüschel und schaute auf das Flußtal hinaus. Neben ihr lag Sunny mit dem Kopf auf den Pfoten, seine Augen schossen zwischen den Felsen und den Piniensträuchern hin und her und verfolgten Mäuse oder Backenhörnchen. Sie wiegte die Leute in dem Glauben, Sunny sei teils silbergrauer deutscher Schäferhund, teils was anderes.

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