Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
zusammen, stürzen in den Flammen ihres eigenen Flugzeugs ab. Mußten nie alt werden. Keiner sah den anderen sterben und blieb allein zurück. Ihr Tod war typisch für sie. Sozusagen todschick und dramatisch. Sylvestra. Mary hätte gern Sylvestra geheißen; es klang wie der Name einer Göttin.
    Wieder lehnte Mary Dark Hope sich nach hinten über den Stein, legte die Handflächen auf die Erde, ließ die Tränen rückwärts fließen. Wie durch Zauber erschien Sunny aus dem Nichts vor ihr. Mary hob die Hand, streichelte ihm die Schnauze und wünschte, sie wäre den Dingen gegenüber nicht so hartherzig geworden.
    Es war, als hätte sie auf dem Weg nach irgendwohin eine Warnung übersehen, zurückgeschaut und sich zu Stein verwandelt.
40
    Als Jury durch die Tür des Rancho del Reposo trat, sortierten dieselben beiden Frauen die - wie es schien - dieselben Anmeldekarten, schauten auf und lächelten. Die Bar wurde wieder von einem riesigen Höllenfeuer erwärmt, das dunkle winkende Finger über den Kachelfußboden warf.
    Er blieb in der Tür des atriumähnlichen Cafés stehen und hielt nach Malcolm Corey Ausschau. Die Sonne wurde von den Glaswänden gespiegelt und warf Licht wie Konfetti über die Gesichter der Gäste. Er hätte schwören mögen, daß dieselben Leute wie vor zwei Tagen hier waren. Malcolm Corey sah er nicht, aber dort drüben unter einer Sammlung von Kachinapuppen saß Benny Betts, der in zwei Telefone gleichzeitig sprach. Nein, in drei, sah Jury, als er sich durch Tische und Stühle quetschte. Eins der Hoteltelefone hatte man zu Bennys Tisch gebracht.
    Ringsum Geplauder und Stimmengesumm, ab und zu von schrillem Lachen unterbrochen. Benny Betts zeigte mit einem Finger auf das Telefon, bedeutete ihm, sich hinzusetzen, und blinzelte und lächelte, als sei Jury im Deal inbegriffen. Er fuchtelte mit dem Telefon, das er gerade nicht ans Ohr hielt, in
    Richtung einer silbernen Kaffeekanne und eines Strohkorbs mit Brot und Muffins und lud Jury zum Essen und Trinken ein.
    Jury nahm Platz, zog sich eine saubere Tasse heran, goß sich ein und beobachtete Benny Betts' lebhaftes Mienenspiel. Benny war der Inbegriff von West-Coast-Coolheit. Blaue Augen, Zähne so weiß wie der Schaum aufgewühlter Brandung, braungebrannt. Ein kalifornischer Traum.
    Aber genau damit handelte Benny Betts ja auch. Den verhökerte er auch über seine Handies. Er kam zum Ende und verabschiedete sich a la Betts: mit einer Frage oder einem Versprechen.
    »Hal-lo! Richard Jury, Superintendent Bobby!« Bennys Hand schoß vor.
    Jury lächelte. »Ich bin überrascht, daß Sie noch hier sind, aber auch froh. Denn Sie kannten ja Angela Hope auch.«
    Benny Betts zog eine Braue in die Höhe und schaute Jury aus Unschuldsaugen an. »Wen?«
    »Also, Mr. Betts, Sie wissen, wen.«
    »Benny, bitte. Warum so förmlich?« Die weißen Jacketkronen blitzten.
    »Damit mir nichts passiert. Damit ich mich am Ende nicht mit einem Agenten und einem Kurzauftritt in einem Remake von Mein Freund Bill wiederfinde.« Jury schnitt sich ein Muffin auf. Warum aß er neuerdings dauernd? »Wo ist denn Malcolm Corey heute?«
    Betts zeigte nach draußen, in die weiße Ferne zu der schneebedeckten Straße und den Miniaturfiguren. »Dort unten. Ich hab ihm eine kleine Sprechrolle in dem Film besorgt. Er ist ganz aus dem Häuschen.«
    »Kann ich mir vorstellen. Sie müssen ja ein Marketing-Genie sein.«
    »Doch, ja. Wieso sind Sie denn überrascht, daß ich noch hier bin?«
    »Weil ich den Eindruck hatte, daß Sie kein Mensch sind, der sich lange irgendwo aufhält.«
    Achselzuckend schenkte Benny sich Kaffee ein. »Ist im Prinzip einerlei, wo ich bin. Hier, dort, überall. Jacke wie Hose.«
    Jury aß das Muffin. Karotte. Er dachte an Betty Balls Café in Long Piddleton. »Von Ihnen klingt das ziemlich fatalistisch. Als hätten Sie ohnehin keinen Einfluß auf die Dinge.«
    Benny lächelte, verkreuzte die Hände hinter dem Kopf. So sah er wahrscheinlich in seinem mahagonigetäfelten Büro im Managersessel aus.
    »Stimmt.«
    Jury schaute von seinem Muffin auf. »Und so was sagt der Mann, der den Zauberer von Oz neu verfilmen will? Ich bin überrascht.«
    »Dorothy ist übel mitgespielt worden. Und das Ende ist der totale Betrug.«
    »Übel? Inwiefern?«
    »Also, sie geht durch die Hölle, um diesen Zauberer zu suchen, und als sie ihn findet, ist es ein Popanz.« Benny wischte sich ein paar Krümel von seinem Designerjackett. »Aber es ist das größte Kindgef aller Zeiten. Ein

Weitere Kostenlose Bücher