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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Ebensowenig wie die Kollegen in Wiltshire.«
    »Eben. Gerade deshalb sollten wir ja hinfliegen.«
    »Steter Tropfen höhlt den Stein. Aus dem >wir< wird schließlich >ich<. Sie vergessen immer gern, daß ich mein Leben hier lebe.« Jury dachte an Jenny und daß er sie nicht erreichen konnte. Es war ein Jammer.
    »Tolles Leben.«
    Da hob auch Jury den Blick. Stimmt, dachte er traurig. Der mattschwarze Himmel war mehr als sonst mit Sternen übersät, als habe ein Sternengewehr ihn mit Sternengeschossen durchsiebt. Dann mußte er lächeln. Der Anblick erinnerte ihn an Covent Garden und das Starrdust. Die Minuten verstrichen in völligem Schweigen, und langsam reizte ihn Macalvies Hochstarren. »Was schauen Sie sich denn eigentlich da an?«
    »Die dunkle Materie.«
    Jury zuckte zusammen. Er bereute, daß er die Frage gestellt hatte.
    »Von der dunklen Materie haben Sie gelesen?«
    »Nein, das ist eins der vielen Dinge, von denen ich nichts gelesen habe. Los jetzt, ich bin müde.« Jury zerrte Macalvie am Ärmel.
    Macalvie bewegte sich aber nicht vom Fleck. »Es hat was mit der Erdanziehungskraft zu tun. Wissenschaftler haben errechnet, daß sich die erste Masse, die sie gefunden haben, über Trillionen Meilen erstreckt. Millionen Millionen, Jury. Es handelt sich um eine Masse, die so riesig ist, daß man sie sich nicht vorstellen kann. Das finde ich ja so interessant. Sie ist unvorstellbar, aber berechenbar.«
    »Wird das noch so ein Vortrag wie über tiefe Zeit?«
    Nun richtete Macalvie seinen Blick auf Jury. »Ich rede nicht von tiefer Zeit, ich rede von dunkler Materie. Kann ein Mensch sich nicht mal das Universum anschauen, ohne von Ihnen belästigt zu werden?«
    »Ein Mensch schon. Aber Sie nicht. Los jetzt. Ich habe überhaupt keine Lust, mitten in der Nacht hier rumzustehen und über das Universum zu reden.«
    Nun schielte Macalvie auf seine Uhr. »Meine Güte, es ist noch keine zehn. Das ist für Sie mitten in der Nacht?«
    »Wie kann jemand so Prosaisches wie Sie hier rumstehen und über tiefe Zeit und dunkle Materie reden? Was ist los mit Ihnen? Normalerweise sehen Sie doch immer nur, was am Ende einer Knarre oder einer Taschenlampe oder eines Mikroskops ist. Was soll diese ganze Philosophiererei?«
    Als sei diese Frage überhaupt nicht rhetorisch, wandte Macalvie den Blick wieder gen Himmel und antwortete: »Dunkle Materie. Ich hab's Ihnen gesagt.«
    »Was? Höre ich richtig? Wollen Sie andeuten, es gebe so etwas wie das unlösbare Verbrechen?«
    »Jawohl. Denken Sie mal einen Moment nach! Die Wissenschaftler - die Physiker, Chemiker, Astronomen - haben genug Fakten. Sie haben soviel Fakten, daß sie ihre Berechnungen anstellen können. Sogar beweisen können. Aber >beweisen< steht in Anführungszeichen. Denn wie kann man etwas beweisen, das man sich nicht vorstellen kann?«
    Jury begann auf dem alten Kai auf und ab zu laufen. »Macalvie, jetzt hören Sie mir auf damit! Sie wissen, und ich weiß, daß es nur zwei Gründe gibt, warum man einen Fall nicht lösen kann. Entweder hat man nicht genug Informationen, oder man hat Informationen, setzt sie aber nicht richtig zusammen. Basta. Finito.«
    Macalvie vergrub die Hände in den Hosentaschen und zuckte die Achseln.
    »Also, was ist, Macalvie? Sehen Sie es endlich ein! Wenn wir keine Verbindung zwischen Fanny Hamilton, Nell Hawes und Angela Hope herstellen können, liegt es entweder am Mangel an Informationen oder unserer Unfähigkeit, vernünftig zu denken.« Als Macalvie nicht antwortete, fügte Jury hinzu: »Ich habe einen Haufen Fälle nicht gelöst. Lieber Himmel, vielleicht gibt es ja auch einen Fall, den Sie nicht gelöst haben. Informationsmangel. Schlecht kombiniert. Für Sie ist es natürlich immer nur ersteres. Aber da ist doch nichts Metaphysisches dran.«
    Macalvie schüttelte den Kopf. »Vielleicht nicht. Weil es - unbegreiflich ist.«
    »Lächerlich. Unmöglich. Wollen Sie behaupten, daß wir es hier mit einem solchen Verbrechen zu tun haben?«
    Macalvie schnaubte. »Wie käme ich dazu, verdammt noch mal! Wir haben ja noch nicht mal alle Informationen beieinander, die es gibt.« Er gähnte. »Worin hat er recht?«
    »Was? Was meinen Sie?« Jury war in Gedanken immer noch heftig bei der Metaphysik.
    »Jimmy. Sie meinten, er habe nicht ganz unrecht.«
    Typisch Macalvie. Er vergaß nie etwas, auch wenn es noch so unerheblich war. »Jetzt will ich Ihnen mal was sagen, das Ihnen vielleicht nicht behagt.«
    »Wie aufregend.«
    »Obwohl Sie so ein guter

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