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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Anwandlungen von Hilfsbereitschaft ein kleines silbernes Notizbuch, das mit einem Wappen verziert war. Irgendwie kam es ihm bekannt vor. »Ja, weiter . « Melrose schrieb, während Jury redete. »Gabriel Merchant . Die Cripps? Machen Sie Witze .? Klar, erinnere ich mich. Aha! Lady Cray. Die möchte ich zu gern einmal wiedersehen . Slocum, Beatrice ... das Paar in der Tate, stimmt's? Aber wenn Sie schon mit ihnen geredet haben . Wie kann denn überhaupt eine Verbindung zwischen . Nein, ich habe kein Faxgerät - wozu denn? Ich schaffe es ja kaum, die Wählscheibe am Telefon zu bewegen ... Ja, gut, ich schicke es mit Eilpost. Ich besorge es, bevor ich fahre. Was haben die Telefonnummern mit . Commander Macalvie ... Na, das ist er doch immer!« Melrose lachte. Hörte indes abrupt auf, als er merkte, daß er vor lauter Überraschung wiederholte, was Jury sagte, obwohl Agatha ganz Ohr dabeisaß. Herrje, lernte er denn nie, seine Gespräche draußen zu führen, wenn sie im Zimmer war? Mit steinerner Miene blieb er die restliche Zeit sitzen, während Jury ihm erklärte, warum er mal kurz in die Vereinigten Staaten jetten müsse. Schon wieder. Und sie waren erst seit einer Woche zurück. Schließlich verabschiedeten sie sich voneinander.
    »Und was war das nun wieder?« Die Antwort blieb ihm erspart, weil die Frage offenbar nur rhetorisch gemeint war. »Du hast mir gar nicht erzählt, daß du nach London fährst!«
    »Zu meinem alljährlichen Besuch bei Mr. Beaton.«
    »Wer, um alles in der Welt, ist denn das? Von dem habe ich ja noch nie gehört.« Damit war Mr. Beatons Schicksal besiegelt.
    »Mein Schneider. Der Schneider meines Vaters. Und dieses hier«, Melrose hielt das silberne Notizbuch hoch, »ist meines Wissens das Notizbuch meiner Mutter.«
    Mit großen Augen fragte Agatha: »Wessen?«
    »M-u-t-t-e-r-s. Lady Marjories. Du erinnerst dich an Lady Marjorie, die Countess von Caverness?«
    Agatha entschied sich bei ihrer Antwort gegen die Wahrheit und für die Ermahnung, er solle nicht albern sein.
    Während er dasaß und über das Telefongespräch mit Jury nachdachte, wurde er plötzlich von der Stimme seiner Tante und dem jähen Erscheinen Mr. Momadays an dem hohen Fenster aus seinen Gedanken gerissen. Der neue Gärtner und Jagdaufseher, von einem Blitzstrahl erhellt, sah aus wie ein begossenes Skelett in einer Barbourjacke.
    Melrose ging zum Fenster, schob es hoch und bekam einen Regenschwall ins Gesicht. Er lauschte den gutturalen Lauten des wild gestikulierenden Mr. Momaday.
    »Mach das Fenster zu, Plant!« keifte Agatha. »Es regnet!«
    Sie merkte aber auch alles. Zu Momaday sagte er: »Ja, ja, alles klar.« War es zwar mitnichten, aber er knallte das Fenster zu.
    Das wiederum beirrte Mr. Momaday nicht im geringsten. Seiner Meinung nach konnte Melrose durch eine Glasscheibe ebensogut mit ihm parlieren wie sonstwo. Sein Mund arbeitete weiter.
    »Was erzählt dieser Momaday da die ganze Zeit? Er ist total verrückt. Das habe ich dir schon gesagt, als du ihn eingestellt hast.«
    Nichts dergleichen hatte sie gesagt. Im Gegenteil, sie war entzückt, daß sie einen Neuen durch Haus und Garten scheuchen konnte. Melrose hatte ihn nicht deshalb angeheuert, damit er nach Fasanen und Waldhühnern Ausschau hielt, sondern nach dem einen oder anderen Jägersmann, der bisweilen unbefugt auf seinem Anwesen herumpirschte. Mit entsichertem Gewehr und dienstlicher Miene streifte Momaday in grüner Barbourjacke und Gummistiefeln durchs Gelände und tat nichts. Außer eine bedrohliche Atmosphäre zu verbreiten. Zu ebendem Behufe war er ja auch aus dem Kandidatenreigen auserkoren worden. Er war zu wenig nutze und ließ Melrose in Ruhe. Mr. Momaday sah auch aus, wie es sich für seine Rolle geziemte. Er war hager, hatte einen länglichen Schädel und eine von permanenten Knitterfalten durchfurchte Stirn. Und erwarb sich zusätzlich das unerwartete Verdienst, daß er Agatha sozusagen aus dem Salon in die Büsche lockte. Denn nun hatte sie jemand Neuen gefunden, den sie drangsalieren konnte.
    »Wenn du nach London fährst, kannst du bei Har-rods vorbeischauen und mir etwas von dem gekochten Schinken aus Norfolk mitbringen.«
    »Wenn du gekochten Schinken willst, fahr nach Norfolk. Ich gehe nicht in die Lebensmittelabteilung von Harrods. Ich würde ja erst nach Tagen wieder auftauchen.« Er schaute auf sein Manuskript. Was für ein Alibi? Es fiel ihm nichts ein. Also zeichnete er ein Schwein. Der Schinken inspirierte ihn mehr als seine

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