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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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eigene Phantasie.
    Die Bewegungen seines Stifts lieferten Agatha neue Munition. »Schreibst du immer noch an dem albernen Krimi?«
    »Nein.« Melrose schrieb weiter.
    Sie seufzte und machte es sich auf dem Sofa gemütlich. »Was kocht uns Martha zum Dinner?«
    Uns? »Haggis. Und Rübenpüree. Mit einem guten Tropfen Malzwhisky, glaube ich.«
    »Mit Innereien gefüllter Hammelmagen? Herr im Himmel, das Zeug ißt du doch nicht etwa? Ich kann's nicht fassen!«
    »Ich esse und trinke und rezitiere Mr. Burns' Ode an das Haggis. Ja, so könnte es heißen: >An ein Haggis. Mit leichter Hand ich dich nun schneid<«, Melro-se tat, als schwinge er ein Messer, »>zerteil deine bunten Eingeweid, sie quellen herfür .. .<«
    »Absolut widerlich.«
    »Dann willst du mir wohl nicht Gesellschaft leisten? Es ist immer, hm, also ein bißchen, als wohne man einem düsteren Racheakt bei, wenn Ruthven die Haut ansticht.«
    »Du könntest dir aber doch einen Termin geben lassen«, sagte Norma. »Schließlich hat Jonah dich nie kennengelernt.« Ja, exzellente Idee! Und »Jonah« war, soweit er wußte, ein beliebter Name für Psychiater.
    »Ein ekelhaftes Arme-Leute-Gericht.« Immer noch beim Haggis, schüttelte Agatha sich und inspizierte den geplünderten Teetisch. »Dann sag ich eben Martha, daß sie mir ein paar von den Törtchen zum Mitnehmen einpacken kann. Sie hat ja bestimmt noch mehr in der Küche.« Sie hob den Blick. »Ich möchte mal wissen, was du dir da zusammenreimst, Plant.«
    Melrose antwortete nicht. Er hatte einen Brunnen gezeichnet und setzte nun eine kleine Statue daneben. Unfähig, sich etwas einfallen zu lassen, das Smithson einem Psychiater erzählen könnte, zeichnete er Bildchen auf die Seite. Der Gartenzwerg war zweifellos von Truebloods absurdem Plan inspiriert, sich Einlaß in Watermeadows zu verschaffen.
    Agathas Kommentare prasselten gnadenlos auf ihn nieder, aber er ignorierte sie und kehrte in Gedanken zu den Fludds und Watermeadows zurück.
    Miss Fludd wohnte doch sicher nicht allein in Wa-termeadows, es sei denn . War sie vielleicht als
    Vorhut von Lady Summerston gekommen? Als bezahlte Gesellschafterin oder so etwas? Aber das wäre bestimmt kein Beruf, der zu der jungen Frau passen würde. Verdammt! Wie konnte er nur so dumm sein, sie überhaupt nichts zu fragen? Was für ein Gespräch! Keine einzige brauchbare, handfeste Information war dabei herausgekommen!
    »Gar keine Frage, seit du aus den Staaten zurück bist, hast du dich verändert, Plant. Das finde ich schade.« Bla, bla, bla.
    Melrose stellte fest, daß er drei Hühner neben den Brunnen gekritzelt hatte. Er wandte den Blick zur Zimmerdecke, deren eleganten, klassizistischen Stuck er immer so besänftigend, ja beinahe einschläfernd fand. Und fragte sich, warum er nicht an den überaus simplen ersten Schritt gedacht hatte, die Fludds (angenommen, »Fludd« war der Familienname) zum Tee einzuladen. Das wäre doch mal eine nachbarliche Geste. Watermeadows grenzte immerhin direkt an sein Anwesen - wenn auch die Entfernung zwischen beiden Häusern eine halbe Meile betrug. Egal.
    »Was machst du?«
    Melrose schaute hoch. Der Redefluß verebbte allmählich. »Hm? Ach, ich mache nur eine Liste für Momaday.«
    »Eine Liste? Was für eine Liste?«
    »Für Sachen, die wir brauchen.« Melrose zeichnete eine winzige Schweineschnauze aufs Blatt. Er hatte eigentlich nie viel mit Schweinen zu tun gehabt, aber er fand, er mochte sie. Dies hier hatte einen Hängebauch wie diese koreanische Rasse. Oder waren es vietnamesische? »Futter, Dünger. Vielleicht einen Traktor.«
    »Was? Wozu brauchst du einen Traktor?«
    Melrose zeichnete einen Zaun um seine Bauernhoftiere. »Für den Bauernhof. Oder das Bauernhöf-chen. Ich will mich ja nicht überanstrengen. Den Traktor brauchen wir, um den Lehmboden zu pflügen. Lehm.« Er mochte den Klang des Wortes. Es gab so hübsche Worte, die mit Erde zu tun hatten: Scholle, Lehm, Moos, Moor .
    »Du mußt verrückt sein! Wir sind hier in Ardry End! Es ist ... ein Herrensitz!«
    »Nein.«
    »Aber wenn es ein wenig größer wäre, doch.«
    »Mrs. Withersbys Cottage auch, wenn es größer wäre.«
    Entrüstet ergriff Agatha für Ardry End Partei, den verstorbenen Earl of Caverness, Melrose' Vater, die verstorbene Countess, Melrose' Mutter, das Kristall und die Teppiche, die Diamanten und das DerbyPorzellan, erhob sich, wickelte die auf dem DerbyKuchenständer verbliebenen Scones in eine Serviette und verkündete: »Jetzt reicht's,

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