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Blinder Eifer

Blinder Eifer

Titel: Blinder Eifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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worden«, sagte er, als der Ober sich entfernt hatte, um andere Gäste zu bedienen.
    Beas Kopf fuhr auf. Sie verzichtete einen Moment darauf, ihr Schokoladendings in mundgerechte Happen zu zerlegen, und schaute ihn fragend an.
    »Mrs. Hamiltons Neffe. Er wurde in den Staaten ermordet.«
    »Wie schrecklich. Meinen Sie, die Art ihres Todes hat was damit zu tun?«
    Melrose schüttelte den Kopf. »Direkt nicht, nein. Die Mordsache wurde im großen und ganzen aufgeklärt. Aber es gibt andere Dinge, die damit zusammenhängen.«
    »Was für welche?«
    »Möglicherweise ein paar andere Todesfälle. Die Polizei ist sich nicht sicher.« Ob sie etwas über die Leiche in Old Sarum gelesen hatte? »Lesen Sie Zeitung?«
    Sie schaute ihn an. »Nö. Ich nix lernen. Ich unterschreiben mit Kreuz.« Sie zog die Gabel aus dem Mund und leckte die Schokoladenstückchen ab.
    »Entschuldigung, ich wollte nicht so von oben herab klingen. Ich meinte, ob Sie in letzter Zeit Zeitung gelesen haben? Über eine junge Frau, die man tot in Old Sarum gefunden hat.«
    Da blieb die dessertbeladene Gabel mitten in der Luft hängen. »Gott, Sie glauben doch nicht, es hat damit was zu tun?«
    Melrose zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.« Vielleicht hätte er den Mund halten sollen. Er wußte nicht genau, was er den Leuten, die er befragen sollte, sagen durfte und was nicht. Es war alles sehr nebulös, die Verbindung derart . hm, im Grunde unmöglich, und er konnte sich schlecht vorstellen, daß er Geheimnisse verriet.
    »Es stand nicht drin, wie sie gestorben ist. Wie also?«
    »Weiß ich nicht.«
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem letzten Klacks Mousse zu. »Viel wissen Sie ja nicht, was?«
    »Nein. Was für Sachen malen Sie?«
    »Geht Sie nichts an. Fertig«, seufzte sie, als sie die Gabel ordentlich auf den Teller legte. »Köstlich. Jetzt wär ein Kognak nicht übel.« Sie schaute hinter sich, wo der Ober war.
    »Stilleben? Landschaften? Große bunte Rechtecke wie Rothko?«
    »Warum wollen Sie das wissen? Sie würden es ja nur Gabe erzählen.«
    Melrose verdrehte die Augen. »Machen Sie sich nicht lächerlich. Verhalte ich mich wie jemand, der Sie verpfeifen will?« Er hob zwei Finger in Richtung Ober.
    »Woher soll ich das wissen?« Stirnrunzelnd betrachtete sie den Duchamp. »Ich male in Blau.«
    »Blau?«
    Sie nickte. »Blau. Basta. In allen Blautönen, die je erfunden worden sind, und ich habe auch ein paar eigene. Solche Blaus haben Sie noch nie gesehen.«
    Melrose öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ihm fiel nichts ein.
    »Als Gabe Ash blau angemalt hat, dachte ich natürlich, das sei eine Message. Bin voll ausgerastet. Ich dachte, er hätte sich in meine Bude geschlichen und rumgeschnüffelt. In meiner Bude schnüffelt niemand rum.«
    Ihr schmales Gesicht nahm einen harten, wilden Ausdruck an, als wolle sie ihn warnen, falls er genau das vorgehabt habe.
    »Wie bitte? Er hat Ashley Cripps blau angemalt? Haben Sie das gerade gesagt?«
    »Genau. Hat Ihr Kumpel von Scotland Yard Ihnen das nicht erzählt?«
    »Hat er vergessen.«
    »Es ging um eine Wette oder so was Blödes. Ash rannte nackt, wie Gott ihn schuf, durch die Gegend -blau von oben bis unten. Vielleicht wollte er die Lügnerin schockieren.« Sie lächelte heiter, als der Ober ihre doppelten Kognaks brachte. In zwei herrlichen Kognakschwenkern erglühten sie im Widerschein des Kerzenlichts. »Eins muß ich Ihnen lassen, knickrig sind Sie nicht. Prost.«
    Ließ sie ihm sonst noch was, fragte er sich, als er lächelnd sein Glas hob und mit ihr anstieß. »Vielen Dank. Dann sagen Sie mir auch eins: Was reizt Sie an den Bildern von Turner?«
    »Hab ich Ihnen doch gesagt. Das Licht. Wie er Licht malt. Wenn ich deprimiert bin, geh ich hin und guck sie mir an. Voll coole Bilder, da fühle ich mich gleich besser. Von dem hier aber auch.« Sie trank und leckte sich die Lippen. »Was sollen eigentlich die ganzen Fragen zur Kunst?«
    »Mich interessiert, wie intensiv Sie auf den Turner reagiert haben. Ich frage mich«, Melrose hob das Glas, um zu sehen, wie ihr Bild durch die Flüssigkeit verzerrt wurde, »ob Kunst töten kann.«
    »Sie machen Witze.« Sie dachte kurz auf. »Sie glauben, sie kann heilen.«
    »Ach ja?«
    »Das haben Sie doch gerade gesagt. Turner hilft Ihnen, wenn Sie deprimiert sind.«
    »Meine Fresse, das ist aber noch lange nicht dasselbe wie Töten oder Heilen.«
    Sie tranken ihren Kognak, er bezahlte die Rechnung.
    Ein gelblich strahlender Lichtkranz umgab die

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