Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Einsatz

Blinder Einsatz

Titel: Blinder Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Lafani , Gautier Renault
Vom Netzwerk:
Ende. Fang du schon mal an aufzuräumen, nimm die ganzen Papiere mit und die Festplatte aus dem Computer. In der Zwischenzeit bringe ich ihn zurück in den Keller, jetzt ist es hier noch leer, dann komme ich zurück.«
    Woher diese plötzliche Eile, und was hatten sie mit ihm vor? Hugh überlegte fieberhaft. Er wollte auf keinen Fall eine Gelegenheit zur Flucht verpassen. Sein Aufpasser packte ihn am Arm, um ihn wieder in den dunklen Keller zu schaffen. Sie nahmen den Aufzug.
    Als der anhielt und die Türen sich öffneten, rührte sich Hugh nicht vom Fleck.
    »Na los, vorwärts, wir wollen hier keine Wurzeln schlagen!«, herrschte ihn der Entführer an und zerrte an seinem Arm.
    »Mir ist schwindlig.«
    »Raus hier! Vorwärts!«
    Plötzlich vernahm er eine andere Stimme:
    »Entschuldigung, meine Herren, alles in Ordnung?«
    Hugh spürte, dass sich der Griff seines Aufpassers lockerte. Diese Gelegenheit nutzte er, um sich loszureißen, er schob sich die Binde von den Augen und rannte so schnell er konnte los. Seine Schritte hallten in der kahlen, verlassenen Halle wider. Wenige Meter vor ihm waren Glastüren. Die meisten waren mit Ketten abgesperrt. Draußen war es Nacht. Nur eine Drehtür in der Mitte schien zu funktionieren. Er hoffte, dass ihn seine Intuition nicht täuschte, und zögerte keine Sekunde. Er hörte aufgeregte Rufe. Sein Entführer war beim Anblick des Wachmanns in die andere Richtung verschwunden. Der wiederum rührte sich nicht vom Fleck, da er sich nicht entscheiden konnte, welchen der beiden Unbekannten er verfolgen sollte. Ohne sich umzudrehen schob Hugh die Glastür auf. Auf dem Vorplatz schlugen ihm eisige Windböen entgegen. Er lief geradeaus und riskierte schließlich einen Blick zurück. Offenbar befanden sich seine Verfolger noch im Gebäude. Nun wusste er endlich, wo er die letzte Tage verbracht hatte: im Untergeschoss des Tour Montparnasse. Die Bahnhofsuhr gegenüber zeigte 4.57 Uhr.
    Hugh rannte über die Straße, niemand schien ihm zu folgen. Sollte er sich in die Metro wagen? Er zögerte, denn die Vorstellung, allein durch die düsteren Gänge zu irren, behagte ihm ganz und gar nicht. Der Wind blies stärker, und erste Regentropfen fielen. Völlig außer Atem verlangsamte Hugh sein Tempo. Er nahm eine der Seitenstraßen des Boulevards und versteckte sich in der dunklen Zufahrt zu einer Garage. Hustend rang er nach Luft. Er verfügte weder über Geld noch über ein Handy und musste doch irgendwo Unterschlupf finden. Der einzige Mensch, mit dem er sprechen wollte, war Constance. Aber sie wurde sicher überwacht. Und er wollte auf keinen Fall ein Risiko eingehen.
    Plötzlich wurde ihm klar, dass seine Entführer die meisten seiner Freunde kannten, denn sie hatten ja sein Telefon, seinen Laptop und lasen seine E-Mails. Wenn sie Will getötet hatten und Constance überwachten, würden sie auch in der Lage sein, ihn wiederzufinden.
    Er überdachte die Möglichkeiten, die ihm blieben. Keine schien einen Ausweg zu bieten. Außer … Außer seine Ex … Er hatte sie seit über einem Jahr nicht mehr gesehen, weil Constance sonst sauer geworden wäre. »Ihr habt euch ein bisschen zu einvernehmlich getrennt«, meinte sie. Also hatte er die Verbindung abgebrochen, ihre Nummer in seinem Handy gelöscht und keine E-Mails mehr geschrieben. Laurence wohnte nicht weit weg, in einer Seitenstraße des Boulevard Saint-Germain. Noch immer beunruhigt lief er durch die Nacht. In der Rue de Buci angekommen suchte er ihr Fenster. Sie ließ die Jalousien stets offen. Nur ein schwacher Lichtschein drang nach draußen. Obwohl er sich nicht vorzustellen wagte, wie sie reagieren würde, klingelte er. Er wartete kurz und drückte dann erneut auf den Knopf. Schließlich vernahm er das Rauschen der Sprechanlage.
    »Ja?«
    »Laure, hier ist Hugh.«
    Schweigen.
    »Mach mir auf, ich brauche Hilfe, es ist wichtig.«
    »Hugh? Aber es ist vier Uhr morgens! Was willst du?«
    »Ich kann es dir erklären, aber bitte, lass mich erst mal rein!«
    Die Tür sprang auf.
    Brüssel, am selben Tag
    Eline Haarmet hatte ihre Pokerpartie gegen Judith beendet und sich dabei an den Plan gehalten, den Interpol ausgearbeitet hatte: Sie sollte weiter Poker spielen, gewinnen und auf Anweisungen warten, auf welche Gesetzgebungsvorhaben die Geldgeber Einfluss nehmen wollten. Falls möglich, sollte sie auch Fragen über Will und Hugh stellen, um Constances Aussage zu überprüfen. Das Ergebnis: Sie hatte 40 000 Dollar »gewonnen«, und alles, was

Weitere Kostenlose Bücher