Blinder Einsatz
Moment so oft vorgestellt, und doch wusste sie jetzt nicht, wie sie sich verhalten sollte. Aber es galt, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Kevin Durant schüttelte den Umstehenden die Hände. Schließlich begrüßte er auch Constance.
»Sie sind ein begeisterter Online-Pokerspieler, nicht wahr?«, fragte sie, ohne seine Hand loszulassen.
»Wie bitte?«
»Ich habe gehört, dass Sie selbst Online-Poker spielen.«
»Ein bisschen. Es gehört zu meiner Arbeit, über solche Dinge informiert zu sein.«
»Aber Sie haben viel Geld gegen Judith verloren …«
Sie hatte den Namen einfach so dahingesagt, ohne über die Folgen oder seine mögliche Reaktion nachzudenken.
Kevin Durant erstarrte. Sein Blick war zugleich beunruhigt und drohend.
Ohne mit der Wimper zu zucken hielt Constance ihm stand.
»Lassen Sie mich los!«, verlangte er.
Doch sie hielt seine Hand weiter eisern fest.
»Antworten Sie auf meine Frage.«
Constance ließ nicht locker. Dieser Händedruck war mehr als eigenartig. Die Leibwächter, die den Staatssekretär und sein Team begleiteten, wurden auf die beiden aufmerksam. Kaum hatte Kevin Durant sie abgeschüttelt, stürzten sich auch schon die Bodyguards auf Constance, und es kam zu einem Handgemenge. Einige Zuschauer sahen neugierig zu, ehe sie sich wieder dem Spiel zuwandten.
Kurze Zeit später saß Constance bereits mit Handschellen in einem Wagen. Sie hatte noch versucht zu schreien und sich zu befreien, war aber rasch überwältigt worden. Sie hörte Kevin Durants Stimme.
»Sie wissen gar nicht, in was Sie da hineingeraten sind. Machen Sie so was nie wieder, kapiert?«
Er durchsuchte ihre Tasche, zog das Portemonnaie mit dem Ausweis heraus.
»Constance Valois. Französin. Sind Sie von der Polizei?«
Constance brachte nur einen unverständlichen Ton heraus. Einer der Leibwächter ohrfeigte sie.
»Antworten Sie gefälligst!«
»Nein«, antwortete sie mit zitternder Stimme.
»Was haben Sie hier verloren? Ich warne Sie, wir wissen jetzt, wer Sie sind, und sollten Sie uns Schwierigkeiten machen, werden wir Sie finden, wo auch immer. Sorgt dafür, dass sie nicht wieder auf dumme Gedanken kommt, Jungs, und lasst sie in irgendeiner Gasse raus. Ich hoffe, dass wir uns nie mehr wiedersehen, haben wir uns verstanden?«
Die Bodyguards waren nicht zimperlich und verpassten ihr eine ordentliche Abreibung, ohne Rücksicht darauf, dass sie eine Frau war. Sie schlugen ihr ins Gesicht und stießen ihren Kopf gegen die Tür. Rund zehn Minuten prasselten die Hiebe auf sie ein. Dann hielten sie ihr einen Revolver an die Schläfe. Das war das Schlimmste. Schließlich warfen sie sie in einer kleinen Straße aus dem fahrenden Wagen und verschwanden.
Halb besinnungslos rappelte sich Constance auf und befühlte ihr geschwollenes Gesicht. Fast eine Stunde kauerte sie zwischen zwei Mülltonnen und weinte vor Schmerzen und Verzweiflung. Sie hatte nicht mehr die Kraft weiterzumachen. Sie war auf eine höchst brisante Geschichte gestoßen, doch jetzt konnte sie nicht mehr. Die Morddrohungen taten ihre Wirkung. Sie war nicht bereit, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, nicht einmal, um Hugh wiederzufinden. Was würde aus ihm werden, wenn er nicht schon längst tot war? Wills Ermordung fiel ihr wieder ein. Um ihre Ziele zu erreichen waren diese Männer zu allem bereit.
Constance kehrte so schnell wie möglich ins Hotel zurück. Sie hatte große Schmerzen. Die fragenden Blicke der anderen bemerkte sie nicht. Sie duschte heiß und musste wieder weinen. Noch immer spürte sie den kalten Lauf des Revolvers an ihrer Schläfe.
Inzwischen hatte das Main Event der WSOP begonnen.
4
So ist das Leben nun mal,
und daran wird sich auch nichts ändern.
Man muss mit ihm spielen, bis es eines Tages beschließt, mit dir zu spielen.
Jean O’Neil, Je voulais te parler de Jeremiah, d’Ozélina et de tous les autres
Paris, 10. Juli
Hugh hatte seit fast zwei Wochen nicht mehr richtig geschlafen. Wenn die Müdigkeit ihn überwältigte, war er stets nur kurz eingenickt. Die Angst und die Ungewissheit setzten ihm zu. Wie hätte er sich auch an dieses dunkle Zimmer gewöhnen können, in dem er, die Hände auf den Rücken gefesselt und mit einem Knebel im Mund, auf einem Stuhl saß? Um ihn herum nichts als Regale mit ausrangierten Computern und Stapeln von Kartons. Und dann diese Kälte! Er hörte Schritte, das Klirren von Schlüsseln, doch wie hätte er diese Menschen auf sich aufmerksam machen sollen?
Er erinnerte sich an jene
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