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Blinder Einsatz

Blinder Einsatz

Titel: Blinder Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Lafani , Gautier Renault
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dauerte mindestens vier Stunden, wenn er nicht, was auch vorkam, gleich zu Anfang rausflog. Inzwischen richtete er seinen gesamten Tagesablauf nach dem Spiel aus. Er verbrachte Abend für Abend mit dem Kartenspiel und ging kaum noch aus, was nicht ohne Folgen für seine Beziehung und seine sozialen Kontakte blieb. Dafür wurde er im Poker immer besser – kein Wunder bei seiner Intelligenz und dem enormen Zeitaufwand. Bald verbrachte er ganze Tage vor dem Bildschirm. Außer den sechs Seminarstunden, die er an der Sorbonne hielt, hatte er keinerlei Verpflichtungen. Seine Doktorarbeit in Philosophie blieb unterdessen liegen, was Constance ihm bei jeder Gelegenheit unter die Nase rieb.
    Ein richtiges Casino hatte Hugh noch nie betreten, und abgesehen von einer gelegentlichen Partie unter Freunden hatte er zuvor überhaupt keine Erfahrungen mit Poker gehabt. Trotzdem saß er nun wie ein richtiger Spieler vor seinem Bildschirm, regungslos und mit undurchdringlichem Gesicht, aber mit klopfendem Herzen, wenn er bluffte, und voller Ungeduld, wenn er darauf wartete, dass sein Gegner ihn auszahlte, auch wenn er das beste Blatt der Welt hatte. Um seine Nerven zu beruhigen hantierte er dazu geschickt und flink mit echten Chips, deren charakteristisches Klackern den Raum erfüllte.
    Vor etwa drei Jahren war Hugh ins Quartier Latin gezogen. Als Amerikaner erlebte er Paris, wie er es in den Bildbänden zu Hause gesehen hatte: Montmartre, Notre-Dame, die Cafés … Gerne verbrachte er seine Tage wie der von ihm bewunderte Hemingway: auf der Terrasse einer Brasserie. Ursprünglich hatte er in dem Haus wohnen wollen, in dem der berühmte Autor Paris, ein Fest fürs Leben verfasst hatte. Ganz hatte das nicht geklappt, aber er war immerhin in der Rue Mouffetard am Place de la Contrescarpe untergekommen und wohnte somit direkt gegenüber von Hemingways früherem Domizil. Er tröstete sich damit, dass er vom Fenster seines Schlafzimmers aus die Erinnerungstafel sehen konnte, auf der zu lesen war, dass der große Schriftsteller einst hier gelebt hatte.
    Hugh hatte sich in diesem Viertel mit seinen vielfältigen Kulturangeboten sofort heimisch gefühlt. Auch von der Sorbonne war er begeistert. Immerhin musste man schon etwas leisten, um dort aufgenommen zu werden. Und er hatte es geschafft. Er arbeitete viel in Cafés, wo er sich auch mit anderen Doktoranden traf. Dann redeten sie stundenlang über Gott und die Welt, verfochten die wildesten Thesen oder plauderten einfach über das Fernsehprogramm. Guillaume sprach so gut Englisch wie er Französisch, woraus sich zweisprachige Unterhaltungen ergaben, denen zuzuhören sehr amüsant sein konnte.
    Constance hatte er an einem jener ersten Frühlingstage, an denen das Pariser Straßenleben aus dem Winterschlaf erwacht, in einem Straßencafé im Quartier Latin kennengelernt. Man trug schon wieder luftigere Kleidung. Um diese Jahreszeit hat das Leben in Paris eine ganz besondere Leichtigkeit. Hugh und Guillaume diskutierten wieder einmal leidenschaftlich über Philosophie. Am Nebentisch saß Constance mit einer Freundin. Bald beteiligten sich auch die Mädchen an der angeregten Diskussion. Constance war fasziniert von Hugh, seinem leichten Akzent, seiner Redegewandtheit und seinem selbstbewussten Auftreten. Ihre Liebesgeschichte begann an diesem Nachmittag. Aber in den sechs Monaten, die sie nun zusammenlebten, hatte sie eine unerfreuliche Wendung genommen.
    »Jetzt sag mir nicht, du hast schon wieder ein Spiel angefangen?«
    »Nein, aber da ich immer mehrere Partien gleichzeitig spiele …«
    »Du begreifst einfach gar nichts. Wozu sind wir überhaupt zusammengezogen? Ich bin wochenlang im Ausland, und wenn ich nach Hause komme, sitzt du vor deinem Computer. Wenn du glaubst, ich warte darauf, dass du mir mit deinen Gewinnen irgendwann Diamanten und Pelze vor die Füße legst, hast du dich aber geschnitten.«
    »Herrje, Judith …«
    »Ich heiße Constance!«
    »Judith, meine Herzdame …«
    »Du, ich warne dich!«
    »Jetzt hab dich mal nicht so. Judith ist der Nickname einer Spielerin, die gerade etwas springen lässt. Das muss ich noch abräumen.«
    »Mir reicht’s! Dieses blöde Spiel steigt dir total zu Kopf. Du hast dich völlig verändert. Du bist nach Paris gekommen, um eine Doktorarbeit in Philosophie zu schreiben, und nun spielst du Tag und Nacht Poker! Bist du sicher, dass mit deinem Leben alles stimmt? Vielleicht sollten wir beide auch besser eine virtuelle Beziehung führen!«
    »Du

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