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Blinder Einsatz

Blinder Einsatz

Titel: Blinder Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Lafani , Gautier Renault
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seinem Eintritt in die Versicherung hatte sich allerdings nicht viel getan, wenn er auch mittlerweile an der Vorbereitung größerer Verträge mitarbeitete. Geduldig wartete er auf seine Chance.
    Der Generaldirektor höchstpersönlich, Hank Meert, hatte ihn neulich zu sich bestellt. Zehn Minuten lang hatte er auf ihn eingeredet, ohne dass Sander ein einziges Wort sagen konnte. Trotzdem war er beglückt aus seinem Büro gegangen, denn Hank hatte ihn für seine bisherigen Leistungen gelobt und ihm anschließend mitgeteilt, dass er ihm gerne eine verantwortungsvollere Aufgabe anvertrauen würde. Sander spürte, dass seine Zukunft von dieser Sache abhing.
    »Zeigen Sie, was Sie können«, hatte ihn Hank ermutigt.
    Es war eine Versicherungsgeschichte, die schon viel zu lange vor sich hindümpelte und dringend geregelt werden musste.
    Es ging um einen Mordfall, der sich sieben Monate zuvor im Nobelvorort Bloemendaal ereignet hatte. Ein Ehepaar, das eine Lebensversicherung in Höhe von 600 000 Euro abgeschlossen hatte, war ermordet worden. Dem Sohn, Lars Loy, war bisher ein Sechstel der Versicherungssumme ausgezahlt worden, den Rest sollte er erst nach Abschluss der Polizeiermittlungen erhalten, die sich in die Länge gezogen hatten. Der Abschlussbericht ging von einem misslungenen Einbruch aus, jedoch hatte man keine Täter fassen können. Unterdessen war Lars tot in Las Vegas aufgefunden worden, eine Information, die der niederländischen Polizei erst nach einem Monat zugekommen war. Der neue Begünstigte war ein Onkel von Lars. Man hätte ihn schon längst kontaktieren müssen, aber die Sache war liegen geblieben, da man keine genauen Informationen über den Tod von Lars hatte. Obwohl Hank die Akte einem seiner eifrigsten Mitarbeiter überlassen hatte. Da es aber schwierig war, Informationen von den amerikanischen Behörden zu erhalten, war die Sache nicht vorangekommen. Hank, der mit Lars’ Vater befreundet gewesen war, wollte sie endlich erledigt sehen und hatte sie daher Sander übertragen.
    Sander suchte in der Akte nach dem Polizeibericht, fand ihn aber nicht. Er griff zum Telefon.
    »Ich würde gerne den Kriminalbeamten sprechen, der sich um den Mordfall Loy gekümmert hat.«
    »Wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
    »Erwin Sander von der Versicherung Meert & Lodden.«
    »Einen Augenblick.«
    Der Polizist klapperte auf seiner Tastatur.
    »Ich verbinde Sie mit Inspektor Moon.«
    Na, wenigstens war es nicht schwierig, den richtigen Gesprächspartner an die Strippe zu bekommen.
    »Inspektor Moon.«
    »Guten Tag, hier Erwin Sander von der Versicherung Meert & Lodden. Ich rufe wegen des Mordes an dem Ehepaar Loy in Bloemendaal an.«
    »Ah! Ja, ich erinnere mich. Offenbar ein Einbruch, der nicht so ablief wie geplant.«
    »Offenbar?«
    »Ja, wir haben nicht viel Licht in die Sache bringen können. Dennoch, eigentlich nichts Außergewöhnliches, so was kommt vor, wenn der Einbrecher überrascht wird. Es gab mehrere ähnliche Fälle in der Zeit danach. Ohne Mord zwar, aber immer Einbruch um die Zeit des Abendessens.«
    »Keine Spuren, keine Fingerabdrücke?«
    »Nein. Tja, im wirklichen Leben ist das leider nicht immer so einfach wie im Krimi.«
    Sander hatte nicht den Eindruck, dass die Polizei bei ihren Ermittlungen in diesem Doppelmord großes Engagement an den Tag legte.
    »Und was ist mit dem Sohn, Lars? Haben Sie irgendwelche Informationen über seinen Tod?«
    »Keine Einzelheiten, offenbar ist er in einer nicht gerade feinen Gegend von Las Vegas den falschen Leuten über den Weg gelaufen. Bislang haben wir nur die offizielle Benachrichtigung von der amerikanischen Botschaft. Wir warten noch auf den angeforderten Autopsiebericht. Mir scheint, dass die Amerikaner die Sache nicht mit großem Nachdruck verfolgen. Wir übrigens auch nicht, wenn ich ehrlich bin.«
    Diese Informationen halfen Sander wenig weiter. Die amerikanische Polizei arbeitete bekanntlich nicht besonders eifrig mit ausländischen Behörden zusammen. Auf jeden Fall weckte der Tod von Lars Zweifel an der Vermutung, dass es sich bei der Ermordung seiner Eltern um einen simplen Einbruch gehandelt hatte. Das schien doch ein mehr als seltsamer Zufall zu sein: Der Sohn stirbt wenige Tage nach der Ermordung seiner Eltern, weit weg von Amsterdam. Sander schaute in der Akte nach, wer der nächste Verwandte war, der das Vermögen von Lars, darunter das Haus der Eltern und die Lebensversicherung, erben würde. Es handele sich um einen Onkel väterlicherseits.

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