Blinder Einsatz
selbst in den Mord an seinen Eltern verwickelt?
Sander beschloss, das Alibi von Lars unter die Lupe zu nehmen, das sich hauptsächlich auf die Aussage eines Freundes stützte. Er wählte dessen Nummer, die er dem Polizeibericht entnahm.
»Guten Tag, entschuldigen Sie die Störung. Ich arbeite für eine Versicherung und bin mit einigen Nachforschungen im Mordfall der Eltern von Lars Loy betraut.«
»Von einer Versicherung? Hat die Polizei immer noch keinen Täter gefunden?«
»Nein, leider tappt die Polizei weiterhin im Dunkeln. Ich wollte nur von Ihnen noch einmal die Uhrzeit bestätigt haben, zu der Lars Sie am Tag des Mordes angerufen hat.«
»Das muss gegen 21.15 Uhr gewesen sein. Er hat mich ein wenig wegen eines Fußballspiels aufgezogen.«
»Ja, genau so hat er es auch angegeben. Um 21.15 Uhr, sagen Sie? Er hat Sie also während der Halbzeit angerufen?«
»Nein, erst nach dem Ende der regulären Spielzeit. Sonst hätte er mich ja nicht damit aufziehen können.«
»Ich verstehe nicht.«
»Ich hatte gewettet, dass Rotterdam haushoch gewinnen würde. Als es nach neunzig Minuten noch null zu null stand, hat er mich angerufen.«
»Aber warum sagen Sie dann gegen 21.15 Uhr? Das Spiel hat doch schon um 20.30 Uhr begonnen?«
»Ja, in den Niederlanden. Hier um 19.30 Uhr.«
»Moment mal. Wo wohnen Sie denn?«
»In Dublin, schon seit einem Jahr.«
Eine Stunde Zeitverschiebung! Das Alibi von Lars erwies sich auf einmal als ziemlich brüchig, hatte er doch seinen Freund in Wahrheit erst um 22.15 Uhr angerufen. Das hieß, dass er genug Zeit gehabt hatte, um nach Bloemendaal und wieder zurückzufahren.
»Sind Sie denn gar nicht von der niederländischen Polizei befragt worden?«
»Doch, aber ich habe Ihnen nur gesagt, dass Lars angerufen hat, mehr wollten sie nicht wissen. Aber ich verstehe nicht, was ändert das denn an der Geschichte?«
»Gar nichts. Vielen Dank.«
»Wissen Sie, dass er …«
Sander hatte vor lauter Aufregung bereits aufgelegt. Die niederländische Handynummer von Lars’ Freund musste die Ermittler getäuscht haben. Sie waren davon ausgegangen, dass er in den Niederlanden wohnte, mit dem Ergebnis, dass sie die Zeitverschiebung zwischen Amsterdam und Dublin nicht bedacht hatten.
Sander beeilte sich, Hank Meert zu informieren. Was sein Chef wohl dazu sagen würde?
»Hören Sie, ich glaube, dass mehr hinter dem Mord steckt als ein simpler Einbruch. Auch die Ermordung des Sohns wirft ein ganz anderes Licht auf die Sache, zumal sie sich so weit weg ereignet hat.«
»Und die Polizei in Las Vegas?«
»Es ist offenbar schwierig, von dort Informationen zu bekommen. Und ich glaube, die Polizei von Bloemendaal ist auch nicht sehr hinter der Sache her.«
»Glauben Sie das nur, oder wissen Sie es? Haben Sie schon bei der Polizei in Las Vegas angerufen?«
Sander hatte es nicht gewagt, die Polizei von Bloemendaal zu übergehen. Aber das konnte er Hank nicht sagen, denn der würde ihm sicher mangelnde Initiative vorwerfen.
»Doch, aber man kriegt niemanden zu fassen, der sich direkt mit der Geschichte beschäftigt hat.«
»Mit anderen Worten, Sie sind mit Ihren Nachforschungen in eine Sackgasse geraten.«
»Nein, ich bin auf eine Ungereimtheit im Alibi von Lars Loy gestoßen. Und ich warte darauf, was die Finanzabteilung über einige merkwürdige Abbuchungen vom Konto der Eltern herausfindet.«
»Und der Autopsiebericht von Lars?«
»Der wäre sicherlich auch interessant. Aber den hat nun mal die Polizei von Las Vegas unter Verschluss.«
»Tja, schwierig. Aber wenn man mal direkt vor Ort bei denen anklopft …«
»Hm, ja …«
Hank blätterte in der Akte Sander, als ließe sich noch ein neues, bisher unbeachtetes Detail entdecken.
»Also gut, fliegen Sie hin.«
»Wie bitte?«
»Besorgen Sie sich ein Ticket nach Las Vegas und bringen Sie in Erfahrung, was wir wissen müssen. So wie die Dinge liegen, brauchen wir mehr Informationen, und zwar rasch. Ich bin in dieser Angelegenheit jederzeit für Sie zu sprechen.«
Sander war ziemlich baff, wie einfach es gewesen war, Hank davon zu überzeugen, dass etwas an der Geschichte faul sein musste. Nun hoffte er in Las Vegas Indizien zu finden, die seine Interpretation bestätigten.
THE TURN
20. Januar 1981
Ronald Reagan wird als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Am selben Tag kommen die zweiundfünfzig amerikanischen Geiseln in Teheran nach 444 Tagen Gefangenschaft frei. Die USA wollen ihre Führungsrolle in der Welt
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