gestoßen.«
Philippe hörte Noah mit seinen Papieren rascheln.
»Im letzten Jahr betrug das Marketingbudget des Lebensmittelzweigs allein beinahe zwei Milliarden Dollar. Eine irre Summe. Klar, sie haben auch bekannte Konsummarken im Portefeuille, aber trotzdem, das ist gigantisch viel. Damit haben sie mehrere Zweigstellen in Schwellenländern eröffnet. Im weltweiten Maßstab betrachtet könnte man an ein Spinnennetz denken, das sich langsam ausbreitet. Also, wenn du mich fragst, bei denen kannst du ruhig einen hohen Preis ansetzen. Wenn sie dich kontaktiert haben, dann brauchen sie den Domainnamen auch unbedingt, sie bereiten sicher eine Kampagne für das Produkt vor. Allerdings verstehe ich nicht, warum sie da eigentlich investieren wollen. Sprudelwässerchen sind nicht gerade Wachstumsmärkte. Ich muss noch zwei, drei Sachen checken. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass mehr dahintersteckt. Ich werde dranbleiben und dich anrufen, wenn ich mehr weiß.«
»Vielen Dank, Noah. Vergiss nicht das Leben über der Sache, Bruder.«
»Versprich mir, dass du richtig viel Geld verlangst, ja? So wie ich es sehe, ist das ein Goldesel. Und ich habe ein persönliches Interesse an der Sache! Wenn du nämlich Millionär wirst, dann ziehe ich auch auf die Bahamas. Und du bezahlst!«
Millionär? So hoch zielte Philippe gar nicht. Er ging noch einmal seine Notizen durch und dachte über einen angemessenen Preis nach. Natürlich spielte dabei eine Rolle, dass Powerfood die Sache sehr eilig zu sein schien. Ein Vorteil für Philippe, man profitiert immer davon, wenn der Verhandlungspartner es sich nicht leisten kann, dass die Sache platzt. Eine gewisse Erregung stieg in ihm auf. Ein Budget von zwei Milliarden Dollar für Werbung und Marketing im Jahr! Diese Zahl hallte in seinem Ohr nach. Wieso nicht versuchen, auf einen Schlag Millionär zu werden! Noah hatte recht: Das war die Gelegenheit für ihn, ordentlich Kohle zu machen und sich zu beweisen, dass er vor drei Jahren die richtige Entscheidung getroffen hatte. Eine solche Summe eröffnete ihm ganz neue Möglichkeiten. Er wollte sich nicht eingestehen, dass sein Leben auf den Bahamas in eine Sackgasse geraten war. Sicher, er führte das, was man im Allgemeinen »ein schönes Leben« nennt. Doch einem Leben, das zum Dauerurlaub wird, fehlt irgendwann die Würze. Man hat keinerlei Hindernis vor sich, und trotzdem kommt man nicht voran.
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Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Kauf der Domain DOCFOUNTAIN.COM
Hallo,
ich kann Ihnen den Domainnamen www.docfountain.com für 300 000 Dollar überlassen.
Schöne Grüße aus dem Inselparadies
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Philippe zögerte einen Moment, bevor er die Mail abschickte. Ihm war klar, dass er die Domain wahrscheinlich nicht zu diesem Preis verkaufen würde, aber auf wenigstens 100 000 Dollar hoffte er doch. Die Sache fing an, Spaß zu machen, endlich konnte er wieder einmal seine Spielernatur ausleben. Zum ersten Mal hatte er es mit einem wirklich großen Unternehmen zu tun. Er musste grinsen, wenn er an all die Krawattenträger dachte, die keine Ahnung hatten, dass sie mit jemandem verhandelten, der in Flipflops vor seinem Bildschirm saß.
Noch einmal ging er alle Optionen durch. Die Informationen von Noah hatten ihm bestätigt, dass es sich um eine ganz besondere Transaktion handelte. Mit einem Gefühl der Spannung und Befreiung, wie man es empfindet, wenn man eine Liebeserklärung verschickt, drückte er auf »Senden«. Jetzt hieß es nur noch warten: Ja oder nein? Zwei Stunden lang drehte Philippe Däumchen und trug im Internet alle Informationen zusammen, die er über den Konzern auftreiben konnte. Seine Stimmung wechselte zwischen Euphorie und Verzagtheit. Und wenn sie am Ende doch nicht darauf eingingen? Schließlich ging er ins Bett, sah sich lustlos die Wiederholung eines Baseballspiels im Fernsehen an und schlief mit dem Gedanken an 300 000 Dollar ein.
Boston, am nächsten Morgen
Mike kam sehr früh ins Büro. Noch in der Nacht hatte er die Antwort auf die Anfrage zur Domainadresse auf seinem Blackberry empfangen. Eine unrealistisch hohe Summe, die der Anbieter da verlangte. Bildete der sich wirklich ein, man würde ihm so viel Geld zahlen? Mike machte sich auf eine geharnischte Reaktion von Erik gefasst. Niemals würde der Konzern für einen Domainnamen so viel Geld ausspucken. Nachdem er die Mail ausgedruckt