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Blinder Einsatz

Blinder Einsatz

Titel: Blinder Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Lafani , Gautier Renault
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Höflichkeit bat er ihn schließlich in sein Büro.
    Pinchao erinnerte sich noch gut an den Mord. Selbst wenn Verbrechen in Las Vegas an der Tagesordnung waren, kamen Tötungsdelikte doch recht selten vor. Der Kommissar konnte ihm wenig Neues erzählen. Die Autopsie hatte nichts Besonderes ergeben, und durch das Bellagio Hotel hatten sie die Identität des Opfers schließlich klären können. Seiner Ansicht nach war der Sachverhalt einfach: ein normaler Raubüberfall, Lars hatte sich vermutlich gewehrt und einen tödlichen Schlag auf den Kopf bekommen.
    »Kann ich eine Kopie des Autopsieberichts bekommen?«
    »Natürlich. Warten Sie bitte.«
    Sander war enttäuscht, dieses Gespräch hatte ihn nicht weitergebracht. Er wusste weder, wer Lars Loy getötet hatte, noch, warum es dazu gekommen war. Handelte es sich wirklich nur um einen simplen Mord aus Geldgier?
    Eine Viertelstunde später kam Kommissar Pinchao zurück.
    »Hier. Für Ihre Nachforschungen.«
    »Warten Sie, ich habe noch eine Bitte.«
    »Ich höre.«
    »Ich möchte die Aufnahmen der Überwachungskamera des Casinos sehen, in dem Lars Loy vor seinem Tod gespielt hat.«
    »Das ist schwierig, die Casinos mögen es gar nicht, wenn man sich in ihre Angelegenheiten mischt.«
    »Aber es handelt sich immerhin um einen Mord.«
    »Ich weiß, aber ich bin nicht sicher, ob das etwas ändert.«
    »Sie haben aber die Möglichkeit, die Herausgabe dieser Aufnahmen zu verlangen.«
    »Theoretisch ja, aber in der Praxis sieht das ganz anders aus.«
    »Wenn Sie wissen wollen, was wirklich passiert ist …«
    »Wozu? Ein Raubüberfall, der in einen Mord ausgeartet ist, das reicht doch.«
    »Damit können Sie sich nicht zufriedengeben. Sie haben nicht mal den Täter.«
    Pinchao musterte den jungen Versicherungsagenten neugierig. Die Sache schien den Mann brennend zu interessieren. Der Kommissar spürte, dass er eine erneute Abweisung nicht akzeptieren würde. Nun, schließlich konnte er ihm ebenso gut helfen.
    »Und natürlich wollen Sie die Aufzeichnungen heute sehen?«
    »Wenn es möglich ist …«
    Der Kommissar verließ sein Büro und kam eine Viertelstunde später zurück.
    »Sie haben zehn Minuten Zeit, nicht mehr. Allerdings kann ich Sie leider nicht begleiten. Das bevorstehende WSOP-Finale macht uns viel Arbeit. Die Anwesenheit von Tobey McGuire hilft nicht gerade, den Trubel zu mildern. Fragen Sie einfach nach Mr. Stoner, dem Sicherheitschef. Er erwartet Sie so schnell wie möglich.«
    »Vielen Dank.«
    Endlich hatte Sander das Gefühl voranzukommen. Mit einem gewissen Stolz verließ er das Kommissariat. Immerhin hatte er nun den Autopsiebericht in Händen, den die niederländische Polizei nie bekommen hatte, sofern sie sich überhaupt ernsthaft darum bemüht hatte. Sander überflog ihn, verstand aber nicht viel von dem Kauderwelsch. Er rief Tom bei Meert & Lodden an, der in der Kanzlei für Überprüfungen aller Art zuständig war.
    »Hallo, hier Sander.«
    »Na, wie ist dein Urlaub in Las Vegas?«
    »Wie? Urlaub? Ich arbeite hier.«
    »Mir kannst du nichts vormachen. Das hast du gut eingefädelt, dem Chef weiszumachen, dass du wegen der Untersuchung nach Las Vegas reisen musst! Klasse!«
    »Lass den Quatsch! Es ist mir gelungen, den Autopsiebericht zu bekommen.«
    »Und was steht drin?«
    »Ich versteh kein Wort.«
    »Gut, fax ihn mir, ich leite ihn ans Labor weiter.«
    »Okay, aber erst muss ich ins Casino.«
    »Spielen, oder?«
    »Nein, ich muss etwas überprüfen. Danach faxe ich den Bericht.«
    Sander kehrte ins Bellagio zurück und fragte nach Mr. Stoner. Der schien direkt einem Scorsese-Film entsprungen, sein kantiges Gesicht wirkte feindselig und verschlossen. Er führte ihn ins Personalbüro.
    »Hier ist das Video, das Sie sehen wollen.«
    »Danke.«
    »Sie haben zehn Minuten Zeit.«
    »Wie lang ist das Video?«
    »Zwanzig Stunden.«
    »Und ich soll …«
    »Zehn Minuten.«
    Sander begriff, dass Verhandeln zwecklos war. Er sah sich den Anfang der Aufnahme an. Er erkannte Lars, der an einem Tisch Platz nahm. In den ersten Sekunden nichts Besonderes. Einige Spieler erhoben sich, andere nahmen ihren Platz ein. Sander schaltete auf Schnelldurchlauf. Lars bildete einen Fixpunkt auf dem Bildschirm, weil er unverändert sitzen blieb. Nach wenigen Minuten erregte ein weiterer Fixpunkt Sanders Aufmerksamkeit. Neben Lars der einzige. Sander beobachtete den Mann, der nach einer Weile neben Lars Platz genommen hatte. Er schaltete auf normale Geschwindigkeit um. Lars und

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