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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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»Keine Ahnung. Interessante Neuigkeit. Hätte vielleicht etwas mit seinem Vater zu tun haben können.«
    »Na schön«, sagte Virgil, warf zwei weitere Pakete in den Van und ließ die restlichen drei im Büro stehen. »Er war also gestern den ganzen Tag nicht da und letzte Nacht auch nicht?«
    »Richtig. Und ich war sehr lange hier.«
    Virgil nickte. Wenn Judd einige Stunden vor der Schießerei bei Feur verschwunden war, bedeutete das, dass sowohl Stryker als auch Feur oder einer von Feurs Männern ihn getötet haben könnten.
    Williamson stapelte die restlichen drei Pakete übereinander und bückte sich, um sie hochzuheben. Dabei rutschte der Ärmel seines T-Shirts hoch, und eine tätowierte Mondsichel wurde sichtbar. Der Mond hatte einen Schlitz als Auge und eine spitze Nase: ein Mann im Mond. Die Tätowierung war schludrig gemacht und an den Rändern verlaufen. Die Farbe stammte offenbar aus einem dunklen Kugelschreiber.
    Virgil blinzelte. Noch ein Mann im Mond.
    Dreckskerl.
     
    Virgil ließ Williamson bei dem Van zurück, ging zu seinem Truck und rief Joan an. »Was machst du gerade?«, fragte er.
    »Bin auf dem Weg nach Worthington, hab da irgend so eine bürokratische Bundesscheiße zu erledigen, wegen der Ernteversicherung. Und du?«
    »Ich bin auf dem Weg in die Twin Cities«, antwortete Virgil. »Muss eventuell dort übernachten.«
    »Ich würd gern mitkommen«, sagte sie, »aber diesen Termin in Worthington kann ich nicht verschieben, wenn ich im Geschäft bleiben will. Ich hab alles in fünffacher Ausführung dabei, und die wollen das heute haben.«
    »Okay. Dann bis morgen.«
    Sie lachte über seinen Tonfall. »Ich halte mich bereit.«
     
    Er rief die Laymons an, doch es meldete sich niemand. Rief Stryker an und fragte ihn, ob Jesse ein Handy hatte. Er bekam die Nummer und sagte zu Stryker: »Ich fahr in die Twin Cities. Bin morgen zurück.«
    »Irgendwas Nettes?«
    »Bloß irgendeine bürokratische Bundesscheiße. Wie steht’s mit der Wahl?«
    »Die Leute lächeln mich an«, sagte Stryker. »Ich stehe jetzt für mindestens eine Woche hoch im Kurs - und solange du in Bezug auf Feur unrecht hast. Doch wenn nun, wo Feur tot ist, noch jemand umgebracht wird, bin ich wieder im Eimer.«
     
    Virgil rief Jesse an. Nach mehrmaligem Klingeln meldete sie sich. »Virgil …«
    »Jesse, hör zu. Ich fahr in die Twin Cities. Es ist unbedingt notwendig, dass du mit deiner Mutter irgendwohin gehst, wo ihr sicher seid. Sorgt dafür, dass ihr nie mit einer dritten Person allein seid, egal, ob ihr denjenigen kennt oder nicht. Ihr solltet vielleicht nach Worthington oder Sioux Falls fahren und euch dort in einem Motel einquartieren. Nur für diese Nacht, ich bin höchstwahrscheinlich morgen wieder da.«
    »Glaubst du, dass es jemand auf uns abgesehen hat?«, fragte sie.
    »Das wäre möglich. Ich möchte kein Risiko eingehen. Haltet euch bis morgen irgendwo versteckt.«
    »Mom ist bei der Arbeit.«
    »Hol sie ab«, sagte Virgil. »Und halt sie vom Haus fern.«
    »Ich wollte eigentlich heute Abend ausgehen …«
    »Jesse, tu’s doch einfach … Und du solltest dich auch von Jim Stryker fernhalten.«
    »Von Jim ?«
    »Tu’s einfach, bis ich wieder da bin.«
     
    Er hielt am Motel an, holte eine Tasche und fuhr auf den Highway. Sobald er die Stadt verlassen hatte, stellte er das Blaulicht an, trat das Gaspedal durch, ging online und rief Davenport an. Der war nicht im Büro, er erreichte ihn aber über sein Handy. »Kann ich mir Sandy, Jenkins oder Shrake für ein paar Stunden ausleihen?«
    »Jenkins und Shrake holen gerade jemanden ab«, sagte Davenport. »Sandy arbeitet an irgendwas, aber wenn es wichtig ist …«
    »Ich bin dabei, den Fall zu knacken«, sagte Virgil. »Ich brauche ein paar Namen und ein paar Daten.«
    »Sie ruft Sie zurück.«
    Virgil fiel ein, wie Joans Mutter Laura über Großmütter geredet hatte - dass sie gern Großmutter werden würde, dass sie erleben wollte, wie ihre Enkelkinder aufwuchsen, und dass sie noch jung genug wäre, um Urenkel zu bekommen.
    Laura Stryker war noch nicht so alt. Sie gehörte zur Babyboomer-Generation, in die Rock-’n’-Roll-Ära. Das gleiche Alter wie Williamsons Mutter. Williamsons Mutter mochte zwar tot sein, aber es war möglich, dass seine biologischen Großeltern noch lebten. Und Großeltern nehmen Anteil an ihren Enkeln, normalerweise jedenfalls.
    Also könnte es in den Twin Cities jemanden geben, überlegte Virgil, der stets Anteil am Leben von Todd

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