Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
ein Stück rostiger Stahl, das aus dem abgebrannten Haus stammen könnte. »Das hätte wohl gereicht.«
    Keine Schussverletzungen. »Eines wissen wir mit Sicherheit«, sagte Little Curly. »Es war kein Selbstmord.«
     
    »Was glauben Sie?«, fragte Gomez. »Feur?«
    »Wir brauchen die Todeszeit, aber ich glaube es nicht. Es war mein anderer Knabe«, sagte Virgil.
    Gomez verzog das Gesicht, drehte sich langsam einmal um die eigene Achse und betrachtete die Prärielandschaft, die sich endlos um ihn herum erstreckte. »Eine interessante kleine Kultur habt ihr hier«, sagte er.
    »Es muss Feur gewesen sein«, sagte Stryker. »Die Gleasons, die Schmidts, die Judds - das war eine Aufräumaktion von Feur. Die wollten aus der Sache raus, und zwar restlos.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Virgil.
    Ein weiterer Deputy-Wagen hielt etwas unterhalb von ihnen. Margo Carr stieg aus, nahm ihre Tasche und trottete den Hügel herauf. »Noch eine«, sagte sie schwer atmend.
    »Die letzte, aber vielleicht auch die vorletzte«, sagte Virgil.
    »Was soll das heißen?«, fragte Stryker.
    Virgil zuckte mit den Schultern.
    Etwas tiefer am Hügel hielt schon wieder ein Truck, und Todd Williamson stieg aus. Der Deputy, der an dem Truck lehnte, versuchte ihn mit einer Hand aufzuhalten, doch Williamson lief schnurstracks an ihm vorbei, war vor ihm an dem hohen Gras und stürmte weiter, während der Deputy immer noch auf ihn einbrüllte.
    Big Curly hielt ihn auf. »Sie können nicht dorthin.«
    »Scheiß drauf«, sagte Williamson und zeigte mit einem Finger auf Virgil. »Wenn dieses Genie da recht hat, bin ich der nächste Angehörige. Also, was ist mit meinem Bruder passiert?«
     
    Virgil fuhr zum Motel zurück. Unterwegs hielt er noch am Büro der Steuerberaterin. Olafson war gerade aufgestanden. Sie zog das Rollo an ihrer Bürotür hoch, musterte Virgil mit hochgezogener Augenbraue und öffnete die Tür.
    Virgil trat ein. »Wenn Bill Judd junior etwas zustoßen würde, was würde dann mit dem Vermögens seines Vaters geschehen?«
    »Ist er tot?«, fragte sie.
    »Ziemlich tot«, sagte Virgil. Er erzählte ihr, was er wusste.
    »Möge Gott ihn behüten«, sagte sie kopfschüttelnd.
    »Und das Vermögen?«
    Olafson gab ein Grummeln von sich. »Das müsste ich im Gesetz nachsehen, und vielleicht muss so etwas sogar eigens entschieden werden. Aber wissen Sie was? Ich halte es durchaus für möglich, dass Jesse Laymon und Todd Williamson, sofern sie beweisen können, dass sie mit Judd senior blutsverwandt sind, einen größeren Anteil von dem Vermögen bekommen könnten.«
    Die Argumentation würde allerdings schwierig sein, meinte sie, und hinge davon ab, was die Finanzbehörde mit Juniors Schulden machen würde, wie man die gegen das Vermögen aufrechnen würde. »Und solange dieser Verrückte hier rumläuft und alle umbringt, weiß ich nicht, ob ich mich auf eine solche Auseinandersetzung überhaupt einlassen würde.«
    Virgil bedankte sich bei ihr und fuhr weiter zum Motel. Dort schaltete er sein Handy aus, legte die Kette vor die Tür und streckte sich auf dem Bett aus. Durch diese ganze Sache lief ein roter Faden bis hin zu der Schießerei bei Feur. Wenn er doch nur ein Ende davon finden und daran ziehen könnte …

EINUNDZWANZIG
    Virgil wälzte sich aus dem Bett, sah auf die Uhr - er hatte eine Stunde geschlafen -, putzte sich die Zähne und duschte. Am Ende eines Falls, wenn die Fakten allmählich zusammenkamen, trug ein kurzer Schlaf bei ihm häufig dazu bei, dass sich seine Gedanken klärten. Statt wie Brotkrümel verstreut herumzuliegen, begannen sie sich zusammenzufügen.
     
    Und das war jetzt passiert.
    Zu Feur: Jim Stryker hatte zumindest teilweise recht. Je länger Virgil darüber nachdachte, desto unwahrscheinlicher erschien es ihm, dass eine so kleine Stadt wie Bluestem gleichzeitig der Schauplatz von zwei schweren Verbrechen sein sollte. Feur hatte allerdings jegliche Verbindung abgestritten, obwohl das für ihn ohnehin nichts mehr geändert hätte. Hatte er vielleicht jemanden schützen wollen? Eher nicht. Es war unwahrscheinlich, dass er zu irgendjemandem in Bluestem eine Beziehung gehabt hatte, von der niemand wusste, die so eng war, dass er bereit gewesen war, dafür zu sterben. Dass er bereit gewesen war, dafür auf die Bibel zu schwören.
     
    Zu den übrigen Verdächtigen: Stryker oder ein anderer Cop - die Curlys, dieser Merrill oder sogar Jensen oder Carr - oder einer von den Laymons oder Williamson. Hatte er, Virgil, ein

Weitere Kostenlose Bücher