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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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es uns das Beste, das Baby wegzugeben.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Sie wissen schon, an eine gute Familie.«

ZWEIUNDZWANZIG
    Auf dem Weg zurück nach Bluestem holte sich Virgil bei McDonald’s was zu essen, zehn Minuten runter vom Highway, dann wieder rauf. Im Wagen breitete sich der Geruch des Viertelpfünders mit Käse und Pommes aus, während er in die Dämmerung fuhr. Beim Fahren dachte er darüber nach, dass Williamsons Vergangenheit nicht ganz so war, wie er sich das vorgestellt hatte. Man konnte sich an die Theorie vom tollwütigen Hund halten und behaupten, dass Williamson durch Vernachlässigung und mögliche Ausbeutung seitens seiner Adoptiveltern in den Wahnsinn getrieben worden war. Doch so traurig diese Geschichte auch sein mochte, ein tollwütiger Hund ist und bleibt ein tollwütiger Hund.
    Man konnte die Sache aber auch anders sehen: Ein verwaistes Kind, das von seinen Adoptiveltern ausgebeutet und auf die Straße getrieben wurde, findet irgendwie auf den rechten Weg, geht zur Armee, lernt einen Beruf und wird ein angesehener Bürger.
    Virgil, der im Grunde ein gutes Herz hatte, mochte die zweite Geschichte lieber. Doch sein Copverstand sagte ihm, ein tollwütiger Hund ist und bleibt ein tollwütiger Hund, auch wenn der Hund nichts dafür kann.
     
    Kurz vor elf war er in Bluestem. Das Haus von Larry Jensen leuchtete hell wie ein Weihnachtsbaum. Als er in der Einfahrt aus seinem Truck stieg, konnte er unter seinen Füßen ein Wummern spüren, als würde jemand in Jensens Keller mit einem großen Gewehr herumschießen.
    Er klingelte, und kurz darauf kam Jensens Frau zur Tür. Sie war klein, verschwitzt und hochschwanger. Sie schaltete das Licht auf der Veranda an, und Virgil spürte wieder dieses Wummern, was auch immer es sein mochte. Sie spähte durch das Fenster in der Tür, dann öffnete sie die Tür und sagte: »Sie sind Virgil.«
    »Ja. Ist Larry da?«
    »Er ist unten und nimmt den Keller auseinander«, sagte sie. »Was ist los?«
     
    Jensen stand mit nacktem Oberkörper da und brach den Boden mit einem Vorschlaghammer auf. Der Keller war vor langer Zeit fertiggestellt worden, und nun, wo die Rigipsplatten von den Wänden entfernt worden waren, sah man die hervorstehenden Nägel und lange Schlieren von einem Baukleber, an denen noch Rigipsreste hingen.
    Als Virgil die Treppe herunterkam, holte Jensen gerade aus, und der Hammer knallte krachend auf den Beton. Dann drehte er sich um und kniff die Augen zusammen, als er Virgil sah. »Was gibt’s?«, fragte er und wischte sich übers Gesicht.
    »Sie bauen wohl eine Toilette ein?«
    »Wir kriegen noch ein Kind«, sagte er und lehnte den Hammer gegen die Wand. »Dann haben wir drei Mädchen und einen Jungen, und da kommen wir todsicher nicht mit einem Badezimmer aus … Also, was wollen Sie?«
    »Ich muss Sie was fragen, Larry. Wenn Strykers Popularität in den Keller sinkt, werden Sie dann für das Amt des Sheriffs kandidieren?«
    Jensen sah ihn einen Moment lang schweigend an. »Warum wollen Sie das wissen?«, fragte er schließlich.
    »Larry, glauben Sie mir … Beantworten Sie einfach die Frage, okay?«
    Jensen rieb sich mit der Hand über die Stirn, dann wischte er die Hand an seiner Jeans ab. »Nein, ich bin zufrieden, so wie’s jetzt ist. Mit fünfundvierzig hab ich fünfundzwanzig Jahre voll und krieg meine volle Rente. Dann kann ich vielleicht was Neues anfangen und mir noch’ne Rente erarbeiten.«
    »Die Macht reizt Sie also nicht?«
    Jensen schüttelte den Kopf. »Worauf wollen Sie hinaus, Virgil? Und reizen tut mich das wirklich nicht.«
    »Kommen Sie. Holen Sie Ihre Jacke, wir müssen einen Besuch machen.«
    »Wir haben fast Mitternacht, Virgil. Weiß Jim davon?«
    »Holen Sie Ihre Jacke, Larry. Wir müssen einen Besuch machen, und ich möchte nicht allein gehen. Ich brauche einen Zeugen. Und rufen Sie auch Margo Carr an. Jim weiß nichts davon, weil es ihm peinlich wäre, wenn er es offiziell wüsste.«
    Jensen stützte die Hände in die Hüften. »Scheiße.«
    »Larry …«
     
    Sie nahmen einen Schlüssel aus dem Asservatenschrank und fuhren schweigend zum Haus der Schmidts. »Das gefällt mir ganz und gar nicht«, sagte Jensen schließlich.
    »Mir auch nicht«, sagte Virgil.
    Das Haus der Schmidts lag still und dunkel da und verströmte eine trübsinnige Atmosphäre. Sie parkten unter dem Licht im Hof, und Jensen ging voran. »Sie haben doch nicht etwa Angst vor Gespenstern?«, fragte er scherzhaft.
    »Nein. Ich möchte allerdings

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