Blinder Hass
dem Schutt gelandet ist und die Leiche darunter . Sie vermuten, dass Judd im Keller war und der Rollstuhl oben im Parterre oder im ersten Stock und dass er runtergefallen ist, als das Feuer den Fußboden zerstört hat.«
»Zufall?«
»Scheint so. Ich weiß nicht, was es sonst gewesen sein könnte«, sagte Stryker.
»Übernehmen Sie diesen Fall?«, fragte Williamson.
»Ich beschäftige mich mit den Ermittlungen im Fall Gleason«, erklärte Virgil. »Unsere Pressekontakte laufen entweder über den hiesigen Sheriff oder über den Sprecher des SKA in St. Paul. Ich kann mit Ihnen nicht darüber reden.«
»So läuft das hier bei uns nicht«, sagte Williamson.
»Dann muss sich das geändert haben, denn ich bin auch von hier«, entgegnete Virgil. »Ich hab auf der Highschool gegen Jimmy Baseball gespielt und ihn drei Jahre hintereinander fertiggemacht.«
»Du hast von den neun Spielen nur sieben gewonnen, und drei von diesen Siegen waren reines Glück«, sagte Stryker. »Die Leute reden immer noch darüber. So eine Glückssträhne hat man nie mehr erlebt, in den ganzen Jahren danach nicht.«
»Du kannst mich mal«, sagte Virgil.
»Du musst mit Joan gesprochen haben«, erwiderte Stryker.
Virgil deutete mit dem Kopf zu dem ausgebrannten Loch und fragte: »Das ist doch Judd, oder?«
»Ja«, antwortete Stryker. »Ich hab ihn angerufen, und er ist sofort gekommen.«
»Der war vermutlich bei der Bank und hat das Testament von dem Alten gelesen«, sagte Big Curly.
»Er wird meine Zeitung erben«, sagte Williamson leise. »Das ist nicht gut. Falls einer von euch’ne Druckerpresse hat, ich bin auf Jobsuche.«
Alle blickten einige Sekunden zu Judd, dann fragte Virgil Big Curly: »Was hat es mit dem Testament auf sich?«
Big Curly zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. War nur ein Scherz.«
»Es ist allerdings eine Idee«, sagte Virgil zu Stryker. »Habt ihr schon nach einem Testament geschaut?«
Stryker schüttelte den Kopf. »Ich nehme an, dass es in der Bank liegt. Oder Bob Turner hat es. Turner war der Anwalt vom alten Judd.«
»Wir sollten es uns ansehen«, sagte Virgil. »Besorg uns eine richterliche Verfügung, um sein Bankfach öffnen zu können, und bitte seinen Anwalt und seinen Sohn mitzukommen. Das könnte uns weiterhelfen.«
»Und wenn er nun sein gesamtes Geld George Feur hinterlassen hat?«, fragte Williamson.
Stryker verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen. »Dann wär Junior aber stinksauer, darauf könnt ihr wetten.«
Virgil: »Wer ist George Feur?«
»Ein durchgeknallter Prediger, hat im Gefängnis zu Jesus gefunden«, sagte Stryker. »Er hat ein so genanntes religiöses Camp an der Grenze zu Dakota. In der Stadt erzählte man sich, dass er alles Mögliche versucht hat, um Bill Judds Seele zu retten.«
»Er ist verrückt?«
»Er glaubt an die Reinheit der weißen Rasse und daran, dass Jesus ein Römer war«, sagte Williamson. »Und er glaubt, dass der Fluch des Kain auf den Schwarzen lastet und sie deshalb nach Afrika verbannt wurden und dass man sie alle dorthin zurückschicken sollte, damit sie so richtig den gerechten Zorn Gottes zu spüren kriegen, anstatt weiße Frauen zu schänden und alle guten Jobs in den Target-Märkten an sich zu reißen. Ungefähr einmal im Monat marschieren er und ein ganzer Haufen Leute mit ein paar Transparenten irgendwohin und verbreiten dieses Zeug. Hier, in Worthington oder in Sioux Falls.«
Little Curly: »Außerdem behauptet er, die Indianer wären die Verlorenen Stämme Israels, und sie wären eigentlich Juden und sollten alle zurück nach Israel gehen, damit Jesus das nächste Mal zu uns kommen kann. Er hatte schon mehrere Prügeleien mit Indianern.«
»Und er wollte Judd bekehren?«, fragte Virgil. Er musste an die Offenbarung des Johannes auf dem Couchtisch der Gleasons denken.
»Er braucht reiche Anhänger«, erklärte Williamson. »Wie soll er sonst das Geld zusammenkriegen, um Waffen zu kaufen, um die gottlosen Demokraten zu stürzen und die Schwarzen zurück nach Afrika zu schicken?«
»Klar.«
»Und die Mexikaner zurück nach Mexiko, die Chinesen zurück nach China, die Indianer nach Israel und so weiter«, sagte Williamson. »Ich hab einen längeren Bericht über ihn geschrieben, wurde sogar von Associated Press übernommen.«
»Jetzt gibt’s Ärger«, murmelte Big Curly.
Virgil blickte auf und sah, dass Bill Judd junior auf sie zukam. Judd war ein schwerer Mann mit einem dicken Kopf und einem Kehllappen wie ein
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