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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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verlässt nicht nur mich, du wirst Bluestem verlassen. Du wirst dich nie mehr auf der Straße blicken lassen können.«
    »Ich wollte das zivilisiert regeln.«
    »Zivilisiert, leck mich am Arsch«, sagte Mark Stryker, und seine Stimme wurde immer lauter und schriller. »Du siehst die Kinder jetzt zum letzten Mal. Ich werde keine Hure hier auf der Farm dulden.«
    Er drehte sich um und ging hinaus. »Ich hab längst gewusst, was du treibst, du Hure. Ich hab gewusst …«
    Laura, deren Wut gleichzeitig mit ihrer Angst wuchs, hatte überhaupt nicht an die Kinder gedacht. Mark stand immer noch draußen, blickte zu dem Fliegenfenster hinauf und brüllte sie an. Die Waffe lag in der Küchenschublade, hinter den Geschirrtüchern, das Magazin in der Schublade daneben. Sie brauchte nur eine Sekunde, um das Magazin in den Pistolengriff zu schieben und durchzuladen. Dann hielt sie die geladene Waffe in der Hand, Mark stand noch immer auf dem Hof …
    »Ich hab ihn umgebracht … Ich hab ihn hier auf dem Hof umgebracht.«
    »Mein Gott, Laura …«
    »Du wirst das regeln.« Sie weinte nicht, war aber trotzdem völlig außer sich. »Du wirst denen sagen, dass es Selbstmord war. Ich will die Kinder nicht verlieren.«
    »Mein Gott, Laura …«
    »Du rufst jetzt Russ Gleason an … du sagst ihm … ich weiß von seiner kleinen Abtreibungsfabrik. Du sagst ihm, dass Mark Selbstmord begangen hat.«
    Virgil gähnte und öffnete die Augen. Das war zwar Fiktion, aber die Geschichte entwickelte sich ganz gut. Zumindest war es ihm gelungen, die Toten zusammenzubringen.
    Dann dachte er plötzlich: Wenn es nun gar nicht um die Männer ging? Wenn es stattdessen um die Frauen ging? Wenn Gloria Schmidt und Anna Gleason mit Judd im Bett gewesen waren und sie nun jemand deswegen umbrachte und das Durchschießen der Augen ihrer Männer symbolisch für eine Art von Blindheit stand, für ein Wegsehen …
    Wenn Laura Stryker gar nicht die Täterin war, sondern das nächste Opfer?
     
    Er blieb insgesamt zwei Stunden im Archiv, tippte Notizen in seinen Laptop und dachte nach. Alle paar Minuten klapperte die Außentür, er hörte, wie Kleingeld in das Kästchen fiel, dann ging die Tür wieder zu. Einmal wurden keine Münzen eingeworfen, und er war versucht nachzusehen, wer da eine Zeitung klaute. Aber er blieb bei seinen Zeitungsausschnitten.
    Als er fertig war, wusste er eine Menge mehr als am Anfang, doch anscheinend nichts, was sich mit den Morden in Verbindung bringen ließ. Jeder in der Stadt mochte gewusst haben, dass Judd mit Frauen aus der Gegend schlief, manchmal sogar mit mehreren gleichzeitig, aber das hatte ihn nie in die Zeitung gebracht.
    Er brauchte zehn Minuten, um die Ausschnitte zurück in die Umschläge zu stecken, wieder einzusortieren und seinen Computer herunterzufahren. Er durchquerte erneut den Redaktionsraum, hob den Zettel vom Boden auf, klebte ihn wieder ans Fenster und ging zu seinem Truck.
    Laura Stryker.
     
    Er rief Joan an. »Hast du das mit Roman Schmidt gehört?«
    »Hab ich.« Ihre Stimme klang gedämpft. »Virgil, das ist wirklich furchtbar. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass Jim seinen Job verlieren wird, ist es an sich schon ganz furchtbar.«
    »Wenn wir den Kerl erwischen, könnte Jim immer noch mit heiler Haut davonkommen«, erwiderte Virgil.
    »Das müsste aber bald passieren«, sagte sie. »Hast du irgendeine Idee?«
    »Wir haben doch darüber gesprochen, ob man nicht mal mit deiner Mutter nach Sioux Falls fahren sollte. Meinst du, ich könnte jetzt mit ihr dorthin?«
    »Ich ruf sie an. Soll ich mitkommen?«
    Er zögerte. »Wenn du willst«, sagte er schließlich.
    »Ich ruf sie an und meld mich in zwei Minuten wieder bei dir.«
     
    Laura war einverstanden. Virgil fuhr bei Joan vorbei, klingelte, und sie winkte ihn herein. »Ich war auf der Farm und bin gerade erst zurückgekommen«, sagte sie. »Ich muss mir was anziehen, was nicht nach Dreck stinkt. Und vielleicht noch ganz schnell duschen. Ich hab Mom gesagt, wir wären in zwanzig Minuten bei ihr.«
    »Ich wasch dir gern den Rücken«, sagte Virgil.
    »Das wäre auch nötig«, erwiderte sie. »Da ist so eine Stelle genau in der Mitte, die ist jetzt seit acht Jahren schmutzig.«
    »Was ist vor acht Jahren passiert?«
    »Das war das Jahr, bevor ich geheiratet hab«, sagte sie.
     
    Sie ging durch den Flur ins Schlafzimmer und rief: »Im Kühlschrank steht Cola, oder du könntest dir einen Nescafé in der Mikrowelle machen.« Er schlenderte in der Küche

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