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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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nach kurzem Schweigen. »Sie war Mitglied in jedem Klub der Stadt, von den meisten irgendwann sogar mal Präsidentin. Es müsste Hunderte von Geschichten über sie geben.«
     
    Die Stationsschwester im Grunewald-Pflegeheim war nicht gerade erfreut, Virgil wiederzusehen, und gab ihm das auch deutlich zu verstehen. »Betsy war ganz außer sich, nachdem Sie gegangen waren, und hat sich immer noch nicht richtig erholt. Sie versucht zu laufen, aber sie ist zu schwach. Unsere Aufgabe ist es, unsere Bewohner zu schützen, und Sie könnten ihr schaden.«
    »Das tut mir sehr leid«, sagte Virgil, ohne große Zerknirschung zu zeigen. »Aber wir haben ein ziemliches Problem in Bluestem. Heute Morgen wurden zwei weitere Menschen ermordet, und wir glauben, dass diese Morde mit etwas zu tun haben, dessen Anfänge in Betsys junge Jahre zurückreichen. Deshalb müssen wir unbedingt mit ihr reden.«
    Die Schwester ließ sich ihre Missbilligung deutlich anmerken, doch als sie die Besucher zu Carlson brachte, schien die alte Frau Virgil nicht wiederzuerkennen. Stattdessen sah sie Laura von der Seite an, und als Laura »Hallo, Betsy« sagte, fragte sie mit zittriger Stimme: »Laura?«
    »Ja, ich bin’s«, antwortete Laura.
     
    Die drei zogen sich Stühle heran, und während die Schwester im Hintergrund herumstand, begann Laura mit Betsy Carlson über die alten Zeiten in Bluestem zu plaudern, wie sie sich auf dem Buffalo Ridge getummelt hatten. Carlson war älter als Laura, deshalb hatten sie nicht zu denselben Cliquen gehört, aber sie hatten sich alle gekannt.
    Carlsons Erinnerungen wanderten scheinbar ziellos umher, waren mal klar und dann wieder ziemlich vage. »Ich kann mich genau erinnern, wie Mark gestorben ist«, platzte sie irgendwann heraus. »Das war ein furchtbarer Tag.«
    »Der furchtbarste Tag in meinem Leben«, sagte Laura. Sie blickte kurz zu Joan. »Ich hatte solche Angst um die Kinder. Für Jim war es schon sehr schlimm, aber Joanie … Ich hatte Angst, dass sie sterben könnte. Oder verrückt werden …« Sie biss sich auf die Zunge, als ihr bewusst wurde, dass das angesichts ihrer Gesprächspartnerin nicht gerade die taktvollste Bemerkung war.
    Carlson nickte mit dem Kopf, und ihr Blick wurde leer, dann sah sie Virgil an. »Haben Sie den Mann im Mond gefunden?«, fragte sie.
    Virgil lächelte. »Ich habe gesucht, aber ich konnte nichts finden«, sagte er. »Ich könnte ihn vielleicht finden, wenn ich einen besseren Namen hätte.«
    Sie schüttelte den Kopf, und Virgil spürte, wie sie wieder den Faden verlor. »Hat keinen Namen. Jedenfalls nicht dass ich wüsste. Sie haben ihn weggebracht, aber er ist wiedergekommen. Ich hab ihn gesehen.« Sie schüttelte erneut den Kopf und schwieg. »Man darf nicht sein ganzes Gesicht ansehen«, fuhr sie schließlich fort. »Sieh nur in den Kreis zwischen Augen und Kinn.« Sie berührte mit einer zitternden Hand ihr Gesicht und beschrieb einen Kreis von der Mitte ihrer Stirn aus, an einer Augenbraue vorbei, dann die Wange hinunter, um den Mund herum und an der anderen Seite wieder hinauf bis zur Stirn. »Du kannst ihn nur sehen, wenn du da reinschaust. Den Mann im Mond.«
    »Weißt du von jemandem, der Bill vielleicht was antun wollte?«, fragte Joan.
    Die alte Frau betrachtete Joan einen Moment lang, dann fing sie beinahe an zu kichern. »Wer wollte das nicht, das ist die Frage.«
    Sie versuchten, noch mehr aus ihr herauszubekommen, doch Carlson plapperte nur noch unsinniges Zeug. Und während sie warteten, ob sie sich wieder erholen würde, schlief Betsy ein.
     
    »Verdammt noch mal«, sagte Virgil, als sie den Parkplatz überquerten. »Sie kennt den Namen nicht, weiß aber, dass er hier ist. Der Mann im Mond.«
    »Was willst du jetzt tun?«, fragte Joan.
    »Nach Bluestem zurückfahren. Nachsehen, was sich bei Schmidt tut. Vielleicht … vielleicht mit dem Richter über die Möglichkeit reden, Einblick in Judds Bankkonten zu bekommen. Und in die von Gleason und Schmidt.«
    »Was ist mit den Strykers?«, fragte Laura.
    »Zwei von den Strykers hab ich bereits ausgeschlossen«, sagte Virgil, als sie wieder in den Truck stiegen.
    »Welche beiden?«, fragte Joan.
    »Schwierige Frage«, sagte Virgil.
     
    Auf dem Rückweg stellte er Laura Fragen über die sexuellen und geschäftlichen Beziehungen in der Stadt während der Zeit, als Schmidt Sheriff und Gleason Coroner war.
    »Du glaubst doch nicht, dass das etwas mit dem Beschiss mit der Jerusalem-Artischocke zu tun hat?«, sagte

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