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Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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mit dem Kopf auf Micahs Schoß, und ich dachte, er schliefe, doch als ich hereinkam, drehte er sich um, und das Licht vom Fernseher spiegelte sich in seinen Augen. Über Micahs Gesicht ging eine ungeheure Erleichterung, die er sogleich hinter einem Lächeln verbarg. Er strahlte freundliche Neutralität aus, ganz wie damals, als ich ihn kennenlernte, und er so wenig Ansprüche wie möglich an mich stellte. Aber sein Blick sagte deutlich, dass er sich gefragt hatte, ob er mich je wiedersehen würde. Ich hatte ihm keinen Abschiedskuss gegeben. Ich hatte vergessen, ihn von unterwegs anzurufen, damit er wusste, dass ich noch lebte. Der Gedanke tat weh.
    Nathaniel kam mir entgegen, dann zögerte er, mich anzufassen. Vielleicht wegen meines Gesichtsausdrucks oder weil ich auf halbem Weg zwischen Tür und Couch stehen geblieben war. Er sah enttäuscht aus. Ich fing ein wenig von seinen Empfindungen auf. Er war traurig. Er dachte, ich zöge mich von ihm zurück, hätte Angst, mich wirklich auf ihn einzulassen, mit ihnen zusammen zu sein. Das war es nicht, was mir Angst machte.
    Man kann nicht jemanden aus einem halben Meter Entfernung mit einer Schrotflinte erschießen, ohne vollgespritzt zu werden. Ich hatte Blut in den Haaren und auf den Armen. Ein bisschen hatte ich im Wagen mit Feuchttüchern abgewischt, aber nicht alles. Ich war nicht sauber. Wäre ich nur Polizist und die tote Frau nur ein Mensch gewesen, hätte ich mir wegen der Übertragung von Krankheitserregern Sorgen gemacht. Sie hätte AIDS oder Hepatitis haben können. Ein Vampir dagegen kann nichts übertragen, außer dem Vampirismus. Ja, das wäre natürlich bedenklich, aber den konnten Nathaniel und Micah nicht bekommen. Ich aber schon. Wenn ich Menschen tötete, konnte ich mir mehr Krankheiten einfangen als von Vampiren. Das war mir alles zu schwierig heute Nacht, zu kompliziert.
    »Anita, geht es dir gut?«, fragte Micah und stand von der Couch auf, um zu Nathaniel zu gehen.
    Ich wich ruckartig zurück. »Ich habe Blut an mir. Fremdes Blut.« Ich schüttelte in einem fort den Kopf. »Wer weiß, was ich damit reinschleppe.«
    »Wir können uns nichts einfangen«, sagte Nathaniel. »Nicht mal eine Erkältung.« Er sah nicht mehr enttäuscht, sondern besorgt aus.
    »Blut kann uns nicht schaden«, sagte Micah.
    Sie hatten recht. Es war albern, sich deswegen Gedanken zu machen, aber … »Wollt ihr mich wirklich anfassen, wenn das Blut meiner Opfer an mir klebt?«
    »Ja«, antwortete Nathaniel und wollte mich umarmen.
    Ich wich zurück, bis er stehen blieb. Ich hatte Angst, die Fassung zu verlieren, wenn ich mich umarmen ließe. Ich würde in ihre Arme sinken und heulen.
    »Deine Opfer?«, hakte Micah nach. »Anita, das klingt nicht nach dir.« Er versuchte ebenfalls, mich in die Arme zu schließen.
    Ich wich zurück, bis ich gegen die Tür stieß, und schüttelte den Kopf. »Wenn ihr mich umarmt, fange ich bloß an zu heulen, verdammt. Ich hasse das.«
    Micah sah mich forschend an. »Das ist es nicht.«
    Ich schloss die Augen und ließ die Tasche fallen. Er hatte recht, das war es nicht, jedenfalls nicht nur. Ich versuchte, ehrlich zu sein. Ich versuchte, auszudrücken, was ich fühlte. »Wenn ihr mich jetzt bemitleidet, klappe ich zusammen.«
    »Vielleicht brauchst du genau das«, sagte Micah und kam ein bisschen näher. »Vielleicht nur für ein Weilchen. Lass dich von uns bemuttern.«
    Ich schüttelte weiter den Kopf. »Ich habe Angst.«
    »Wovor?«, fragte er sanft.
    »Loszulassen.«
    Micah nahm mich behutsam an der Schulter. Ich wich nicht aus. Langsam zog er mich von der Tür weg in seine Arme. Einen Moment lang blieb ich steif und widerspenstig, dann stieß ich in einem langen flattrigen Hauch den Atem aus und gab nach. Ich raffte von seinem T-Shirt so viel wie möglich in die Fäuste, als könnte ich mich gar nicht genug festklammern. Ich wollte ihn nackt an mir spüren, nicht beim Sex, obwohl ich das nicht ausschloss, sondern um ihm nah zu sein.
    »Ich gehe Badewasser einlassen«, sagte Nathaniel.
    Ich hielt ihn am T-Shirt fest und zog ihn in die Umarmung. »Es tut mir leid«, sagte ich.
    »Was?«, fragte er und wechselte einen Blick mit Micah.
    Die erste Träne quoll hervor. Verräterisches Miststück. Meine Stimme klang beinahe fest, als ich sagte: »Ich habe euch keinen Kuss gegeben, ich bin einfach davongefahren. Das tut mir leid.«
    Sie küssten mich beide sanft und keusch. Micah wischte mir die Träne ab. »Wir verstehen das.« Er sah Nathaniel

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