Blinder Hunger: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
tatsächlich sein durften, würde sich jetzt zeigen. »Richard, du sagst, du magst Angst beim Sex und du magst harten Sex.«
Sein Blick war eine Warnung. Diese dunkelbraunen Augen verboten mir, weiterzusprechen. Aber wenn ich es ihm nicht sagte, wer dann?
»Du gehörst ebenfalls zur Szene, Richard.«
»Nein, ich –«
Ich hob die Hand. »Du tust nicht, was Raina und Gabriel und einige andere getan haben, aber du kannst das Spiel genießen, ohne sexuell sadistisch zu sein. Manche Leute halten es schon für Sadismus, wenn man beim Sex kratzt und beißt.«
Er schüttelte in einem fort den Kopf. Wenn ihm dabei die Kratzer wehtaten, war es ihm nicht anzumerken. »Das ist Blödsinn. Deswegen bin ich noch lange nicht wie die.«
»Wenn du Raina und Gabriel meinst, hast du recht. Aber du bist nicht vor mir davongerannt, nur weil du mich für blutrünstig hieltest. Du bist davongerannt, weil du bei mir nicht mehr so tun konntest als ob.«
»Als ob was? Ich tue gar nicht, als ob.«
»Doch, und du bist nicht der Einzige.«
»Was meinst du denn überhaupt?« Seine Wut füllte den Raum, machte ihn heiß und stickig, als würde gleich ein Sturm losbrechen.
»Ich kratze und beiße gern beim Sex. Ich beiße sogar gerne ohne Sex.«
Er blickte weg. »Daran bin ich schuld und Jean-Claude. Wir haben unsere Gelüste auf dich übertragen.«
»Kann sein, aber sie sind trotzdem in mir, und ich genieße sie. Ich mag mich in der Szene nicht so wohl fühlen wie Nathaniel und das macht mir Sorgen, weil ich mit ihm zusammen bin und will, dass er glücklich ist. Aber ich musste aufhören, so zu tun, als ob ich nicht auf harten Sex stehe. Jason sagt, dass ich dominante Männer mag, weil die quasi die Verantwortung übernehmen und ich mir einbilden kann, keine Wahl zu haben. Der Grund, warum ich Nathaniel so lange ausgewichen bin, ist der, dass er versucht hat, mich jeden einzelnen Annäherungsschritt tun zu lassen. Ich brauche ein bisschen Dominanz, sonst spiele ich nicht mit. Ich dachte, er ist verrückt, aber ich habe einen sehr stressigen Tag hinter mir und bin es leid davonzulaufen.«
Er sah mich an. »Davonzulaufen? Wovor?«
»Vor demselben wie du: vor mir selbst.«
»Du bist nicht –«
Ich stoppte ihn erneut. »Ich bin vor mir davongelaufen und tue es vielleicht noch. Es gibt Dinge an mir, wo ich nicht so genau hinsehen möchte. Mir hat jemand gesagt, dass es okay ist, wenn ich zwei Männer in meinem Bett haben will. Ich habe es abgestritten, Richard.« Ich ging zwei Schritte auf ihn zu. »Aber Abstreiten ist ziemlich albern, findest du nicht?«
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Ich bin mit Jean-Claude und Asher zusammen. Ich war mit dir und Jean-Claude zusammen.«
»Nie gleichzeitig.«
Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Meinetwegen lasse ich dich aus. Ich bin also mit Jean-Claude und Asher zusammen. Ich lebe und schlafe mit Micah und Nathaniel. Klar, das hat sich zufällig so ergeben. Ich habe diese Situation nicht absichtlich herbeigeführt, aber jetzt ist sie da. Und inzwischen bin ich auch mit Damian und Nathaniel zusammen, habe also eine weitere Dreiecksbeziehung, wo ich die einzige Frau bin. Es würde ziemlich albern klingen zu behaupten, dass es mir nicht gefällt, mit zwei Männern gleichzeitig ins Bett zu gehen.«
»Ist das so?«, fragte er.
Ich war ihm keine Antwort schuldig, aber mir selbst vielleicht schon. Ich hatte es gerade zum ersten Mal zugegeben. »Ja, ich finde es absolut geil. Allein, sie an beiden Seiten zu fühlen, ist toll.« Ich erwartete, rot zu werden, rechnete mit dem Gefühl der Peinlichkeit, aber es blieb aus. Es war wahr und es war okay. Ich war okay. Ich war mit Männern zusammen, die es okay fanden.
Richard blickte zu Boden, als wollte er nicht sehen, was immer in meinem Gesicht zu sehen war. Oder ich sollte nicht sehen, was es in seinem zu sehen gab. »Ich könnte das nicht.«
»Keiner hat dich darum gebeten.«
Er blickte auf und sein Zorn schnellte mir entgegen wie eine Peitsche. Ich zuckte zusammen. »Autsch.«
»Entschuldige, ich wollte dir nicht wehtun. Aber du irrst dich.«
»Na gut, meines Wissens hat dich niemand darum gebeten.«
»Jeder, wirklich jeder in unseren Kreisen, egal, ob Lykanthrop oder Vampir, denkt, dass ich mit dir und Jean-Claude vögle, dass wir eine glückliche kleine Ménage-à-trois sind.«
»Das Gerücht ist mir auch zu Ohren gekommen«, sagte ich. »Du weißt, was du tust und mit wem. Was soll’s also?«
Er stöhnte frustriert. »Anita,
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