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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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sehen waren, mit der die verputzten Wände früher gestrichen gewesen waren. Das Dach bestand aus gewellten Platten. Fenster gab es keine, und eine Tür konnte Max zumindest von dieser Seite nicht sehen. Gut möglich, dass sich der Anbau nur durch das Haupthaus betreten ließ.
    Er ging an der vielleicht fünfzehn Meter breiten Giebelwand entlang und gelangte an die Rückseite.
    Wie vermutet endete dort das Grundstück. Zwischen Gebäude und Wald lag ein Acker, auf dem ganz offensichtlich seit mehreren Jahren nichts mehr angebaut worden war. Der Boden hatte sich in ein blühendes Biotop verwandelt. Im Sonnenlicht schwirrten Insekten darüber hinweg. Ein lautes Zirpen erfüllte die Luft. Das Kraut war höher als er selbst, vereinzelt wuchsen sogar riesige Sonnenblumen darin. Vögel landeten, stiegen wieder auf, flogen davon. Es gab nur einen schmalen Streifen an der Rückseite der Kegelbahn, der nicht ganz zugewuchert war. Max drückte sich eng an der Wand entlang. Die Sonne schien genau darauf, so dass an dem windgeschützten Ort eine unglaubliche Hitze herrschte.
    Max war schweißgebadet, als er das andere Ende des Anbaus
erreichte. Kleine Fliegen klebten im Schweiß auf seinem Gesicht, außerdem hatte er das Gefühl, dass irgendwas von unten in sein Hosenbein gekrochen war und sich jetzt auf dem Weg nach oben befand.
    Er bückte sich, sah nach, konnte aber nichts finden.
    In dieser Giebelseite der Kegelbahn gab es eine Tür. Eine feuersichere Stahltür, die nicht in Bodenhöhe, sondern einen halben Meter darüber in der Wand saß. Das Bodenniveau fiel zur Wiese hin stark ab. Die Tür war in grauer Farbe gestrichen. Max packte die Klinke. Sie ließ sich leicht bewegen, war nicht eingerostet, doch die Tür war verschlossen. Er sah sich das Schloss an. Es war nicht alt und verrostet, wie man hätte vermuten können, sondern ein modernes Sicherheitsschloss. In Anbetracht des generellen Zustands dieser Anlage war das verwunderlich.
    Max hämmerte mit der Faust gegen die Tür. Fünf, sechs Mal. Er konnte das Geräusch drinnen dumpf nachhallen hören. Eine Reaktion erfolgte allerdings nicht.
    Also ging er weiter und erreichte den schmalen geschotterten Streifen neben dem Haupthaus. In dem Schotter war eine Fahrzeugspur zu erkennen: Platt gedrücktes Unkraut, komprimierte Steine; hier hatte jemand geparkt! In der Ecke zwischen Haupthaus und Anbau, vor Regen geschützt durch das weit heruntergezogene Dach, lagerten aufeinandergestapelt einige Europaletten. Max betrachtete sie nachdenklich. Die unteren Paletten waren alt und schmutzig, aber obenauf lagen drei relativ neue. Ihr Holz wirkte frisch. Einem eingebrannten Aufdruck zufolge stammten sie aus Brasilien.
    Darauf konnte Max sich keinen Reim machen, aber letztlich konnte jeder die Paletten hier abgelegt haben.
    Er entdeckte eine weitere Tür. Auch diese war aus Stahl
und mit einem modernen Schloss ausgestattet. Max probierte es erneut, aber sie war ebenfalls abgeschlossen. Die Fenster an dieser Längsseite waren genau wie drüben mit Platten vernagelt. Hier befanden sich allerdings einige Graffiti darauf. Sie gaben Auskunft darüber, wer im Dorf blöd war, wer die größte Schlampe, und wer mit wem rummachte. Augenscheinlich waren sie alle von ein und derselben Person gesprayt worden. Allzu viele Sprayer würde es in einem Kaff wie Pennigsahl auch nicht geben.
    Als Max die hirnlosen Sprüche begutachtete, wurde ihm schnell klar, woher die Reifenspuren stammten. Dieser geschützte Platz war ein idealer Ort zum Fummeln auf dem Rücksitz eines Autos. In jedem Ort gab es so einen Platz, den alle kannten, den alle für dasselbe nutzten, der eine Art Heiligtum war und gegenüber den Erwachsenen nicht erwähnt wurde.
    Max erreichte die Stelle, an der er losgegangen war. Fünfzehn Minuten hatte der Rundgang gedauert. Jetzt fühlte er sich schmutzig, klebrig und lustlos.
    Unschlüssig lehnte Max sich an den Wagen und blies sich Luft ins Gesicht. Immer noch hatte er das Gefühl, etwas krabble an seinem Hosenbein empor. Hoffentlich hatte er sich in dem Krautdschungel dahinten keine widerliche Zecke eingefangen. So ein Biss konnte einen die Karriere kosten. Er kannte einen jungen Boxer, der zwei Jahre nach dem Biss einer Zecke eine halbseitige Lähmung bekommen hatte, von der er sich nie wieder ganz erholte.
    Max öffnete die Kofferraumklappe des BMW, setzte sich auf die Kante und zog die Schuhe aus. Dann horchte er einen Moment, ob sich kein Fahrzeug näherte, und zog auch noch die

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