Blinder Instinkt - Psychothriller
die Straße schlechter, rechts und links duckten sich wuchernde Brombeerbüsche, deren lange nicht zurückgeschnittene Ranken an den Seiten des BMW kratzten. So ging es noch mal einen Kilometer weiter, und vor sich sah Max bereits wieder ein Waldstück auftauchen, in dem die Straße verschwand.
Er glaubte schon, erneut auf dem falschen Weg zu sein, als links das Gebäude auftauchte.
Es stand direkt an der Straße. Ein großes Haupthaus aus rotem Backstein, dessen Giebel mit der breiten Eingangstür zur Straße hin lag. Hinten war quer zu dem Haupthaus ein circa dreißig Meter langes, aber flaches Gebäude angebaut, wahrscheinlich eine Kegelbahn. Links befand sich ein großer Parkplatz, rechts eine schmale Schotterzufahrt.
Daneben erstreckte sich eine Weide bis hin zum nicht weit entfernten Wald.
Über der Eingangstür befand sich noch die alte, ausgeblichene Leuchtreklame. Der Schriftzug war einigermaßen gut zu lesen.
Sauters Gasthaus und Bundeskegelbahn .
Früher mochte es ein imposantes Gebäude gewesen sein, und allein anhand der schieren Größe vermutete Max im Inneren ebensolche Gesellschaftsräume. Heute war es nur noch ein Relikt, eine verblasste Erinnerung an bessere Zeiten. Auf dem großen Parkplatz wuchs überall Unkraut, teilweise reckte es sich einen halben Meter hoch zwischen den Pflastersteinen empor. Sogar ein paar kleine dünne Birken waren darunter. Der vordere Giebel bestand aus gemauertem Fachwerk. Den Backsteinen hatte die Zeit nichts anhaben können, dem Fachwerk aber wohl. Die schützende Farbe war größtenteils abgeblättert, das Holz lag offen, schimmerte silbrig, große Risse klafften wie zahnlose Münder. Die beiden breiten Fenster rechts und links neben der Eingangstür waren mit Sperrholzplatten vernagelt. Oben im Giebel gab es noch zwei kleinere Fenster, deren Scheiben eingeworfen waren.
Außer ein paar Jugendlichen aus dem Dorf, die sich einen Spaß daraus gemacht hatten, die Scheiben einzuschmeißen, war hier schon lange niemand mehr gewesen.
Max war enttäuscht. Trotzdem parkte er den BMW vor dem Eingang und stieg aus.
Es war still.
Pennigsahl war nicht weit entfernt, aber dieser alte Gasthof schien sich am Ende der Welt zu befinden. Wegen der Brombeerbüsche auf der anderen Seite der Straße konnte
Max nicht bis zum Dorf sehen, was die Einsamkeit noch verstärkte.
Er ging zur Eingangstür.
Auch dort waren die Farbe abgeblättert und das alte Holz rissig. Trotzdem wirkte die Tür stabil. Max drückte dagegen, doch sie rührte sich keinen Zentimeter. Es gab einen Klingelknopf, eingefasst in eine runde Messingscheibe. Mit dem Daumen versenkte Max den Knopf und hielt ihn fest, aber ein Läuten war nicht zu hören. Er hatte auch nicht damit gerechnet.
Während Max in der stillen Einsamkeit vor dem verfallenen Gasthof stand, fiel ihm auf, dass er sich sehr gut als Versteck eignete. Wenn er selbst ein Kind entführt und nicht sofort getötet hätte, wenn er sich noch eine Weile mit ihm beschäftigen wollte, wäre dies hier doch der perfekte Ort dafür. Er lag ruhig, nicht einsehbar und fernab des Dorfes. Niemand kam hierher, und außer ein paar Bauern fuhr wohl auch nur selten jemand die Straße entlang.
Max ging über den Parkplatz zur langgestreckten Seite des Haupthauses. Das lange Dach war tief heruntergezogen und hing an zwei Stellen gefährlich weit durch. Hier gab es eine ganze Reihe von kleineren Fenstern, die alle mit Holzplatten vernagelt waren. Wahrscheinlich waren irgendwann sämtliche Scheiben eingeworfen worden, und die Holzplatten schützten vor Regenwasser und unbefugten Eindringlingen.
Max suchte sich seinen Weg zwischen dem hüfthohen Unkraut hindurch. Klebrige Blätter blieben an seiner Hose haften. Der Parkplatz endete an einem Jägerzaun. Schief hingen die Latten an den Pfosten, manche fehlten, die Farbe war längst unter Grünspan verschwunden. Kletterpflanzen hatten den Zaun als Gerüst für Höhenwuchs genutzt.
Max fand keine Pforte, also stieg er darüber hinweg. Er gelangte in eine Art Garten. Zwischen Unkrautflächen führten mit Waschbetonplatten gepflasterte Wege hindurch. Die Platten waren aufgeworfen und verschoben, die Kanten teilweise so hoch, dass er aufpassen musste, nicht darüber zu fallen.
Schließlich gelangte er an den Anbau, in dem die Kegelbahn untergebracht war. Der Anbau stand quer zum Haus und bildete die hintere Grundstücksgrenze. Es war ein im Verhältnis zum Haus niedriger Betonbau, an dem noch Reste der grünen Farbe zu
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