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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Laden?«, fragte Paul und deutete mit einem Nicken zu dem Geschäft hinüber.
    »Ja, da oben, wie vorher seine Eltern. Wieso fragen Sie?«
    »Frau Zerhusen, das ist jetzt sehr wichtig. Wir verdächtigen Herrn Sauter, ein kleines Mädchen entführt zu haben. Vielleicht hält er sie noch gefangen, aber ganz sicher nicht hier. Gibt es einen anderen Ort, an dem er sich aufhalten könnte?«
    Frau Zerhusen legte die Stirn in Falten und dachte intensiv nach.
    Pauls Handy klingelte. Er nahm ab und drehte sich weg.
Ziller war am Apparat. Er und Kindler waren zum Haus der Sauters gefahren.
    »Die alten Leute sind tot«, sagte Ziller. »Die Frau liegt in der Küche, sieht ebenfalls nach einem Spinnenbiss aus. Der Mann sitzt tot im Wagen in der Garage. Die Garagentür war geschlossen, und dem Geruch nach zu urteilen lief der Motor des Wagens eine ganze Weile. Als wir ankamen, lief er nicht mehr, wahrscheinlich wegen des Sauerstoffmangels. Der alte Herr ist an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben. Mann, was ist das für eine Scheiße hier!«, fügte Ziller an seine sachliche Berichterstattung an. Paul konnte hören, dass es auch ihm an die Nieren ging.
    »Ihr habt den Notarzt angefordert?«
    »Na klar. Aber die sind definitiv tot.«
    »Sobald die Spurentechniker hier fertig sind, kommen sie rüber. Ich schick euch eine Streife, die den Tatort bewacht. Wenn die Jungs da sind, kommt ihr bitte wieder hierher. Ich brauche euch.«
    »Wir wollen dabei sein«, sagte Ziller.
    »Sollt ihr auch. Und wir kriegen das Schwein.«
    Paul drückte das Gespräch weg und drehte sich wieder zu Frau Zerhusen um.
    »Ist Ihnen etwas eingefallen?«, fragte er sie. Dabei versuchte er, sich die eben erhaltene Information nicht anmerken zu lassen.
    »Waren das Ihre Kollegen?« Frau Zerhusen war nicht dumm.
    Paul nickte nur. Die alte Frau sah ihn aus großen Augen an. Er wusste, sie würde nichts sagen, bevor sie nicht die Wahrheit erfuhr.
    »Sie sind tot, beide«, sagte Paul.

    Dass ihre Augen noch größer werden könnten, hätte Paul nicht für möglich gehalten. Plötzlich schlug sie beide Hände vors Gesicht, schluchzte laut auf und schüttelte heftig den Kopf.
    Paul ließ sie so lange in Ruhe, wie sie brauchte. Auch wenn ihm die Zeit durch die Finger rann und er immer unruhiger wurde.
    Schließlich sah Frau Zerhusen mit roten, nassen Augen zu ihm auf.
    »Es gibt da dieses Erbe seines Onkels. Ein altes Gasthaus, draußen auf dem Lande«, sagte sie.

10
    In der schmalen Schottereinfahrt parkte ein älterer VW-Passat mit getönten Heckscheiben. Die metallene Tür an der Längsseite des Hauptgebäudes war nicht mehr verschlossen - sie stand einen Spalt breit offen. Verblichen und abweisend war dieser Ort noch immer, aber nicht mehr länger verlassen und einsam. Drei Stunden war es her, seitdem Max von hier aus in die Stadt aufgebrochen war. Jetzt war es Nachmittag, und die Sonne stand bereits ein gutes Stück tiefer. Ihr Licht wirkte gelber und wärmer, doch auch darin wirkte der alte Gasthof noch bedrohlich.
    Max parkte unmittelbar hinter dem Passat und stieg aus. Vom Rücksitz, auf dem ein Abbruchhammer, eine Stichsäge, ein Stahlseil sowie eine lange Brechstange lagen, nahm er die Brechstange mit. Die anderen Werkzeuge, die er für den Einbruch in den Gasthof gekauft hatte, brauchte er jetzt nicht mehr.

    Mit der Brechstange in der Hand blieb er zwischen seinem Wagen und dem Passat stehen. Betrachtete die Tür. Warum stand sie offen? War das eine Falle oder einfach nur Unachtsamkeit?
    Max fiel eine deutliche Schleifspur im Schotter auf. Er drehte sich um und sah, dass sie an der Hausecke begann; dort war der Boden sogar besonders stark aufgewühlt. Rückwärts, die Tür immer im Blick, ging er dorthin.
    Der Boden war mit Blut getränkt, die Schottersteine schwammen geradezu darin, und als Max sich bückte, entdeckte er Haarbüschel, an denen noch Hautfetzen hingen, sowie drei Zähne, menschliche Zähne.
    Ihm wurde schlecht. Schnell wandte er sich ab.
    »Komm endlich raus!«, brüllte plötzlich eine männliche Stimme im Inneren des Hauses.
    Max zuckte zusammen, packte die Brechstange fester und ging ein paar Schritte auf die Metalltür zu. Sein Herz raste jetzt. Auf der Fahrt aus der Stadt hier heraus und auch während des Einkaufs in dem Baumarkt hatte er sich immer wieder vorzustellen versucht, wie das alles ablaufen würde. Hatte sich in den verlassenen Gasthof einbrechen und das entführte Mädchen retten sehen, aber jetzt war alles anders, die

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