Blinder Instinkt - Psychothriller
Situation kaum noch kontrollierbar. So wie es sich eben angehört hatte, war Sauter auf der Suche nach jemandem, wahrscheinlich nach der blinden Sarah.
Aber zu wem gehörte das Blut? Die Haare? Die Zähne?
Mit Grausen dachte Max daran, dass Franziska auch während der zweiten Fahrt hier heraus nicht an ihr Handy gegangen war.
Nein, das durfte einfach nicht sein!
Mit einem schnellen Schritt gelangte er an die Metalltür
und zog sie vorsichtig weiter auf. Sie führte in einen rechteckigen, langen Raum voller Regale, Kisten und Paletten. Max konnte niemanden darin sehen. Er betrat den Raum und sah sich um. Die Blutspur führte direkt zu einer anderen Tür in der gegenüberliegenden Wandseite. Abgewetzte Schuhsohlen lugten aus derTür hervor, jemand lag dort auf dem Boden.
Max schlich dorthin und bückte sich. Das von draußen einfallende Licht reichte aus, um die Person am Boden zu erkennen. Max identifizierte sie nicht am Gesicht, denn das war zerstört, war nur noch eine blutige Masse, aus der Knochenfragmente herausstachen, sondern an der Figur, an den Händen, den Schultern. Und verstand gar nichts mehr.
Dort lag sein Vater!
Plötzlich ein gellender Schrei!
Max fuhr hoch und dachte nicht länger darüber nach, wie sein Vater hierhergekommen war und warum. Dieser Schrei, der nach einem Mädchen oder einer Frau geklungen hatte, war in höchster Not ausgestoßen worden.
Er versuchte sich zu konzentrieren und sich auf seinen Gegner einzustellen.
Wie im Ring, es ist wie im Ring, sagte er sich . Wenn du gewinnen willst, musst du hochkonzentriert sein, keine Ablenkung, keine anderen Gedanken als den an den Sieg.
Max stieg über seinen Vater hinweg. Hinter der Tür lag ein großer dunkler Raum, ein Saal, der nur von einer einzigen Glühbirne über einem Tisch notdürftig beleuchtet wurde. Tische und Stühle standen überall herum, einige Stühle lagen umgekippt auf dem Parkettboden. Der Saal war voller Schatten und Verstecke. Max sah eine große gebückte Gestalt, die gerade einen Tisch beiseiteschob. Abermals gellte ein Schrei auf.
»Gefunden!«, sagte die Gestalt triumphierend.
»Hey!«, schrie Max. »Kämpf mit mir !«
Er packte die Brechstange fester und trat zwei weitere Schritte in den Saal hinein.
Die Gestalt verharrte. In dem trüben Licht konnte Max keine Einzelheiten erkennen, aber was er sah, reichte ihm: Ein großer, dünner Mann um die fünfzig mit freiem Oberkörper, Brust, Bauch und Gesicht mit Tarnfarbe bemalt, wie sie bei der Bundeswehr benutzt wurde. Auf der langen, schiefen Nase trug er eine Brille mit dickem Rahmen.
Jetzt richtete er sich langsam auf.
»Was wollen Sie hier?«, fragte der Mann, von dem Max annahm, dass es sich um Sauter handelte.
Max ging noch einen Schritt auf ihn zu. »Du verfluchtes perverses Schwein! Ich will, dass du das Mädchen in Ruhe lässt. Komm her und kämpf mit mir.«
Sauter stand da, starrte ihn über eine Entfernung von vielleicht drei Metern an. Die Augen konnte Max in dem schlechten Licht nicht sehen, dafür aber fühlen. Er spürte sie auf seiner Haut wie Tausende feuriger Bisse roter Waldameisen.
»Sie haben hier nichts zu suchen. Verlassen Sie mein Haus!«
Sauter bezog frontal Stellung zu ihm und reagierte nicht, als ein Geräusch hinter ihm das Mädchen verriet, das sich unter einem weiter entfernten Tisch in Sicherheit brachte.
»Nichts zu suchen?«, sagte Max. »O doch, ich habe hier sehr wohl etwas zu suchen: Dich! Aber du weißt wahrscheinlich nicht mal, wer ich bin, oder?«
Eduard Sauter stand einfach nur da und starrte ihn an.
»Mein Name ist Max Ungemach. Meine Schwester hieß Sina, und sie war gerade acht Jahre alt, als du sie mir weggenommen
hast. Und ich will hier und jetzt wissen, was mit ihr geschehen ist, sonst schlage ich dich mit meinen eigenen Händen tot.«
Ein kurzes Schweigen.
»Du erfährst es nie, wenn du mich tötest«, sagte Sauter dann.
»Stimmt.« Max warf die Brechstange beiseite und stürmte los.
Eduard Sauter hatte mit einer so schnellen, scheinbar unüberlegten Reaktion nicht gerechnet. Er stolperte ein paar Schritte rückwärts, wurde vom nächsten Tisch gestoppt, und dann war Max auch schon bei ihm.
Die Grundstellung eingenommen, die Fäuste erhoben, perfekt in der Deckung. Seine erste Linke fegte Sauter die Brille vom Kopf. Er schleuderte über den Tisch zurück, Spielkarten flogen durch die Gegend. Max setzte sofort nach. Sauter kam hoch, wollte sich wehren, aber das wartete Max nicht ab. Er ließ eine
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