Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
Vom Netzwerk:
was passiert ist, was mit Sarah ist …« Sie schüttelte den Kopf.
    Franziska legte ihr eine Hand auf den Oberarm. »Ich kann Sie verstehen, wirklich. Sie müssen sich nicht entschuldigen.«
    Die Frau nickte und führte sie in das kleine Büro. »Nehmen Sie bitte Platz.«
    »Sagen Sie«, begann Franziska, »mit welcher Art von Behinderung befassen Sie sich hier?«
    Frau Zierkowski setzte sich hinter ihren Schreibtisch, Franziska davor. Andere Sitzmöglichkeiten gab es in dem beengten Raum nicht. Die Wände rechts und links waren mit Holzregalen verkleidet, auf den Borden stapelten sich Fachbücher, Aktenordner, Aufbewahrungskartons, Bilder in Rahmen, einige Blumen und ein wenig Krimskrams.
    »Wir befassen uns nicht, wir leben hier. Befassen kann man sich mit Aktenordnern oder Automotoren. In dieser Gemeinschaft leben wir mit körperlichen und geistigen Behinderungen aller Art. Leider ist es ja immer noch so, dass unsere Gesellschaft eine Integration kaum zulässt.«

    Für einen kurzen Moment war Franziska versucht, sich für ihre falsche Wortwahl zu entschuldigen, unterließ es aber doch. Sie ahnte, dass man mit der resoluten Heimleiterin ganz vortrefflich über die Gesellschaft und ihre Belange diskutieren konnte, aber dafür war sie nicht gekommen. Also beließ sie es bei einem knappen »Ach so« und begab sich zurück auf sicheres Terrain.
    »Frau Zierkowski, wie Sie sich vorstellen können, müssen wir in alle Richtungen ermitteln, solange es keinen konkreten Verdacht gibt. Wenn wir davon ausgehen, dass Sarah nicht fortgelaufen ist...«
    Die Heimleiterin schüttelte energisch den runden Kopf. »Das ist sie nicht! Sie hätte dazu auch gar keinen Grund gehabt.«
    Franziska sah sie an. »Von meinen Kollegen weiß ich, dass es bisher keinerlei Spuren gibt, die auf eine gewaltsame Entführung hindeuten, und das Personal der Nachtschicht hat ja auch nichts bemerkt, oder?«
    »Ja, schon, aber … Ich, ich kann es mir auch nicht erklären, aber ich weiß, dass die kleine Sarah nicht einfach so weggelaufen wäre. Wie sollte sie auch!«
    »Sarah ist blind, nicht wahr?«
    »Ja, seit ihrer Geburt. Hier in ihrem gewohnten Umfeld kommt sie prima damit zurecht, Sie würden nicht mal merken, dass sie nicht sehen kann. Aber da draußen! Wo alles fremd ist! Nein! Das hätte sie nicht getan. Ausgeschlossen!«
    »Was können Sie mir über Sarahs Eltern erzählen?«
    Frau Zierkowski seufzte. »Ein schwieriges Thema. Die Mutter ist alleinerziehend und drogenabhängig. Eine anstrengende Person, das kann ich Ihnen sagen. Das Jugendamt hat die Vormundschaft für Sarah.«

    »Kann die Mutter etwas mit Sarahs Verschwinden zu tun haben?«
    »Nein, das ist wohl ausgeschlossen.«
    »Der Vater?«
    Frau Zierkowski zuckte mit den Schultern. »Ist dem Jugendamt unbekannt, dazu kann ich also nichts sagen. Aber in den vergangenen vier Jahren, seitdem Sarah bei uns ist, hat sich keiner von beiden hier blicken lassen. Warum sollten sie jetzt plötzlich Interesse an ihrer Tochter haben? Und warum auf diese Art?«
    Franziska nickte, antwortete aber nicht auf die Frage. Sie würde die Eltern natürlich überprüfen lassen, aber das ging die Heimleiterin nichts an. Für sie gab es eine andere Aufgabe.
    »Frau Zierkowski, ich benötige so schnell wie möglich eine Auflistung aller Mitarbeiter dieser Einrichtung, auch ehemaliger.«
    »Aber es gibt dieses Haus seit mehr als zehn Jahren! Wie soll ich da …«
    »Bis vier Jahre zurück, also so lange wie Sarah hier war, reicht uns erst einmal. Und ich würde sagen, dass die ehemaligen Mitarbeiter am wichtigsten sind. Wie lange sind Sie selbst bereits hier?«
    »Von Anfang an!«
    »Schön, das ist sehr gut. Dann denken Sie doch bitte darüber nach, ob es unter den ehemaligen Mitarbeitern jemanden gibt, der einen Grund haben könnte, Ihrem Haus zu schaden, oder der schon früher gegenüber den Kindern auffällig geworden ist.«
    Frau Zierkowski hob abwehrend die Hände. »Ich glaube nicht, dass...«

    »Lassen Sie mich das bitte zu Ende bringen«, unterbrach Franziska sie. »Darüber hinaus benötigen wir eine Aufstellung sämtlicher Lieferanten und aller externen Dienstleister, die auf irgendeine Art mit dieser Einrichtung zu tun haben. Auch hier bitte auf Firmen und Personen achten, die in letzter Zeit den Auftrag verloren haben oder sonst irgendwie auffällig geworden sind.«
    Die Heimleiterin sackte in ihrem Stuhl zusammen, ihre Gesichtszüge entglitten ihr. »Wissen Sie, was Sie da von mir

Weitere Kostenlose Bücher