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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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abgeklärt gewesen. In seinen Augen hatte sie den kleinen Jungen gesehen, der es nicht geschafft hatte, auf seine Schwester aufzupassen. Wie konnte man leben mit einer solchen Last? Kämpfte er
seitdem gegen jeden und alles? Hoffnungslose und deshalb verzweifelt geführte Kämpfe, aus denen sein Erfolg als Boxer erwuchs?
    Tat er ihr nur leid, oder hatte er sie wirklich berührt? Tief in ihrem Innersten, wo sie schon so lange nichts mehr gespürt hatte? Fünf Jahre! Gottverdammte fünf Jahre ohne Freund. Dieser Beruf machte einsam. Das Misstrauen gegenüber den Mitmenschen wurde immer tiefer, sie selbst immer komplizierter. Und welcher Mann wollte eine Frau, die Männern grundsätzlich alles zutraute? Jede Gräueltat. Das war doch kein Nährboden für Romantik.
    Und jetzt?
    Durfte sie ihrem Interesse an diesem Mann nachgeben? So vieles sprach dagegen. Der Altersunterschied zum Beispiel. Max war sechsundzwanzig und damit sieben Jahre jünger als sie. Und dann noch die Tatsache, dass er in den aktuellen Fall involviert war, wenn auch nur am Rande.
    Aber hatte sie nicht auch ein Recht auf ein Privatleben, in dem der Beruf keine Rolle spielte?
    »Scheiße!«, sagte sie und trank.
    Ihre Gedanken wurden immer schwerer und flüchtiger. Nicht wegen des bisschen Alkohols, sondern wegen der Müdigkeit, des Frusts, des Gefühls, nichts ausrichten zu können.
    Sina und Max Ungemach.
    Zehn Jahre … Suchten sie wirklich nach nur einem Täter?
    Vielleicht…
    Sie schaffte es gerade noch, die Bierflasche abzustellen, dann schlief Franziska auf der Couch ein.

22
    »Wie sieht eigentlich Ihr Verhältnis zu dem Personal des Fahrdienstes Meyerboldt aus, Frau Zierkowski?«
    Franziska Gottlob hoffte, dass die Heimleiterin in der Früh noch keine Zeitung gelesen hatte, jedenfalls nicht dieses Boulevardblatt, das die Meldung zu Detlef Kühl auf der ersten Seite gebracht hatte. Ihr Chef, Clemens Oberrath, hatte sie mit seinem Anruf geweckt und sie darüber in Kenntnis gesetzt. Natürlich war er sauer und wollte wissen, wo sie die undichte Stelle vermutete. Irgendjemand musste der Zeitung gesteckt haben, dass mit Kühl ein verurteilter Kinderschänder für den Fahrdienst Meyerboldt arbeitete. Franziska hatte ihn erst mal vertrösten können, war dann aber den Gedanken nicht losgeworden, dass außer ihr nur Paul darüber Bescheid wusste. Inständig hoffte sie, dass er nicht mit der Presse gesprochen hatte, denn das wäre das Ende seiner Laufbahn. Paul hasste Typen wie Detlef Kühl, aber würde er so weit gehen?
    Das würde sie später klären. Jetzt war erst mal Frau Zierkowski an der Reihe. Die saß ihr in ihrem Büro gegenüber, runzelte die Stirn und faltete die Hände vor ihrem Bauch.
    »Ich verstehe die Frage nicht ganz.«
    Innerlich entspannte Franziska sich etwas. Offenbar wusste die Heimleiterin noch nichts von dem Artikel. Franziska räusperte sich und rückte auf dem Stuhl nach vorn. »Nun ja, der Fahrdienst ist doch ein externer Dienstleister, dessen Mitarbeiter nicht im eigentlichen Sinne dieser Einrichtung unterstehen, oder habe ich das falsch verstanden?«
    »Nein nein, das ist schon ganz richtig so. Früher hatten
wir zwei eigene Busse. Die waren richtig praktisch, sogar Rollstühle konnten wir darin transportieren. Aber auf Dauer war es einfach zu teuer. Versicherung, Wartungskosten, Verschleiß, einen Fahrer benötigten wir auch. Was soll ich sagen, immer wieder der Kostendruck. Es hat sich einfach als günstiger erwiesen, einen Fahrdienst zu beauftragen. So rufen wir die Fahrzeuge nur ab, wenn wir sie benötigen, und müssen keinen Fahrer dafür vorhalten.«
    »Ach so«, sagte Franziska, der ein einfaches Ja oder Nein gereicht hätte. »Dann kennen Sie die Fahrer, die bei Meyerboldt angestellt sind, nicht besonders gut, oder?«
    »Ein paar kenne ich schon. Die älteren vor allem, die schon länger dabei sind. Meyerboldt fährt ja schon seit einigen Jahren für uns. Allerdings wechselt das Personal häufig. Es ist ja eine schlecht bezahlte Arbeit, von der man kaum leben kann. Warum fragen Sie überhaupt danach? Ist jemand von Meyerboldts Fahrern verdächtig?«
    »Zurzeit ist überhaupt niemand verdächtig«, wich Franziska der Frage aus. »Wir ermitteln lediglich in jede Richtung. Trotzdem würde es mich interessieren, ob Ihnen vom Fahrpersonal jemand besonders aufgefallen ist. Jemand, der sich vielleicht mehr um die Kinder bemüht, als es nötig wäre. Oder im Umkehrschluss, jemand, der besonders grob oder abweisend ihnen

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