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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Er hatte einen Polizisten zum Freund, der oft zu Besuch war in dem Haus am See, und der viele spannende Sachen aus dem Leben eines Kommissars erzählen konnte. Und als ihr Vater dann auch noch eine Romanheldin nach dem Vorbild seiner Tochter erschaffen hatte, war für sie alles klar gewesen.

    Max erfuhr aber auch, dass ihr Vater an Prostatakrebs erkrankt war und sie nicht wirklich wusste, wie es um ihn stand.
    »Er ist ein unverbesserlicher Optimist«, sagte sie und lächelte dabei, aber es war ein Lächeln, in das sich Schmerz und Ratlosigkeit mischten. »Und ich glaube, er macht sich selbst etwas vor, indem er die Krankheit herunterspielt. Ich hoffe, ich täusche mich …«
    In diesem Moment meinte Max, etwas zurückgeben zu müssen von dem, was Franziska am späten Nachmittag in Hesterfeld für ihn getan hatte. Also legte er vorsichtig seine Hand auf ihre, so wie er es sich in Kühls Wohnung schon getraut hatte, sah sie an und sagte: »Es kommt bestimmt alles wieder in Ordnung.«
    Sie lächelte, zog ihre Hand nicht weg, und sie sahen sich lange in die Augen. Bei diesem Blick gab es nichts standzuhalten, er war eine offene Einladung, sie kennenzulernen, sich auf sie einzulassen. Max spürte sich in diesem Blick versinken, und schließlich war sie es, die rot wurde und wegsah.
    »Ich muss zur Toilette«, sagte sie, zog sanft ihre Hand unter seiner hervor und stand auf. Auf dem Weg den Gang hinunter drehte sie sich noch einmal um.
    Max’ Herz begann erst zu rasen, als sie fort war. Er schüttelte den Kopf und trank dann den Rest seines Bieres aus. Er konnte kaum glauben, was er sich gerade getraut hatte. So selbstsicher war er Frauen gegenüber eigentlich gar nicht. Mutig, wie er sich gerade fühlte, bestellte er noch zwei Helle. Er wollte nicht gehen, wollte den bevorstehenden Abschied so lange wie möglich hinausschieben.
    Nachdem Franziska von der Toilette zurückgekehrt war,
dauerte es noch eine Stunde, bis die Gläser erneut geleert waren. Max spürte die Wirkung des Alkohols immer stärker. Er trank sonst nie.
    »Ich glaube, ich kann heute nicht mehr zurück nach Hamburg«, sagte er.
    Franziska warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.
    »Kurz vor zehn, jetzt wird es auch Zeit. Pass auf! Ich bringe dich zu einem Hotel, in dem wir hin und wieder Leute unterbringen, die schnell untergebracht werden müssen. Da bekommst du um diese Zeit noch ein ordentliches Zimmer. Ist das für dich in Ordnung, du Kampftrinker?«
    »Völlig in Ordnung.«
    Franziska zahlte die Rechnung. Auf dem Weg zum Wagen hakte sie sich bei Max ein, weil sie merkte, dass er ein wenig taumelte.
    »Hast du wirklich nur die zwei Hellen getrunken?«, fragte sie lachend.
    »Ja … aber so ungefähr die ersten meines Lebens.«
    Gegen Viertel nach Zehn parkten sie vor dem Hotel. Franziska begleitete ihn hinein, regelte das mit dem Zimmer und brachte ihn hoch in den dritten Stock. Sie schloss ihm die Zimmertür auf, blieb aber auf dem Gang stehen.
    »Du wirst schlafen wie ein Toter«, prophezeite sie.
    Max nickte. Dann hob er die Hand, berührte ihre Wange, strich leicht an ihrem schlanken Hals entlang.
    »Vielen Dank … für alles«, sagte er leise.
    Sie beugte sich vor, schloss die Augen und hauchte ihm einen Kuss auf den Mundwinkel. Ihre Hand fand den Weg an seine Taille, sie sehnte sich danach, mit ihm auf dieses Zimmer zu gehen, schaffte es aber noch, sich zurückzuhalten. Er war betrunken, sie hatte die gleiche Menge Alkohol im Blut,
auch wenn es ihr damit besser ging, aber es war weder der richtige Abend noch der richtige Ort.
    »Nicht heute«, flüsterte sie.
    Max nickte nur. Franziska wusste, dass sie nachgegeben hätte, wenn er es trotzdem versucht hätte, und ein Teil von ihr wünschte sich sogar, er würde es tun.
    Sie blieben noch einen Augenblick dicht beieinander stehen. Plötzlich gab der Fahrstuhl am Ende des Ganges ein leises »Pling« von sich, und Franziska riss sich von ihm los.
    »Ich rufe dich morgen an. Schlaf gut.«
    »Du auch.«
    Max sah ihr lange nach, während sie den Flur hinunterging.

41
    Seine Hand zitterte bereits, als er das neue Skalpell aus der Verpackung nahm. Es war nur ein leichtes Zittern, ein Vibrieren, das nicht von der Hand selbst, sondern aus den Tiefen seines Körpers kam, und das er nicht abstellen konnte.
    Mit der behandschuhten linken Hand nahm er eine Wüstenrennmaus aus dem viereckigen Glaskasten. Sie zappelte und quiekte. Er drückte fest zu, quetschte den kleinen weichen Körper, tötete sie aber

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