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Blinder Instinkt - Psychothriller

Titel: Blinder Instinkt - Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Sofort zuckte sein Kopf herum, und durch die dicken Gläser seiner Brille fixierte er den schwarzen Fleck, der jetzt stillstand.
    Ja! Sie war im Auge des Jägers gefangen! Sie würde nicht mehr entkommen und wusste es.
    Er ging hinüber, langsam, vorsichtig die Füße aufsetzend, so wie es eine Raubkatze beim Anpirschen tun würde. In der Zimmerecke neben der Tür hockte die Maus reglos in der Ecke, so dicht an die Wand gepresst, dass er sie mit dem Fuß nicht erwischen würde. Also trat er gegen die Wand, sie erschrak und stob davon. Genau auf ihn zu. Wieder vollführte er seinen Veitstanz, und die Maus verendete wie kurz zuvor ihre Artgenossin. Diesmal sprang er sogar noch länger und noch heftiger darauf herum, hörte erst auf, als er keine Luft mehr bekam und sein Puls in gefährliche Höhen schnellte.
    Vornübergebeugt, die Hände auf die Oberschenkel gestützt, hechelte er nach Sauerstoff. Schweiß tropfte von seiner
Stirn zu Boden. Die Gläser seiner Brille begannen zu beschlagen. Er fühlte sich völlig fertig, erledigt, am Ende seiner Kraft. Aber er fühlte auch, dass die Wut sich zurückgezogen hatte. Jetzt würde er endlich in der Lage sein, seinen Kopf frei zu bekommen, die Karten zu ordnen und abzulegen und dabei einen Plan zu schmieden, wie er die Situation wieder unter seine Kontrolle bekommen konnte.
    Während er noch so da stand, vornübergebeugt, den Blick abwesend gen Boden gerichtet, spürte er es. Ein Blick, so kalt und berechnend wie der Tod selbst, ein seelenloses Augenpaar, schwarz und tödlich, effizient und zielgerichtet. Es fixierte ihn, bohrte sich einem glühenden Messer gleich in seinen Rücken.
    Schlagartig fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, die Schiebetür des Terrariums zu schließen.
    Dendroaspis viridis war entkommen.
    Die grüne Mamba war auf der Jagd.
    Und sie hatte ihn als Opfer auserkoren.
    Die Vorstellung des sich windenden Muskelstrangs außerhalb des Terrariums trieb ihm eine ekelhafte Gänsehaut über den gesamten Körper. Seine Hoden zogen sich schmerzhaft zusammen und in den Körper zurück. Langsam richtete er sich auf und wandte den Kopf in Richtung der Panoramascheibe. Die Mäuseschar wuselte am Boden entlang, die Schiebetür stand offen. Die Welten hatten gewechselt. Jetzt waren die Viecher da drinnen in Sicherheit, während ihm hier draußen Gefahr drohte.
    Einen Moment lang dachte er daran, fluchtartig den Raum zu verlassen und die Tür zu verriegeln. Aber damit würde er sein Lieblingszimmer der Schlange überlassen, und das wollte er nicht. Gerade jetzt brauchte er diesen Ort der Ruhe,
in den er sich zurückziehen konnte. Nein, eine feige Flucht kam nicht in Frage. Er musste die Schlange einfangen.
    Wo war sie?
    Er drehte sich zum Terrarium, scharrte dabei mit den Fußsohlen über den Boden, um die Jägerin auf sich aufmerksam zu machen. Aber die zeigte sich nicht.
    War sie überhaupt aus dem Becken herausgekommen? Vom Blätterdach aus die Schiebetür zu erreichen war für sie kein Problem, aber von dort musste die Schlange sich fast zwei Meter tief zu Boden fallen lassen. Allerdings wusste er, dass sie es konnte und diesen Sturz auch überleben würde.
    Der Schlangengreifer, ein anderthalb Meter langer Aluminiumstock mit einer Greifzange am Ende, die vom Griff aus bedient werden konnte, hing gleich neben der Panoramascheibe an der Wand. Er hing immer dort, er war penibel in solchen Dingen. Es waren nur drei Meter bis dorthin, aber solange er die Schlange nicht entdeckt hatte, kamen ihm diese drei Meter wie eine unüberwindbare Distanz vor.
    Er ging in die Knie, spähte unter den Tisch, spähte in den Schatten des Sessels, fand die Mamba aber nicht. Da er nicht für ewig und alle Zeiten mitten im Raum stehen bleiben konnte, nahm er schließlich all seinen Mut zusammen und ging schnurstracks auf die Panoramascheibe zu. Unbehelligt dort angekommen packte er den Greifer, zog ihn vom Haken und drehte sich damit um. Jetzt befand sich das Terrarium hinter ihm, so dass er mit dessen Licht im Rücken den Raum besser überblicken konnte.
    Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis er seinen Fehler begriff.
    Dann machte er gleich den nächsten.
    Statt nach vorn wegzutauchen, drehte er sich um.

    Der schlanke Kopf mit den ölig schwarzen Augen war keine dreißig Zentimeter von seinem Kopf entfernt. Der größte Teil des langen Körpers befand sich noch im Terrarium, aus dessen Schiebetür die Schlange pfeilgerade herausragte.
    Die Mamba starrte ihn an.
    Großer Gott, was für

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