Blinder Instinkt - Psychothriller
ein Bein noch auf den Stufen, das andere in angewinkeltem Zustand unter ihrem Körper. Die Arme waren zu den Seiten ausgestreckt, der Kopf nach links gewandt. Von der Stirn lief Blut über ihr Gesicht. Sie bewegte sich nicht.
Aber ob sie tot war, konnte er von hier oben nicht erkennen. Er schaltete die Taschenlampe ein, die er mit in den Lagerraum genommen hatte, und leuchtete hinunter. Zuerst direkt auf ihr Gesicht. Keine Reaktion. Dann ließ er den Lichtkegel über den Boden ringsherum gleiten, suchte ihn ab.
Wo war ihre Handtasche?
Da!
Keinen Meter von der Treppe entfernt sah er sie im Staub liegen.
Er musste da runter, es nützte nichts. Sie einfach dort liegen lassen und die Klappe verschließen kam nicht in Frage. Sie trug eine Waffe und besaß ganz sicher ein Handy, und mit beiden könnte sie auf sich aufmerksam machen.
Eduard nahm all seinen Mut zusammen und stieg die alten Eichenstufen hinab. Auf jeder einzelnen blieb er stehen,
spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach, und sah immer wieder zurück, weil er meinte, jeden Moment das Gesicht seines Vaters zu sehen, der die Klappe verschloss.
Bist du das begriffen hast, bleibst du da drin … Er konnte seine Worte hören, irgendwo tief in seinem Kopf, wo auch das Gekratze und Geraschel der unzähligen kleinen Beinchen noch nicht verhallt war.
Schließlich erreichte er die unterste Stufe, auf der noch ihr Bein lag. Sie trug Jeans und wenig weibliche Sportschuhe. Er sprang über ihr Bein und ihren Körper in den Kellerraum hinein und entfernte sich sofort von ihr. Wobei er das gar nicht gemusst hätte, sie rührte sich auch jetzt noch nicht. Er nahm die Tasche an sich, zog den Reißverschluss auf und leuchtete hinein. Das Handy sah er sofort und nahm es heraus. Aber da war keine Waffe. Er durchwühlte den Inhalt. Nichts.
Aber nein! Sie hatte die Waffe ja auch in der Hand getragen, hatte sogar noch gerufen, dass sie auf ihn zielte.
Er warf die Tasche beiseite und suchte mit dem Lichtkegel rings um den langen, dünnen Körper der Polizistin, konnte aber keine Waffe finden. Alles in ihm sträubte sich dagegen, dieser gefährlichen Frau so nahe zu kommen, doch da es nicht anders ging, beugte er sich trotzdem vor und klappte die Seiten ihrer dünnen, olivfarbenen Jacke auseinander.
Unter dem linken Arm trug sie ein Lederholster. Es war geöffnet, die Waffe aber nicht darin, also hatte sie sie nicht zurückgesteckt.
Wo war sie?
Abermals leuchtete er den Boden ab, jeden Quadratzentimeter, doch er fand sie nicht. Vielleicht lag sie unter ihrem Körper! Oder unter dem Teppich! Er würde sie bewegen müssen! Schon allein der Gedanke daran schüttelte ihn.
Plötzlich stöhnte sie laut auf und zuckte mit dem rechten Arm. Er erschrak heftig, taumelte zurück und fiel hin. Schnell krabbelte er ein Stück von ihr weg.
Sie war eindeutig nicht tot, und gleich würde sie aus ihrer Ohnmacht erwachen. Er musste hier raus! Scheiß auf die Waffe! Die würde ihr hier unten ohnehin nicht viel nützen. Wichtig war, dass er das Handy hatte!
Bevor er aber in Panik den Keller verließ, erledigte er noch Teil zwei seines Planes: Er nahm die Platte von der Vorderseite einer Holzkiste, die er im Rahmen seiner Vorbereitungen hier abgestellt hatte, dann entfernte er sich zügig.
Oben angekommen holte er den Akkuschrauber und die Leiste hinter dem Tresen hervor, auf dem die Vogelkäfige standen. Noch einmal auf die Treppe steigen und die Leisten von unten wieder dort anbringen, traute er sich aber nicht. Jetzt half ihm sein handwerkliches Geschick weiter.
Er stellte die Klappe aufrecht, hielt sie mit dem Körper fest und schraubte eine der Leisten mit vier Schrauben an der Oberseite fest. An beiden Seiten stand sie zehn Zentimeter über. Dann senkte er die Klappe ab und verschloss so das Verlies. An die überstehenden Enden der Leiste setzte er noch zusätzlich zwei Schrauben und verband sie mit dem Rahmen. Damit war die Klappe fest verschlossen. Aber von oben leider sichtbar. Selbst wenn er einen anderen Teppich darauflegen würde, würde die aufgesetzte Leiste das Verlies verraten.
Er sah sich um.
Sein Blick blieb an der Palette mit dem abgelaufenen Hundefutter hängen.
Er nahm die schweren Säcke Hundefutter von der
Europalette, schob sie über die Klappe, die davon vollständig verdeckt wurde, und stapelte schließlich die Säcke wieder drauf. Weil ihm das vom Gewicht her aber zu wenig erschien, holte er aus dem Laden alle anderen Säcke, die er finden konnte, und stapelte
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