Blinder Instinkt - Psychothriller
Sie waren angefüllt mit allerlei Kram für die Haustierhaltung. Erst jetzt bemerkte sie eine dicke Staubschicht darauf. Dieser Laden war wie eine Gruft, in der Eduard Sauter lebendig begraben war. Wie konnte er davon leben? Hier verirrte sich doch kein Kunde mehr hinein.
Am Ende des Ganges wurde Franziska langsamer. Sie musste sich für rechts oder links entscheiden. Oder dafür, die wenigen Schritte in Richtung Ausgangstür zu laufen und von draußen, wo sie ihr Umfeld überblicken konnte, übers Handy Hilfe zu rufen. Hier drinnen traute sie sich nicht, es aus der Tasche zu holen. Dann wäre sie abgelenkt und ein leichtes Ziel.
Doch noch bevor Franziska das Ende des Ganges erreichte, hörte sie hinter sich ein deutliches Geräusch.
Sie fuhr herum.
Es war aus den dunklen Tiefen des Laden gekommen, aus dem Bereich, in den ihr Sauter vorhin nicht hatte folgen wollen. Wie war er so schnell an ihr vorbeigekommen? Egal jetzt! Wenn sie die kleine Sarah lebend finden wollte, durfte sie ihn auf keinen Fall entkommen lassen.
Franziska lief mit der Waffe im Anschlag den Gang zurück, an den fetten, zufriedenen Kaninchen vorbei, zwischen mehreren Europaletten mit Futtersäcken hindurch bis an einen Tresen, auf dem nebeneinander aufgereiht circa zehn verschiedene Drahtkäfige für Ziervögel ausgestellt waren. Von dort aus gab es zwei Möglichkeiten: Rechts am Tresen vorbei in einen schmalen dunklen Gang, der an einer geschlossenen Tür endete. Oder links am Tresen vorbei in einen großen Raum, an dessen einer Wandseite in einem speziellen Gestell eine Vielzahl verschiedener Angeln ausgestellt waren. Ein schmales Regal war angefüllt mit Utensilien für den Angelsport. Der Boden des Raumes war mit welligem Linoleum ausgelegt, auf dem verschiedene abgetretene Teppiche lagen. Im hinteren Bereich des Raumes befand sich die Tür, die vorhin noch halb geöffnet, jetzt aber geschlossen war.
Das Lager!
Franziska zögerte nicht mehr.
Durch den übersichtlichen Raum, in dem er sich nirgendwo verstecken konnte, lief sie mit langen Schritten auf die Tür zu, die Waffe darauf gerichtet. Die dicken Teppiche dämpften ihre Schritte. Deshalb also hatte sie ihn nicht gehört!
Ausschließlich auf die Tür fokussiert, hinter der sie Sauter vermutete, war Franziska vollkommen überrascht, als plötzlich der Boden unter ihr nachgab. Von einer Sekunde auf die
andere war da nichts mehr. Der Teppich verschwand in der Tiefe und sie gleich mit.
52
Nur einen einzigen Aufschrei hörte er zwischen dem Gepoltere, dann war Ruhe. In seinem Versteck hinter der Tür zum Lagerraum hielt er den Atem an und lauschte. Drangen noch Geräusche aus dem Loch im Boden? Nein! Es blieb mucksmäuschenstill. Er schob sich vor den Türspalt und spähte mit einem Auge vorsichtig hinaus. Der alte Läufer war zur Gänze in dem rechteckigen Loch verschwunden - mit der Polizistin statt mit seiner Mutter.
Für Letztere hatte er diesen Plan ausgeheckt, sie hatte er klopfend und polternd an der Ladentür erwartet, sie sollte jetzt dort unten in dem Loch liegen. Dann wäre endlich Ruhe, für alle Zeiten Ruhe und keine Blicke mehr!
Er versuchte sich zu beruhigen. Die Situation hatte sich abrupt verändert, aber er würde ihrer Herr werden. Er war clever genug dafür, das bewies schon der Plan mit der Falltür. Eigentlich war es recht simpel. Die schwere Holzklappe ließ sich an einem metallenen Ring nach oben ziehen und nach hinten umklappen. War sie geschlossen, fügte sie sich randlos in den Boden ein. An den Seiten lag sie auf Leisten auf. Diese Leisten hatte er mit dem elektrischen Schraubenzieher entfernt, so dass die Klappe in den Keller fallen konnte. Dann hatte er sie auf Bodenniveau mit Holzkeilen im Rahmen fixiert. Dieses Provisorium hielt, solange niemand darauftrat, und es fiel unter dem alten Teppich nicht auf.
Simpel, und gleichzeitig genial!
Es fehlte nur noch eins.
Zum Glück schrie sie nicht! Eduard wusste nicht, ob er sich an das Loch herangetraut hätte, wenn sie geschrien hätte. Vorsichtig schob er sich ganz aus der Tür hinaus und schlich mit leisen Schritten auf das Verlies zu. Dort ließ er sich auf die Knie nieder und spähte über die Kante.
Sein Großvater hatte diesen Kellerraum kurz nach dem Krieg mit noch frischer Erinnerung an die Bombennächte anlegen lassen. Dementsprechend tief und groß war er. Fünfzehn Stufen führten hinunter. Mehr als drei Meter unter Bodenniveau befand sich der Betonboden.
Die Frau lag am Ende der Treppe,
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