Blinder Passagier
Luft und zog den Bademantel fest um sich.
»Mir wird einfach nicht warm«, sagte sie. »Kim war so ein nettes Mädchen.«
Wieder verzerrte sich ihr Gesicht vor Schmerz, Tränen stiegen ihr in die Augen und liefen über ihre Backen.
»Sie war nie unhöflich und hat so hart gearbeitet. Wie kann man nur so etwas tun! Sie wollte Krankenschwester werden. Sie wollte anderen Menschen helfen. Ich weiß noch, dass ich mir manchmal Sorgen um sie gemacht habe, weil sie spät abends allein in dem Laden war, oh Gott, steh mir bei. Auch am Dienstag, als ich dort war, habe ich dran gedacht, aber nichts gesagt.«
Ihre Stimme überschlug sich, als würde sie eine steile Treppe hinunterfallen. Ich ging zu ihr, kniete mich neben sie und nahm sie in die Arme.
»Es ist genau wie damals, als Sassy sich so unwohl fühlte. Sie war so lethargisch, und ich dachte, dass sie was gegessen hat, was sie nicht hätte essen sollen.«
»Ist schon in Ordnung, Rose. Alles wird wieder gut«, sagte ich.
»Und dann stellt sich heraus, dass sie eine Glasscherbe verschluckt hat. Mein kleines Baby hat innerlich geblutet. Und ich habe nichts unternommen.«
»Sie wussten es nicht. Wir können nicht alles wissen.« Ich spürte ebenfalls einen schmerzhaften Stich.
»Wenn ich sie nur früher zum Tierarzt gebracht hätte. Das werde ich mir nie verzeihen. Das arme kleine Mädchen, eingesperrt in einem winzigen Käfig, mit einem Maulkorb, und irgendein Monster hat sie geschlagen und ihr die Nase gebrochen ... auf dieser gottverdammten Hunderennbahn! Und dann habe auch ich sie leiden und sterben lassen.«
Sie weinte, als wäre sie empört über jeden Verlust und grausamen Akt, die die Welt hatte erleiden müssen. Ich hielt ihre geballten Fäuste in meinen Händen.
»Rose, jetzt hören Sie mir zu«, sagte ich. »Sie haben Sassy aus der Hölle errettet, genauso wie Ihre anderen Windhunde. Sie haben für Sassy nicht mehr tun können, und genauso wenig hätten Sie etwas tun können, als sie an dem Laden vorbeifuhren.
Kim war tot. Sie war schon seit Stunden tot.«
»Und was ist mit ihm?«, rief sie schluchzend. »Was, wenn er noch in dem Laden war und herausgekommen wäre, als ich auf den Parkplatz fuhr? Ich wäre auch tot. Erschossen und irgendwohin geworfen wie Abfall. Oder er hätte auch mir Schreckliches angetan.«
Sie schloss erschöpft die Augen, Tränen liefen ihr übers Gesicht.
Als der Ansturm nachließ, erschlaffte ihr Körper. Marino beugte sich auf der Couch nach vorn und berührte sie am Knie.
»Sie müssen uns weiterhelfen«, sagte er. »Wir müssen wissen, warum Sie glauben, dass der Mord und die Tatsache, dass Ihnen jemand gefolgt ist, miteinander in Verbindung stehen.«
»Warum kommen Sie nicht mit zu mir?«, fragte ich sie.
Ihre Augen wurden klar, als sie ihre Fassung wiedergewann.
»Der Wagen fährt hinter mir aus dem Parkplatz des Ladens, in dem sie ermordet wurde? Warum hat er mich nicht schon vorher verfolgt?«, sagte sie. »Und das ein- bis eineinhalb Stunden, bevor die Alarmanlage losgeht? Halten Sie das nicht für einen erstaunlichen Zufall?«
»Doch«, sagte Marino. »Aber in meiner Laufbahn habe ich viele erstaunliche Zufälle erlebt.«
»Ich komme mir so dumm vor«, sagte Rose und blickte auf ihre Hände.
»Wir sind alle müde«, sagte ich. »Ich habe genügend Platz.«
»Wir werden Chuckie-Boy wegen der Drogen festnageln«, sagte Marino zu ihr. »Daran ist überhaupt nichts dumm.«
»Ich werde hier bleiben und ins Bett gehen«, sagte Rose.
Ich dachte darüber nach, was Rose gesagt hatte, während wir die Treppe hinunter und auf den Parkplatz gingen.
»Schau mal«, sagte Marino und schloss seinen Wagen auf. »Du bist viel öfter mit Chuck zusammen als ich. Du kennst ihn viel besser, was Pech für dich ist.«
»Und jetzt wirst du mich fragen, ob er es ist, der uns in einem Mietwagen verfolgt«, sagte ich, als er auf die Randy Travis fuhr.
»Die Antwort ist nein. Er ist ein Kriecher. Er ist ein Lügner und ein Dieb, aber er ist auch ein Feigling, Marino. Es gehört eine ganze Menge Dreistigkeit dazu, jemandem mit eingeschaltetem Fernlicht zu verfolgen. Wer immer es ist, er ist sehr selbstsicher.
Er hat keine Angst, erwischt zu werden, weil er glaubt, dass er zu gerissen dafür ist.«
»Klingt wie die Definition eines Psychopathen«, sagte er. »Das macht die Sache nicht besser. Scheiße. Der Gedanke, dass der Mörder von Kim Luong derselbe Typ ist, der euch gefolgt ist, gefällt mir überhaupt nicht.«
Es hatte
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