Blinder Passagier
leben nicht allzu lange.«
Er stand auf und setzte sich ans andere Ende der Couch, näher zu Rose.
»Rose?«, sagte er leise. »Wie kommen Sie auf die Idee, dass das, was Sie uns gerade erzählt haben, etwas mit dem Mord an Kim Luong zu tun hat?«
Sie holte tief Luft und schaltete die Lampe neben sich aus, als täte das Licht ihren Augen weh. Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie etwas Tee verschüttete, als sie nach ihrer Tasse griff. Sie tupfte die nasse Stelle auf ihrem Bademantel mit einem Taschentuch ab.
»Ich wollte gestern Abend auf dem Heimweg Shortbread und ein paar andere Dinge einkaufen«, begann sie. Ihre Stimme zitterte erneut.
»Wissen Sie genau, wie viel Uhr es war?«, fragte Marino. »Nicht auf die Minute. Es war ungefähr zehn vor sechs, genauer kann ich es nicht sagen.«
»Ich will sicher sein, dass ich richtig verstanden habe«, sagte Marino und machte sich Notizen. »Sie waren ungefähr um sechs Uhr nachmittags beim Quik Cary. War er geschlossen?«
»Ja. Was mich irritierte, denn normalerweise schloss der Laden nie vor sechs. Ich habe mich geärgert, und jetzt tut mir das Leid.
Sie liegt tot im Laden, und ich ärgere mich über sie, weil ich keine Kekse kaufen kann!« Sie schluchzte.
»Haben Sie Autos auf dem Parkplatz gesehen?«, fragte Marino.
»Eine oder mehrere Personen?« »Niemand«, sagte sie leise.
»Denken Sie nach, Rose. Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen?«
»Oh ja«, sagte sie. »Darauf wollte ich ja hinaus. Ich hatte schon auf der Libbie Avenue gesehen, dass der Laden geschlossen war, weil kein Licht drin brannte. Ich fuhr auf den Parkplatz, um zu wenden, und da habe ich das GeschlossenSchild in der Tür gesehen. Ich fuhr zurück auf die Libbie und war noch nicht weiter als bis zum ABC-Laden gekommen, als plötzlich dieser Wagen hinter mir war mit aufgeblendetem Fernlicht.«
»Fuhren Sie nach Hause?«, fragte ich.
»Ja. Und ich habe mir wirklich nichts dabei gedacht, bis ich in die Grove abbog und der Wagen auch. Er klebte an meiner Stoßstange mit dem verfluchten Fernlicht an, das mich blendete.
Autos, die uns entgegenkamen, drückten auf die Lichthupe, um ihn darauf aufmerksam zu machen, für den Fall, dass er es nicht gemerkt hatte. Aber er reagierte nicht. Mittlerweile hatte ich Angst.«
»Haben Sie eine Vermutung, was für ein Auto es war? Konnten Sie etwas sehen?«, fragte Marino. »Ich war praktisch geblendet, und außerdem war ich durcheinander. Ich musste sofort an den Wagen auf dem Parkplatz denken, als Sie Dienstagabend vorbeigekommen sind«, sagte sie zu mir. »Und dass auch Ihnen jemand gefolgt ist. Und dann dachte ich an Chuck und Drogen und die grauenhaften Leute, die damit zu tun haben.«
»Sie fahren also die Grove entlang«, führte Marino sie wieder zum eigentlichen Thema zurück.
»Selbstverständlich bin ich an meinem Haus vorbeigefahren und habe überlegt, wie ich ihn loswerden könnte. Und ich weiß nicht, wie ich drauf gekommen bin, aber ich bin plötzlich nach links ausgeschert und umgekehrt. Dann fuhr ich die Grove zurück bis zum Ende an der Three Chopt, wo ich links abgebogen bin, der Wagen war noch immer hinter mir. An der nächsten rechts ist der Country Club of Virginia, dort bin ich abgebogen und bis direkt vor den Eingang gefahren, wo die Valets stehen.
Wer immer es war, verschwand natürlich.«
»Das war verdammt clever von Ihnen«, sagte Marino. »Verdammt clever. Aber warum haben Sie die Polizei nicht gerufen?«
»Das hätte doch nichts genützt. Man hätte mir nicht geglaubt, und ich hätte keinerlei Beschreibung geben können.« »Sie hätten zumindest mich rufen können«, sagte Marino. »Ich weiß.«
»Und wohin sind Sie dann gefahren?«, fragte ich. »Nach Hause.«
»Rose, Sie machen mir Angst«, sagte ich. »Was, wenn er hier irgendwo auf Sie gewartet hätte?«
»Ich konnte ja nicht die ganze Nacht da draußen bleiben, und ich bin eine andere Strecke nach Hause gefahren.«
»Können Sie sagen, um wie viel Uhr er verschwunden ist?«, fragte Marino.
»Irgendwann zwischen sechs und viertel nach sechs. Oh mein Gott, ich kann immer noch nicht glauben, dass sie in dem Laden lag, als ich vorbeifuhr. Und wenn er auch drin war? Wenn ich es nur gewusst hätte. Ich denke immer, dass mir irgendetwas aufgefallen sein müsste. Vielleicht sogar am Dienstagabend, als ich dort war.«
»Rose, Sie konnten überhaupt gar nichts wissen, außer Sie wären eine Zigeunerin mit einer Kristallkugel«, sagte Marino zu ihr.
Sie holte tief
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