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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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und in die Taschen der Designerjeans gestopft, die sein Bruder - wenn es sein Bruder ist - trug, als seine Leiche im Hafen von Richmond gefunden wurde.«
    »Der Tascheninhalt wurde ausgetauscht, aber es wurden keine Papiere gefunden, mit denen man ihn hätte identifizieren können.«
    »Ja«, sagte ich. »Und wir wissen nicht, ob dieser Kleidertausch vollzogen wurde, nachdem Thomas tot war. Das wäre ziemlich beschwerlich. Einfacher ist es, das Opfer zu zwingen, sich vorher auszuziehen.«
    »Stimmt.« Mirot nickte. »Darauf wollte ich noch kommen. Man wechselt die Kleidung, bevor man sein Opfer umbringt. Beide ziehen sich aus.«
    Ich dachte an die verkehrt herum getragene Unterwäsche, den Schmutz auf den nackten Knien und Pobacken. Die Kratzer an den Fersen der Schuhe hätten später hinzukommen können, als er ertränkt oder seine Leiche in die Ecke des Containers gezerrt wurde.
    »Aus wie vielen Männern bestand die Mannschaft der Sirius?«, fragte ich.
    Marino wusste die Antwort. »Sieben standen auf der Liste. Alle wurden befragt, aber nicht von mir, weil ich die Sprache nicht spreche. Ein paar Leute vom Zoll hatten die Ehre.«
    »Kannten die Männer sich untereinander?«, fragte ich.
    »Nein«, entgegnete Talley. »Was nichts Ungewöhnliches ist, wenn man in Betracht zieht, dass diese Schiffe nur Geld verdienen, wenn sie unterwegs sind. Zwei Wochen auf See, zwei Wochen zurück, nonstop, die Mannschaften werden ausgewechselt. Ganz zu schweigen davon, dass das Männer sind, die nie lange bei etwas bleiben. Man kann also annehmen, dass vielleicht zwei von der Mannschaft schon einmal gemeinsam auf See waren.«
    »Waren dieselben sieben Männer an Bord, als das Schiff zurück nach Antwerpen fuhr?«, fragte ich.
    »Laut Aussage von Joe Shaw«, antwortete Marino, »hat keiner der sieben den Hafen von Richmond verlassen. Sie schliefen und aßen auf ihrem Schiff, löschten die Ladung und kehrten zurück.«
    »Ah«, sagte Talley. »Das stimmt nicht ganz. Einer von ihnen machte einen Notfall in der Familie geltend. Der Schiffsagent brachte ihn zum Flughafen von Richmond, hat aber nicht gesehen, ob er an Bord des Flugzeugs gegangen ist. Dieser Seemann hieß angeblich Pascal Leger. Dieser Monsieur Leger scheint nicht zu existieren und war wahrscheinlich Thomas' Deckname, unter dem er anheuerte. Und diesen Decknamen hat Loup-Garou vermutlich weiter benutzt, nachdem er ihn umgebracht hatte.«
    »Es fällt mir schwer, mir diesen wahnsinnigen Serienmörder als Thomas Chandonnes Bruder vorzustellen«, sagte ich.
    »Warum sind Sie da so sicher?«
    »Die veränderte Tätowierung«, sagte Talley. »Ihre jüngsten Informationen über die Details von Kim Luongs Ermordung. Die Schläge, Bisse, die Art, wie er ihr die Kleider vom Leib gerissen hat, alles. Eine sehr einzigartige und grauenhafte Vorgehensweise. Als Thomas ein Kind war, Dr. Scarpetta, hat er seinen Mitschülern des Öfteren erzählt, er habe einen älteren Bruder, der eine espece de sale goriue sei. Ein hässlicher dummer Affe, der das Haus nicht verlassen durfte.«
    »Dieser Mörder ist nicht dumm«, sagte ich.
    »Keineswegs«, stimmte Mirot mir zu.
    »Wir finden keine Akte über diesen Bruder. Keinen Namen, nichts«, sagte Talley. »Aber wir glauben, dass es ihn gibt.«
    »Sie werden das alles besser verstehen, wenn wir die Mordfälle durchgehen«, fügte Mirot hinzu.
    »Ich würde sie mir gern gleich ansehen«, sagte ich.

34
    Jay Talley nahm den Ordner und holte mehrere dicke Akten heraus, die er vor mir auf den Tisch legte.
    »Wir haben sie ins Englische übersetzen lassen«, sagte er. »Alle Autopsien wurden am Institut Medico-Legal in Paris durchgeführt.«
    Ich begann, sie durchzusehen. Jedes Opfer war bis zur Unkenntlichkeit zusammengeschlagen worden, und die Autopsiefotos und -berichte belegten blau geschlagene Stellen und sternförmige Verletzungen, wo die Haut aufgerissen war auf Grund von Schlägen mit einer Waffe, die meines Erachtens eine andere gewesen war als in Kim Luongs Fall.
    »Diese eingeschlagenen Stellen in ihrem Schädel«, sagte ich, während ich in den Seiten blätterte, »ein Hammer oder etwas Ähnliches. Ich nehme an, dass keine Waffe gefunden wurde?«
    »Nein«, sagte Talley.
    Alle Gesichtsknochen waren gebrochen. Jedes Opfer hatte subdurale Hämatome, die ins Gehirn und in die Brusthöhle bluteten. Das Alter der Opfer reichte von einundzwanzig bis zweiundfünfzig. Alle wiesen multiple Bisswunden auf.
    »Massive Splitterbrüche im linken

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