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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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weiter.«
    »Ja, richtig. So wie die CIA keine Leute aus dem Weg schafft.« »Bitte, Marino«, sagte ich.
    »Ich will verdammt noch mal wissen, wer in meinem Koffer gekramt hat«, sagte Marino, dessen Gesicht noch röter wurde.
    »Das bringt mich mehr als alles andere in der letzten Zeit auf die Palme.«
    »Das verstehe ich nur zu gut«, sagte Talley. »Vielleicht sollten Sie sich bei der Polizei von Paris beschweren. Aber ich würde sagen, dass es nur zu Ihrem Besten war, wenn sie etwas damit zu tun hatte. Zum Beispiel für den Fall, dass Sie eine Waffe dabei hatten.«
    Marino sagte nichts mehr. Er stocherte in den Resten seines Essens herum.
    »Das darf nicht wahr sein«, sagte ich ungläubig zu ihm.
    »Wenn jemand mit internationalen Reisebestimmungen nicht vertraut ist, kann so ein unschuldiger Fehler vorkommen«, fügte Talley hinzu. »Besonders bei amerikanischen Polizisten, die es gewohnt sind, ständig eine Waffe zu tragen, und sich vielleicht nicht darüber im Klaren sind, in welch ernste Probleme sie hier geraten können.«
    Marino schwieg noch immer.
    »Ich nehme an, dass der Grund ausschließlich darin bestand, Ihnen beiden Unannehmlichkeiten zu ersparen«, sagte Talley und schnippte Asche ab.
    »Okay, okay«, murmelte Marino.
    »Dr. Scarpetta«, sagte Talley dann, »sind Sie damit vertraut, welche Befugnisse Richter hier bei uns haben?« »Genug, um froh zu sein, dass es in Virginia anders geregelt ist.«
    »Ein Richter wird auf Lebenszeit ernannt. Gerichtsmediziner werden von Richtern ernannt, und der Richter entscheidet, welche Beweise in Labors untersucht werden und sogar was auf dem Totenschein als Todesursache angegeben wird«, erklärte Talley.
    »Wie bei uns die schlimmsten Auswüchse des Coroner-Systems«, sagte ich. »Wo immer Politik und Wählerstimmen involviert sind -«
    »Macht«, unterbrach mich Talley. »Korruption. Politik und strafrechtliche Ermittlungen sollten sich nie gemeinsam in einem Raum aufhalten.«
    »Aber sie tun es. Die ganze Zeit, Agent Talley. Vielleicht sogar hier bei Interpol«, sagte ich.
    »Bei Interpol?« Er schien das sehr amüsant zu finden. »Für Interpol gibt es keine Gründe, das Falsche zu tun, so scheinheilig das auch klingen mag. Wir wollen nicht gelobt werden. Wir wollen keine Publicity, keine Autos, Waffen oder Uniformen.
    Wir streiten uns nicht über Zuständigkeiten. Wir haben ein erstaunlich kleines Budget für das, was wir tun. Die meisten Menschen wissen nicht einmal, dass es uns gibt.«
    »Sie sagen immer wir, als ob Sie dazugehören würden«, sagte Marino. »Ich bin verwirrt. Einmal sind Sie ATF, dann wieder ein Geheimkasper.«
    Talley zog eine Augenbraue in die Höhe und blies Rauch aus.
    »Geheimkasper?«, sagte er.
    »Wie sind sie hier gelandet?« Marino ließ immer noch nicht locker.
    »Mein Vater ist Franzose, meine Mutter Amerikanerin. Ich habe fast meine ganze Kindheit in Paris verbracht, dann zog meine Familie nach Los Angeles.«
    »Und dann?«
    »Jurastudium, dann zum ATF.«
    »Seit wann?«, fuhr Marino in seiner Befragung fort. »Ich bin seit ungefähr fünf Jahren dabei.« »Ach ja? Und wie viele davon hier?« Marino wurde mit jeder Frage streitlustiger. »Zwei Jahre.«
    »Ziemlich gemütlich. Drei Jahre auf der Straße und dann hierher zum Weintrinken in dieses große gläserne Schloss mit diesen hohen Tieren.«
    »Ich habe sehr großes Glück gehabt.« Talleys Höflichkeit hatte einen beißenden Unterton. »Sie haben vollkommen Recht. Vermutlich war es von Vorteil, dass ich vier Sprachen spreche und weit gereist bin. Zudem kenne ich mich mit Computern aus und habe in Harvard Kurse in internationaler Politik belegt.«
    »Ich muss mal.« Marino stand unvermittelt auf.
    »Es ist die Harvard-Geschichte, die ihn am meisten geärgert hat«, sagte ich zu Talley, als Marino davonmarschierte.
    »Ich wollte ihn nicht verärgern«, sagte er.
    »Natürlich wollten Sie das.«
    »Oh. So ein schlechter Eindruck von mir in so kurzer Zeit.«
    »Normalerweise benimmt er sich nicht so daneben«, fuhr ich fort. »Wir haben einen neuen Deputy Chief, der ihn in Uniform zurückgesteckt und ihn dann vom Dienst suspendiert und alles getan hat, um ihn kleinzukriegen.«
    »Wie heißt er?«, fragte Talley.
    »Es ist eine Frau«, antwortete ich. »Manchmal sind Frauen schlimmer als Männer, meiner Erfahrung nach. Sie fühlen sich bedroht, sind unsicher. Frauen neigen dazu, sich gegenseitig fertig zu machen, wenn sie einander eigentlich weiterhelfen sollten.«
    »Sie

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