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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Ging's darum? Wie viele andere Arschlöcher waren hier drin, um zu glotzen?«
    »Moment mal -« wollte Jenkins widersprechen.
    Marino riss ihm die Nikon aus den Händen.
    »Geben Sie mir Ihr Funkgerät«, fuhr Marino ihn an.
    Jenkins nahm es widerstrebend aus seinem Gürtel und reichte es ihm.
    »Raus jetzt«, sagte Marino.
    »Captain, ohne mein Funkgerät darf ich nicht gehen.« »Ich habe es Ihnen gerade erlaubt.«
    Niemand wagte es, Marino daran zu erinnern, dass er vom Dienst suspendiert war. Jenkins und Cooper verließen hastig den Raum. »Idioten«, sagte Marino.
    Ich drehte Brays Leiche auf die Seite. Rigor mortis war vollständig, was hieß, dass sie mindestens sechs Stunden tot war. Ich zog ihre Hose hinunter und machte einen Abstrich von ihrem Rektum, bevor ich das Thermometer einführte.
    »Ich brauche einen Detective und ein paar Kriminaltechniker«, sagte Marino ins Funkgerät.
    »Wie lautet die Adresse?«
    »Der aktuelle Fall«, antwortete Marino kryptisch.
    »Zehn-vier, Einheit neun«, sagte die Dienst habende Beamtin.
    »Minny«, sagte Marino zu mir. Ich wartete auf eine Erklärung.
    »Wir kennen uns seit Ewigkeiten. Sie ist meine Informantin in der Funkzentrale«, sagte er.
    Ich entfernte das Thermometer und hielt es hoch.
    »Siebenundzwanzig Komma drei«, sagte ich. »Der Körper kühlt normalerweise während der ersten acht Stunden um etwas weniger als ein halbes Grad ab. Bei ihr wird's schneller gegangen sein, weil sie halb nackt ist. Und hier drin? Hier hat's vielleicht einundzwanzig Grad?«
    »Weiß ich nicht. Mir ist heiß«, sagte Marino. »Auf jeden Fall wurde sie letzte Nacht ermordet, so viel steht fest.«
    »Von ihrem Mageninhalt erfahren wir vielleicht mehr«, sagte ich. »Haben wir eine Vorstellung, wie der Täter hereingekommen ist?«
    »Ich werde die Fenster und Türen überprüfen, wenn wir hier fertig sind.«
    »Lange gerade Risswunden«, sagte ich und untersuchte die Wunden nach Indizien, die es vielleicht nicht bis ins Leichenschauhaus schaffen würden. »Von einem Reifenabzieher vielleicht. Und überall diese eingeschlagenen Bereiche.«
    »Könnten vom Ende eines Reifenabziehers stammen«, sagte Marino.
    »Aber woher stammt das?«, fragte ich.
    An mehreren Stellen war von einem Gegenstand Blut auf die Matratze übertragen worden, der ein gestreiftes Muster wie ein beackertes Feld hinterlassen hatte. Die Streifen waren knapp vier Zentimeter lang, der Abstand dazwischen betrug ungefähr zwei Zentimeter, die Größe eines so gemusterten Abdrucks entsprach in etwa meiner Handfläche.
    »Die Abflüsse müssen auf Blut untersucht werden«, sagte ich, als ich Stimmen im Flur hörte.
    »Hoffentlich sind das die Frühstücksjungs«, sagte Marino und meinte damit Ham und Egglestone.
    Sie tauchten mit großen Pelican-Koffern auf.
    »Habt ihr eine Ahnung, was hier vor sich geht?«, fragte Marino sie.
    Die zwei Kriminaltechniker starrten auf das Bett.
    »Um Gottes willen«, sagte Ham schließlich.
    »Weiß jemand, was hier passiert ist?«, fragte Egglestone, den Blick auf die Überreste von Bray gerichtet.
    »Ihr wisst ungefähr so viel wie wir«, erwiderte Marino. »Warum wurdet ihr nicht früher gerufen?«
    »Mich überrascht, dass Sie davon wissen«, sagte Ham. »Wir haben erst jetzt davon erfahren.«
    »Ich habe meine Quellen«, sagte Marino.
    »Wer hat den Medien den Tipp gegeben?«, fragte ich.
    »Die haben vermutlich auch ihre Quellen«, sagte Egglestone.
    Er und Ham öffneten ihre Koffer und stellten Scheinwerfer auf.
    Marinos Nummer krächzte aus seinem konfiszierten Funkgerät und erschreckte uns damit beide. »Scheiße«, murmelte er. »Neun«, sagte er in das Gerät. Ham und Egglestone setzten graue Vergrößerungsbrillen oder, wie die Polizisten sie nannten, »Luke Skywalkers« auf.
    »Einheit Neun, zehn-fünf drei-vierzehn«, kam es aus dem Funkgerät.
    »Drei-vierzehn, sind Sie vor dem Haus?«, sagte Marino.
    »Bitte kommen Sie heraus«, sagte die Stimme.
    »Zehn-zehn«, sagte Marino und weigerte sich.
    Die Techniker begannen mit auf den Millimeter genauen Messungen und benutzten dazu weitere Vergrößerungsgläser, die aussahen wie Juwelierlupen. Ihre Brillen vergrößerten nur dreieinhalbfach, und manche Blutspritzer waren zu klein dafür.
    »Jemand hier will Sie sprechen. Sofort«, sagte die Stimme über das Funkgerät.
    »Mann, hier sind ja überall Spritzer.« Egglestone bezog sich auf Blut, das sich, während die Waffe zurückgeschwungen wurde, von ihr gelöst und dort, wo

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