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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Wahrscheinlich ist sein gesamter Körper mit langen blassen Haaren bewachsen. Möglicherweise rasiert er sich das ganze Gesicht, den Hals, den Kopf, er hat vermutlich ein missgestaltetes Gebiss, weit auseinander stehende, kleine, spitze Zähne. Wahrscheinlich sieht auch sein Gesicht etwas merkwürdig aus.« »Oh, Gott.«
    »Marino muss diesen Fall bearbeiten«, sagte ich zu ihm, als hätte ich das Recht dazu.
    »Was haben sie gesagt? Wir sollen der Öffentlichkeit erzählen, dass wir nach einem Mann mit vollständig behaartem Körper und spitzen Zähnen suchen? Wollen Sie, dass eine Panik ausbricht, wie sie diese Stadt noch nie erlebt hat?« Er bekam keine Luft mehr.
    »Bitte, beruhigen Sie sich.«
    Ich legte die Finger an seinen Hals, um seinen Puls zu kontrollieren. Er war lebensgefährlich hoch. Ich führte ihn ins Wohnzimmer, wo er sich setzte. Dann holte ich ihm ein Glas Wasser und massierte seine Schultern, sprach dabei leise mit ihm, zwang ihn, still zu sitzen, bis er sich beruhigt hatte und wieder regelmäßig atmete.
    »Sie dürfen sich nicht mit dieser Arbeit belasten«, sagte ich.
    »Marino sollte sich um diese Fälle kümmern und nicht die ganze Nacht in Uniform herumfahren. Gott steh Ihnen bei, wenn er diese Fälle nicht bearbeitet. Gott steh uns allen bei.«
    Harris nickte. Er stand auf und ging langsam zurück zur Schwelle zu diesem schrecklichen Tatort. Marino durchsuchte mittlerweile einen begehbaren Schrank, »Captain Marino«, sagte Harris.
    Marino hielt inne und warf seinem Chef einen trotzigen Blick zu.
    »Sie sind zuständig«, sagte Harris zu ihm. »Lassen Sie mich wissen, wenn sie irgendetwas brauchen.« Marinos behandschuhte Hände schoben Röcke auseinander. »Ich möchte mit Anderson sprechen«, sagte er.

40
    Rene Andersons Miene war hart und ihr Blick glasig wie die Scheibe, durch die sie starrte, als die Sanitäter den Sack mit Diane Brays Leiche auf einer Bahre an ihr vorbeischoben und in den Krankenwagen hievten. Es regnete noch immer.
    Sture Reporter und Fotografen, die sich wie Schwimmer auf Startblöcken vorbeugten, ließen Marino und mich nicht aus den Augen, als wir auf den Streifenwagen zugingen. Marino öffnete die Tür auf Andersons Seite und streckte den Kopf hinein.
    »Wir müssen ein bisschen plaudern«, sagte er zu ihr. Ihr angstvoller Blick hüpfte von ihm zu mir. »Kommen Sie«, sagte Marino.
    »Ich habe ihr nichts zu sagen«, sagte sie und sah mich an. »Ich glaube, der Doc ist vom Gegenteil überzeugt«, sagte er. »Na los. Steigen Sie aus. Ich will Ihnen nicht helfen müssen.«
    »Ich will nicht fotografiert werden!«, rief sie, aber es war zu spät.
    Kameras waren auf sie gerichtet wie die Speere einer ganzen Armee.
    »Hängen Sie sich einfach den Mantel über den Kopf, so wie Sie es im Fernsehen gesehen haben«, sagte Marino mit einer Spur Sarkasmus in der Stimme.
    Ich ging zum Krankenwagen, um kurz mit den beiden Sanitätern zu sprechen, die gerade die Hecktür schlossen.
    »Wenn Sie dort sind«, sagte ich, und kalte Regentropfen fielen auf mein Haar, »möchte ich, dass die Leiche unter Begleitschutz in den Kühlraum gebracht wird. Und dass Sie Dr. Fielding anrufen. Er soll dabei sein.«
    »Ja, Ma'am.«
    »Und es wird nicht darüber geredet.«
    »Tun wir nie.«
    »Aber besonders nicht über diesen Fall. Kein Sterbenswörtchen«, sagte ich. »Tun wir bestimmt nicht.«
    Sie stiegen ein und fuhren davon, während ich ins Haus zurückkehrte und den Fragen, Kameras und Blitzlichtern keinerlei Beachtung schenkte. Marino und Anderson saßen im Wohnzimmer, und Diane Brays Uhren standen übereinstimmend auf halb elf Uhr. Andersons Jeans waren nass, ihre Schuhe voller Erde und Gras, als ob sie hingefallen wäre. Sie fror und zitterte.
    »Sie wissen, dass wir von Bierflaschen die DNS bestimmen können«, sagte Marino zu ihr. »Von einer Zigarettenkippe. Ja, sogar vom Rand einer Pizza.«
    Anderson saß zusammengesackt auf der Couch, und aller Kampfgeist schien aus ihr entwichen zu sein.
    »Es hat nichts damit zu tun, dass -«, setzte sie an.
    »Kippen von Salem Menthol im Abfalleimer in der Küche«, fuhr Marino fort. »Die rauchen Sie doch, oder? Und ja. Es hat was damit zu tun, Anderson. Weil ich glaube, dass Sie gestern Abend hier waren, kurz bevor Bray ermordet wurde. Und ich glaube nicht, dass ein Kampf stattgefunden hat, vielleicht kannte sie sogar die Person, die sie im Schlafzimmer zu Tode geprügelt hat.«
    Marino glaubte keinen Augenblick daran, dass Anderson Bray

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