Blinder Passagier
gepolsterten Stühle, die Chaiselongue waren so vollständig mit Blut bespritzt, als hätte ein Innenausstatter es geplant. Aber diese Tropfen, Schmierflecken und Streifen waren nicht aus Farbe; sie waren Fragmente einer entsetzlichen Explosion, verursacht von einer psychopathischen menschlichen Bombe. Getrocknete Flecken verschmutzten antike Spiegel, auf dem Boden geronnene Blutlachen und -spritzer. Das breite Bett war mit Blut getränkt, und merkwürdigerweise waren die Laken entfernt.
Diane Bray war so zusammengeschlagen worden, dass ich ihre Rasse nicht hätte bestimmen können. Sie lag auf dem Rücken, ihre grüne Satinbluse und ihr schwarzer BH lagen auf dem Boden. Ich hob sie auf. Sie waren ihr vom Körper gerissen worden.
Jeder Zentimeter ihrer Haut war bedeckt mit Wischern, Schmierflecken und Wirbeln aus getrocknetem Blut, die mich erneut an Fingermalerei erinnerten, ihr Gesicht ein Brei aus gesplitterten Knochen und zerrissenem Gewebe. Am linken Handgelenk trug sie eine zerschmetterte goldene Uhr. Am rechten Ringfinger war ihr ein goldener Ring bis in den Knochen geschlagen.
Eine lange Zeit starrten wir sie nur an. Sie war von der Hüfte an aufwärts nackt. Ihre schwarze Kordhose und der Gürtel schienen unberührt. Ihre Fußsohlen und ihre Handflächen waren zerkaut, und diesmal hatte sich Loup-Garou nicht die Mühe gegeben, die Bisswunden unkenntlich zu machen. Es waren Kreise von weit auseinander stehenden, schmalen Zähnen, die nicht menschlich wirkten. Er hatte gebissen, gesaugt und geschlagen, und Brays vollständige Degradierung, ihre Verstümmelung, vor allem die ihres Gesichts, zeugten von ungebändigter Wut. Sie zeugten davon, dass sie ihren Mörder vielleicht gekannt hatte so wie Loup-Garous andere Opfer.
Nur, dass er sie nicht kannte. Bevor er vor ihrer Tür stand, waren sich er und seine Opfer nie begegnet außer in seinen infernalischen Fantasien.
»Was ist mit Anderson los?«, fragte Marino Butterfield.
»Sie hat davon erfahren und ist durchgedreht.«
»Das ist aber interessant. Heißt das, dass sich hier niemand um den Fall kümmert?«
»Marino, bitte gib mir deine Taschenlampe«, sagte ich.
Ich leuchtete überall hin. Blut war auf das Kopfpolster und die Nachttischlampe gespritzt, wenn der Aufprall der Schläge oder Stiche kleine Tropfen von der Waffe weggeschleudert hatte.
Es gab auch Flecken, die auf geringe Geschwindigkeit schließen ließen, Blut, das auf den Boden getropft war. Ich ging in die Hocke und beleuchtete den Holzboden neben dem Bett und fand lange blassblonde Haare. Sie klebten auch auf Brays Leiche.
»Es hieß, wir sollten den Tatort sichern und auf den Supervisor warten«, sagte einer der Polizisten.
»Auf welchen Supervisor?«, fragte Marino.
Ich richtete den Lichtstrahl schräg auf blutige Fußabdrücke neben dem Bett. Sie hatten ein eindeutiges Muster hinterlassen.
Ich sah zu den Polizisten im Zimmer.
»Hm, ich glaube der Chief höchstpersönlich. Ich glaube, er will sich die Sache selbst ansehen, bevor hier etwas unternommen wird«, sagte Butterfield zu Marino.
»Tja, das ist bitter für ihn«, sagte Marino. »Wenn er aufkreuzt, muss er draußen im Regen warten.«
»Wie viele Leute waren in diesem Zimmer?«, fragte ich.
»Weiß ich nicht«, sagte einer der Polizisten.
»Wenn Sie es nicht wissen, dann waren es zu viele«, entgegnete ich. »Hat einer von Ihnen die Leiche berührt? Wie nahe waren Sie dran?«
»Ich habe sie nicht angefasst.«
»Nein, Ma'am.«
»Wessen Fußspuren sind das?« Ich deutete darauf. »Ich muss es wissen, denn wenn sie nicht von Ihnen stammen, dann heißt das, dass der Mörder so lange da war, bis das Blut getrocknet war.«
Marino sah auf die Füße der Polizisten. Beide Männer trugen schwarze Crosstrainers. Marino ging in die Hocke und betrachtete die schwachen Abdrücke auf dem Holzboden.
»Könnte das etwa Vibram sein?«, fragte er sarkastisch.
»Ich muss anfangen«, sagte ich und holte Tupfer und ein Thermometer aus meinem Koffer.
»Verdammt noch mal, in diesem Raum sind zu viele Leute!«, sagte Marino. »Cooper, Jenkins macht euch woanders nützlich.«
Er deutete mit dem Daumen auf die offene Zimmertür. Sie starrten ihn an. Einer von ihnen wollte etwas sagen.
»Vergessen Sie's, Cooper«, sagte Marino zu ihm. »Und geben Sie mir die Kamera. Ihnen mag ja aufgetragen worden sein, den Tatort zu sichern, aber bestimmt nicht, den Fall zu bearbeiten.
Was? Konnten wohl nicht widerstehen, Ihren Deputy Chief so zu sehen?
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