Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
nach. Nicht einmal Lucy kannte mein Passwort. Wozu auch?
    »Außer Ihnen«, sagte ich zu Ruth, »fällt mir niemand ein.«
    »Sie wissen doch, dass ich es nie weitergeben würde!«
    »Das glaube ich Ihnen«, sagte ich, und es stimmte.
    Ruth würde nie ihren Job auf diese Weise gefährden.
    »Ich bewahre alle Adressen und Passwörter in einer Computerdatei auf, zu der niemand außer mir Zugang hat«, sagte sie.
    »Gibt es einen Ausdruck?«
    »In einer Akte im Aktenschrank, der verschlossen ist.« »Immer?«
    Sie zögerte und sagte dann: »Nicht immer. Auf jeden Fall nach Dienstschluss, aber die Aktenschränke sind untertags oft aufgesperrt, außer ich bin viel unterwegs. Aber meistens bin ich in meinem Büro. Außer wenn ich Kaffee hole oder Mittagessen gehe.«
    »Wie heißt die Datei?«, fragte ich, während sich Paranoia vor mir auftürmte wie Gewitterwolken.
    »E-Mail«, sagte sie, wohl wissend wie ich mich bei dieser Antwort fühlen würde. »Dr. Scarpetta, ich habe tausende von Dateien voller Programmiercodes und Updates, Korrekturen, Viren, neuer Dinge, die herauskommen, was auch immer. Wenn ich sie nicht einigermaßen präzise benenne, finde ich nie etwas wieder.«
    »Verstehe«, sagte ich. »Geht mir genauso.«
    »Ich kann Ihr Passwort gleich morgen früh ändern.«
    »Das ist eine gute Idee. Und Ruth, legen Sie es diesmal nirgendwo ab, wo es jemand finden könnte. Nicht in einer Akte, okay?«
    »Hoffentlich stecke ich nicht in Schwierigkeiten«, sagte sie voller Unbehagen, während ihr Baby weiter schrie. »Sie nicht, aber jemand anders«, sagte ich. »Aber vielleicht können sie mir dabei helfen, herauszufinden, wer es ist.«
    Es brauchte nicht viel Intuition meinerseits, um sofort an Ruffin zu denken. Er war schlau. Es lag auf der Hand, dass er mich nicht mochte. Ruths Bürotür war in der Regel geschlossen, damit sie sich konzentrieren konnte. Vermutlich war es für Ruffin nicht schwer gewesen, sich in ihr Büro zu stehlen und die Tür zu schließen, während sie beim Mittagessen war.
    »Dieses Gespräch ist absolut vertraulich«, sagte ich zu Ruth.
    »Sie dürfen nicht einmal Freunden oder Ihrer Familie davon erzählen.«
    »Sie haben mein Wort darauf.«
    »Wie lautet Chucks Passwort?«
    »R-O-O-S-T-R. Ich erinnere mich daran, weil ich mich ärgerte, als er darauf bestand. Als wäre er der Hahn im Hühnerstall«, sagte sie. »Seine Adresse ist, wie Sie wahrscheinlich wissen, C-H-U-C-K-O-C-M-E, wie in Chuck, Office of the Chief Medical Examiner.«
    »Und was, wenn ich eingeloggt wäre und jemand anders versuchte es zur gleichen Zeit?«, fragte ich als Nächstes.
    »Die Person, die es versucht, würde nicht reinkommen und bekäme die Meldung, dass jemand anders bereits drin ist. Eine Fehler- und eine Warnmeldung. Andersherum ist es nicht so. Wenn der böse Bube eingeloggt ist und Sie versuchen es, dann kriegen Sie zwar die Fehlermeldung, aber er erhält keinerlei Meldung.«
    »Es könnte also jemand versuchen, wenn ich bereits drin bin, und ich würde nichts davon erfahren.« »Genau.«
    »Hat Chuck zu Hause einen Computer?«
    »Er hat mich einmal gefragt, was es gäbe, was bezahlbar wäre, und ich habe ihm geraten, es in einem kleinen Laden zu versuchen. Ich hab ihm einen genannt.«
    »Wie heißt er?«
    »Disk Thrift. Er gehört einem Freund von mir.«
    »Können Sie diesen Freund zu Hause anrufen und herausfinden, ob Chuck etwas bei ihm gekauft hat?«
    »Ich kann es versuchen.«
    »Ich bin noch eine Weile im Büro«, sagte ich.
    Ich holte mir das Menü auf den Bildschirm und starrte auf das Symbol für AOL. Ich loggte mich problemlos ein, was hieß, dass sich niemand anders unter meinem Namen eingewählt hatte.
    Ich war versucht, mich als Ruffin einzuloggen, um nachzusehen, mit wem er korrespondierte und ob mir das etwas über seine Pläne verraten würde, aber ich traute mich nicht. Der Gedanke, in eine fremde Mailbox einzubrechen, jagte mir einen Schauder über den Rücken.
    Ich rief Marino an, erklärte ihm die Situation und fragte ihn, was ich seiner Meinung nach tun sollte.
    »Herrgott noch mal«, sagte er, ohne zu zögern. »Ich würd's tun.
    Ich hab dir schon immer gesagt, dass ich diesem kleinen Mistkerl nicht über den Weg traue. Und noch was, Doc. Woher willst du wissen, dass er nicht in deine Mailbox gegangen ist und manche Sachen gelöscht oder auch noch anderen Leuten als Rose Mails geschickt hat?«
    »Du hast Recht«, sagte ich, von dieser Vorstellung aufgebracht.
    »Ich lass dich wissen,

Weitere Kostenlose Bücher