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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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was ich finde.«
    Ruth rief ein paar Minuten später an und klang aufgeregt.
    »Er hat letzten Monat einen Computer und einen Drucker gekauft«, berichtete sie. »Für ungefähr sechshundert Dollar. Und bei dem Computer war ein Modem dabei.«
    »Und wir haben AOL-Software im Büro.«
    »Tonnenweise. Wenn er sie nicht gekauft hat, konnte er sie leicht aus dem Büro mitnehmen.«
    »Wir haben es hier mit einer sehr ernsten Situation zu tun. Es ist enorm wichtig, dass Sie niemandem ein Wort sagen«, erinnerte ich sie.
    »Ich habe Chuck noch nie gemocht.«
    »Das dürfen Sie auch niemandem sagen.«
    Ich legte auf, zog meinen Mantel an und fühlte mich elend wegen Rose. Ich war mir sicher, dass sie durcheinander war. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie auf dem Heimweg geweint hätte. Ihr Verhalten war stoisch, und sie zeigte nur selten Gefühle, aber ich wusste, sie wäre am Boden zerstört, wenn sie glaubte, mich verletzt zu haben. Ich ging hinaus zu meinem Wagen. Ich wollte, dass sie sich besser fühlte, und ich brauchte ihre Hilfe. Chucks E-Mail würde warten müssen.
    Rose war es müde gewesen, ein ganzes Haus zu bewohnen, und in eine Wohnung im West End gezogen, ein paar Blocks von einem Cafe namens Du Jour entfernt, in das ich sonntags hin und wieder zum Brunch ging. Sie lebte in einem alten, dreistöckigen dunkelroten Klinkergebäude, vor dem große Eichen standen. Es war eine relativ sichere Gegend, aber ich sah mich immer um, bevor ich ausstieg. Als ich neben Roses Honda parkte, fiel mir ein paar Autos entfernt ein Wagen auf, der aussah wie ein dunkler Taurus.
    Jemand saß darin, der Motor und die Schweinwerfer waren ausgeschaltet. Ich wusste, dass die meisten zivilen Polizeifahrzeuge in Richmond heutzutage Taurusse waren, und ich fragte mich, warum ein Polizist in der dunklen kalten Nacht hier warten sollte. Vielleicht wartete die Person ja auch darauf, dass jemand herauskam, um dann zusammen mit ihm wegzufahren, aber andererseits tat man das nicht mit ausgeschalteten Scheinwerfern und abgestelltem Motor.
    Ich fühlte mich beobachtet, holte meine Smith & Wesson aus der Handtasche und steckte sie in die Manteltasche. Ich ging den Gehweg entlang, sah das Kennzeichen an der vorderen Stoßstange des Wagens und prägte es mir ein. Ich spürte, wie mir jemand hinterhersah.
    Zu Roses Wohnung im dritten Stock gelangte man über ein Treppenhaus, das auf jedem Absatz mit einer einzigen Lampe schwach beleuchtet wurde. Ich war unruhig. Alle paar Schritte blieb ich stehen und horchte, ob mir jemand folgte. Was nicht der Fall war. Rose hatte einen Weihnachtskranz an die Tür gehängt, und sein Duft weckte starke Gefühle in mir. Ich hörte Händels Musik durch die Tür. Ich kramte in meiner Tasche nach einem Stift und einem Block und notierte mir das Autokennzeichen. Dann klingelte ich.
    »Himmel!«, rief Rose. »Was bringt Sie hierher? Kommen Sie herein. So eine nette Überraschung.«
    »Haben Sie durch das Guckloch geschaut, bevor Sie die Tür aufgemacht haben?«, fragte ich sie. »Zumindest könnten Sie fragen, wer da ist.«
    Sie lachte. Sie verspottete mich immer wegen meiner Sicherheitsbedenken, die in den Augen der meisten Menschen extrem waren, aber sie lebten auch nicht mein Leben.
    »Sind Sie gekommen, um mich auf die Probe zu stellen?«, fragte sie spöttisch.
    »Vielleicht sollte ich das tun.«
    Roses Möbel waren gemütlich und perfekt poliert. Alles war tadellos und genau arrangiert. Die Böden waren aus wunderschönem Hartholz, wie man es heute nicht mehr fand, und kleine Orientteppiche bildeten hier und dort Farbtupfer. Ein Gasfeuer sorgte für Wärme, und elektrische Kerzen brannten in den Fenstern, die auf eine Rasenfläche hinausgingen, auf der die Leute bei wärmerem Wetter grillten.
    Rose saß in einem Sessel, und ich setzte mich auf die Couch. Ich war erst zweimal in ihrer Wohnung gewesen, und es wirkte traurig und seltsam, keine Spur von ihren geliebten Hunden zu entdecken. Die letzten beiden ihrer adoptierten Windhunde waren jetzt bei ihrer Tochter, und ihre Katze war gestorben. Sie hatte nur noch ein Aquarium mit einer bescheidenen Anzahl von Guppys, Goldfischen und Mollys, weil Haustiere in diesem Gebäude nicht erlaubt waren.
    »Ich weiß, dass Sie Ihre Hunde vermissen«, sagte ich. Die Katze erwähnte ich nicht, denn Katzen und ich kamen nicht gut miteinander aus. »Irgendwann werde ich mir einen Windhund zulegen. Mein Problem ist nur, dass ich alle retten möchte.«
    Ich erinnerte mich an ihre.

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