Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
aufgetaucht«, sagte ich.
    »Oh doch, das ist er. Du hast ihn bloß nicht gesehen, weil er uns zuerst gesehen und sich aus dem Staub gemacht hat.« »Bist du sicher?«
    »Ich habe seinen beschissenen Miata in die Straße zum Shopping Center einbiegen sehen, auf halber Strecke zum Parkplatz hat er gewendet und ist davon wie der Teufel. Das war genau zu dem Zeitpunkt, als Bray noch was in ihr Telefon gesagt hat und wir schon vor ihrem Wagen standen.«
    »Chuck ist ihre direkte Verbindung zu mir«, sagte ich. »Sie könnte genauso gut einen Schlüssel zu meinem Büro haben.«
    »Vielleicht hat sie den sogar«, sagte Marino. »Aber, Doc, Chuckie-Boy kannst du mir überlassen.«
    »Mach mir keine Angst«, sagte ich. »Bitte, tu nichts Unüberlegtes, Marino. Schließlich arbeitet er für mich. Ich brauche nicht noch mehr Probleme.«
    »Genau meine Meinung. Du brauchst nicht noch mehr Probleme.«
    Er setzte mich vor der Gerichtsmedizin ab und wartete, bis ich in meinen Wagen gestiegen war. Ich fuhr nach ihm aus dem Parkplatz, dann trennten sich unsere Wege.

19
    Die winzigen Mondaugen von der Haut des toten Mannes glühten in meinem Inneren. Sie blickten mich von dem tiefen verbotenen Ort aus an, wo ich meine Ängste aufbewahrte, die zahlreich waren und von einer Art, wie niemand sonst sie empfand, den ich kannte. Der Wind rüttelte an kahlen Bäumen, und Wolken trieben in Fetzen über den Himmel, während sich eine Kaltfront näherte.
    In den Nachrichten hatte ich gehört, dass die Temperatur in der Nacht gegen null fallen könnte, was nach den warmen Herbstwochen unvorstellbar war. In meinem Leben schien alles aus dem Gleichgewicht geraten und anormal. Lucy war nicht Lucy, deswegen konnte ich sie nicht anrufen, und sie sprach nicht mehr mit mir. Marino bearbeitete einen Mord, obwohl er kein Detective mehr war, und Benton war fort, und überall, wo ich nach ihm suchte, fand ich leere Bilderrahmen. Ich wartete noch immer darauf, dass sein Wagen die Einfahrt heraufkam, dass das Telefon klingelte und ich seine Stimme hörte, weil die Zeit noch nicht reif war, dass mein Herz akzeptierte, was mein Verstand seit langem wusste.
    Ich verließ den Downtown Expressway und fuhr auf die Cary Street, und als ich gerade am Einkaufszentrum und dem Venice Restaurant vorbeikam, fiel mir im Rückspiegel ein Auto auf. Es fuhr sehr langsam und war zu weit entfernt, als dass ich die Person am Lenkrad hätte sehen können. Mein Instinkt riet mir, langsamer zu fahren, und als ich es tat, verlangsamte auch der andere Wagen. Ich bog nach rechts ab, und das Auto blieb hinter mir. Als ich links in die Windsor Farms einbog, folgte es mir, behielt die gleiche sichere Distanz bei.
    Ich wollte nicht tiefer in dieses Viertel fahren, weil die Straßen gewunden, eng und dunkel waren. Es gab viele Sackgassen. Ich fuhr nach rechts auf die Dover und wählte Marinos Nummer, als der Wagen hinter mir wieder auftauchte. Meine Angst wuchs.
    »Marino«, sagte ich laut. »Sei zu Hause, Marino.«
    Ich legte auf und versuchte es noch einmal.
    »Marino! Verdammt noch mal, sei zu Hause!«, sagte ich zu dem Telefon im Armaturenbrett, während Marinos altmodisches schnurloses Telefon in seinem Haus klingelte und klingelte.
    Wahrscheinlich hatte er es wieder einmal neben den Fernseher gelegt. In der Hälfte der Fälle fand er es nicht, weil er es nicht zurück in die Basisstation gestellt hatte. Vielleicht war er auch noch nicht zu Hause.
    »Was ist?« Seine laute Stimme erschreckte mich.
    »Ich bin's.«
    »Gottverdammtes Drecksstück. Wenn ich mir noch ein einziges Mal das Knie an diesem verfluchten Tisch anhaue -« »Marino, hör mir zu!«
    »Einmal noch, und ich schmeiß ihn raus und dresche mit einem Hammer drauf ein, bis er auseinander fällt! Genau ins Knie! Ich seh das verdammte Ding nicht, weil es aus Glas ist, und rate mal, wer gesagt hat, dass es so hübsch aussehen würde?«
    »Beruhige dich«, rief ich und ließ den Wagen im Rückspiegel nicht aus den Augen. »Ich habe drei Bier getrunken, bin hungrig und hundemüde. Was ist?«, fragte er. »Jemand verfolgt mich.«
    Ich bog rechts in den Windsor Way ab und fuhr zurück zur Cary Street. Bei normalem Tempo. Ich tat nichts Auffälliges, außer dass ich nicht nach Hause fuhr.
    »Was soll das heißen, jemand verfolgt dich?«, fragte Marino.
    »Was glaubst du wohl, dass es heißen soll?«, antwortete ich.
    »Dann komm sofort her. Schau, dass du aus deinem dunklen Viertel rauskommst.« »Mach ich schon.«
    »Kannst du

Weitere Kostenlose Bücher