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Blinder Passagier

Blinder Passagier

Titel: Blinder Passagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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so etwas nie zulassen.
    Er drängte sie nahezu gegen ihren glänzenden neuen Wagen. Es entging mir nicht, dass sie eine Kordhose, Joggingschuhe und eine Polizeijacke trug. Eitel wie sie war, würde sie in dieser Kluft nie in ein edles Restaurant zum Essen gehen.
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte sie laut zu Marino.
    »Oh je, tut mir Leid«, sagte er und trat zur Seite.
    Ich wählte meine nächsten Worte sorgfältig. Ich konnte sie nicht direkt beschuldigen, aber ich wollte ihr klarmachen, dass sie nicht ungeschoren davonkommen, sondern auf der Strecke bleiben und dafür bezahlen würde, wenn sie an ihren hinterhältigen Vorhaben festhielt.
    »Sie sind Kriminalpolizistin«, sagte ich nachdenklich zu ihr.
    »Vielleicht könnten sie mir sagen, wie Ihrer Meinung nach jemand an mein Passwort kommen und in meinem Namen EMails verschicken konnte. Und dann hat jemand - wahrscheinlich dieselbe Person - einen dummen gehirnkranken Chat Room namens Liebe Dr. Kay im Internet eingerichtet.«
    »Wie schrecklich. Aber da kann ich Ihnen nicht helfen, tut mir Leid. Ich bin keine Computerspezialistin«, sagte sie lächelnd.
    Ihre Augen waren dunkle Löcher, ihre Zähne blitzten im Schein der Lichter auf wie stählerne Schneiden.
    »Ich würde Ihnen empfehlen, sich in Ihrer nächsten Umgebung umzusehen, vielleicht haben Sie jemanden verärgert, einen Freund, mit dem Sie sich gestritten haben«, sagte sie. »Ich habe wirklich keine Ahnung, aber ich vermute, dass es jemand ist, zu dem Sie irgendeine Verbindung haben. Wie ich höre, ist Ihre Nichte eine Computerexpertin. Vielleicht kann sie Ihnen helfen.«
    Dass sie Lucy erwähnte, machte mich wütend.
    »Ich würde gern mit ihr sprechen«, sagte Bray nebenbei. »Wie Sie wissen, implementieren wir COMPSTAT und brauchen einen Computerexperten.«
    COMPSTAT, ein Computer unterstütztes Statistikprogramm, ein neues, technologisch fortgeschrittenes Überwachungsmodell, war von der New Yorker Polizei entwickelt worden. Um es zu installieren, wären Experten nötig, aber so ein Projekt jemandem mit Lucys Fähigkeiten und Erfahrung vorzuschlagen, war eine Beleidigung.
    »Wenn Sie das nächste Mal mit ihr sprechen, könnten Sie es ihr ausrichten«, fügte Bray hinzu.
    Marino kochte vor Wut.
    »Wir sollten uns wirklich einmal zusammensetzen, Kay, dann kann ich Ihnen von meinen Erfahrungen in Washington berichten«, sagte sie, als hätte ich mein Leben lang in einer Kleinstadt gearbeitet. »Sie können sich gar nicht vorstellen, was die Leute alles versuchen, um einen zu Fall zu bringen. Vor allem Frauen gegen Frauen, Sabotage am Arbeitsplatz. Ich habe die Besten abstürzen sehen.«
    »Dessen bin ich mir sicher«, sagte ich.
    Sie schloss die Wagentür ab und sagte: »Nur damit Sie es wissen, um an der Bar zu sitzen, muss man nicht reservieren. Dort esse ich meist sowieso. Sie sind berühmt für ihr Steak Fromage, aber ich empfehle Ihnen den Hummer, Kay. Und Ihnen, Captain Marino, würden die Zwiebelringe schmecken. Wie ich höre, könnte man dafür sterben.«
    Wir sahen ihr nach.
    »Verdammte Hure«, sagte Marino.
    »Verschwinden wir«, sagte ich.
    »Ja, das Letzte, was ich möchte, ist, in der Nähe von einer solchen Giftnatter essen. Ich hab nicht mal mehr Hunger.« »Das wird sich ändern.«
    Wir stiegen in seinen Pickup, und ich versank in einer schweren Depression, die an mir klebte wie Teer. Ich wollte einen Sieg, einen Funken Optimismus in dem eben geführten Gespräch finden, aber es gelang mir nicht. Ich fühlte mich geschlagen.
    Schlimmer, ich kam mir idiotisch vor.
    »Willst du eine Zigarette?«, fragte mich Marino und drückte auf den Zigarettenanzünder.
    »Warum nicht?«, murmelte ich. »Ich werde demnächst wieder aufhören.«
    Er gab mir eine und zündete seine an. Dann reichte er mir den Anzünder und ließ mich dabei nicht aus dem Blick. Er wusste, wie ich mich fühlte.
    »Ich glaube trotzdem, dass wir das Richtige getan haben«, sagte er. »Ich wette, sie sitzt da drin und kippt einen Whiskey nach dem anderen, weil wir sie eiskalt erwischt haben.«
    »Wir haben sie nicht eiskalt erwischt«, sagte ich und blinzelte in die Lichter vorbeifahrender Autos. »Das Einzige, was bei ihr was nützt, ist Prävention. Wir müssen weiteren Schaden verhindern, indem wir nicht nur ihre nächsten Schritte voraussehen, sondern selbst auch unheimlich vorsichtig vorgehen.«
    Ich öffnete das Fenster ein paar Zentimeter, und kalte Luft streifte mein Haar. Ich blies Rauch hinaus.
    »Chuck ist nicht

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