Blinder Passagier
Ihnen noch nicht in den Sinn gekommen, etwas aufzuhängen oder in eine Schublade zu legen«, bemerkte Posner.
»Gehört das zu meinen Hausaufgaben?« »Ich hole eine Tüte für das Glas«, sagte Ruffin. »Falls es nicht dicht ist.«
»Gute Idee«, sagte ich. Dann fragte ich Posner: »Wie schnell können Sie sich die Sachen ansehen?«
»Weil Sie es sind, werde ich die tödliche Frage stellen«, sagte er.
»Wie schnell brauchen Sie es?«
Ich seufzte.
»Okay, okay.«
»Interpol versucht herauszufinden, wer der Mann war. Ich bin ebenso unter Druck wie alle anderen, Larry«, sagte ich.
»Sie brauchen sich nicht zu rechtfertigen. Ich weiß, wenn Sie sofort sagen, dann gibt es immer einen guten Grund. Ich glaub, jetzt habe ich mir selbst ein Bein gestellt«, fügte er hinzu. »Was ist mit Ruffin? Es schien, als hätte er nicht gewusst, dass er für die Ausbildung bei der Polizei nicht angenommen wurde. Himmel, das ganze Haus weiß es.«
»Erstens, ich wusste es nicht«, sagte ich. »Und zweitens, ich verstehe nicht, dass es das ganze Haus weiß.«
Noch während ich sprach, fiel mir Marino ein. Er wollte es Ruffin heimzahlen, und vielleicht hatte er es getan, indem er diese Neuigkeit irgendwie herausgefunden und sie schadenfroh verbreitet hatte.
»Vermutlich hat Bray ihn vor die Tür gesetzt«, sagte Posner.
Kurz darauf kam Ruffin mit einer Plastiktüte zurück. Wir verließen den Raum und wuschen uns in der jeweiligen Umkleidekabine. Ich nahm mir Zeit. Ich ließ ihn im Flur warten, wohl wissend, dass seine Anspannung mit jeder Sekunde größer wurde.
Als ich schließlich fertig war, gingen wir schweigend nebeneinander her, und er blieb zweimal stehen, um Wasser zu trinken.
»Hoffentlich kriege ich kein Fieber«, sagte er. Ich blieb stehen und sah ihn an, und er zuckte unwillkürlich zurück, als ich meinen Handrücken auf seine Wange legte. »Ich glaube nicht«, sagte ich.
Ich ging mit ihm durch die Lobby und auf den Parkplatz, und mittlerweile hatte er eindeutig Angst.
»Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte er schließlich, räusperte sich und setzte seine Sonnenbrille auf.
»Warum fragen Sie mich das?«, sagte ich arglos.
»Weil Sie mich hier raus begleiten und so.«
»Ich gehe zu meinem Wagen.«
»Mir tut Leid, was ich über die Probleme hier und das Internet und so gesagt habe«, fuhr er fort. »Ich wusste, dass ich besser den Mund gehalten hätte, dass Sie sich über mich ärgern würden.«
»Warum glauben Sie, dass ich mich über Sie geärgert habe?«, fragte ich und schloss meinen Wagen auf.
Er schien nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte. Ich öffnete den Kofferraum und stellte die Plastiktüte hinein.
»Sie haben dort einen Kratzer im Lack. Wahrscheinlich ein hochgeschleuderter Stein. Aber es fängt an zu rosten -«
»Chuck, ich möchte, dass Sie mir zuhören«, sagte ich ruhig. »Ich weiß Bescheid.«
»Bitte? Ich verstehe nicht, was Sie meinen.« Er stolperte über die Worte.
»Sie verstehen es ganz genau.«
Ich stieg ein und ließ den Motor an.
»Steigen Sie ein, Chuck«, sagte ich. »Sie sollten nicht in der Kälte stehen. Vor allem, da Sie sich nicht wohl fühlen.«
Er zögerte und roch nach Angst während er auf die Beifahrerseite ging.
»Schade, dass Sie es nicht zu Buckhead's geschafft haben. Wir hatten ein interessantes Gespräch mit Deputy Chief Bray«, sagte ich, als er die Tür schloss.
Ihm blieb der Mund offen stehen.
»Ich bin sehr erleichtert, dass endlich viele meiner Fragen beantwortet sind«, fuhr ich fort. »E-Mail, das Internet, Gerüchte über meine Karriere, undichte Stellen.«
Ich wartete auf seine Reaktion, und erschrak, als es aus ihm herausbrach. »Deswegen kann ich plötzlich nicht mehr zur Polizei, stimmt's? Sie haben sie gestern Abend getroffen, und heute früh erfahre ich es. Sie haben mich schlecht gemacht, ihr gesagt, dass sie mich nicht nehmen soll und es überall herumerzählt.«
»Ihr Name ist nicht einmal gefallen. Und ich habe nirgendwo etwas über Sie erzählt.«
»Quatsch.« Seine zornige Stimme zitterte, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. »Ich wollte mein Leben lang Polizist werden, und Sie haben mir diese Möglichkeit kaputt gemacht.«
»Nein, Chuck, das waren Sie selbst.«
»Rufen Sie sie an und reden Sie mit ihr. Tun Sie das«, bettelte er wie ein verzweifeltes Kind. »Bitte.«
»Warum wollten Sie Bray gestern Abend treffen?«
»Weil sie mich darum gebeten hat. Ich weiß nicht, was sie wollte.
Sie hat mir eine
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